Patrick Güldenberg im „Tatort: Donuts“: So tickt der neue Kommissar

Patrick Güldenberg im „Tatort: Donuts“: So tickt der neue Kommissar

Patrick Güldenberg (geb. 1979) feiert im Bremer „Tatort: Donuts“ (2.4., 20:15 Uhr) seinen Einstand als Bremerhavener Kommissar Robert Petersen. Was das für ihn als Schauspieler bedeutet, erklärt der gebürtige Hamburger im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Dabei schwärmte er auch von seiner Rolle, die mit einem schwulenfeindlichen Diss geoutet wird, und darauf so herrlich „normal“ reagiert. Außerdem erzählt er von einer prägenden Kindheitserinnerung, die ebenfalls mit Sonntagskrimi zu tun hat.

Sie sind jetzt ein „Tatort“-Kommissar. Was bedeutet das für Sie als Schauspieler?

Patrick Güldenberg: Dass ich jetzt „Tatort“-Kommissar bin, freut mich riesig. Es ist ein außergewöhnliches Format, das ganz stark mit der deutschen Fernsehidentität verbunden ist. Auch ich persönlich schaue die Sonntagkrimis wirklich gerne und habe schon viele spannende Abende allein oder gemeinsam mit Freunden damit verbracht.

Was haben Ihre Eltern dazu gesagt, dass Sie jetzt „Tatort“-Kommissar sind?

Güldenberg: Meine Eltern freuen sich total und sind auch sehr stolz. Das lief bei uns ja schon im Fernsehen, als ich noch ein Kind war. Im Dachgeschoss unseres Hauses hat damals der Schauspieler Diego Wallraff gewohnt, der im „Tatort“ dann mal einen Mörder gespielt hat, als ich ungefähr acht Jahre alt war. Eigentlich durfte ich den Sonntagskrimi natürlich noch nicht sehen, bei dieser Ausstrahlung haben meine Eltern dann aber eine Ausnahme gemacht. Ich fand es total irre, Diego Wallraff im Fernsehen zu sehen, nachdem er mir ein paar Tage vorher noch im Treppenhaus begegnet war.

Welche Sonntagskrimikommissare schauen Sie selbst gern?

Güldenberg: Tatsächlich finde ich das neue Bremer Team sehr interessant und das nicht nur, weil ich jetzt Teil davon bin (lacht). Ich kenne Jasna Fritzi Bauer und Luise Wolfram schon lange. Mit Jasna habe ich viele wilde Abende in der Berliner Volksbühne verbracht, wenn wir zusammengespielt haben. Und Luise habe ich auch schon oft in Berlin auf der Bühne gesehen. Insofern war es für mich wirklich eine große Freude, dass ich jetzt ausgerechnet mit den beiden im Team bin. Wir sind wirklich ein tolles Trio. Darüber hinaus bin ich großer Fan der alten Schimanski-Krimis.

Im Bremen-„Tatort“ spielen Sie Kommissar Robert Petersen. Was mögen Sie an Ihrer Rolle besonders gern?

Güldenberg: Das ist eine toll geschrieben Figur, die ich schon beim ersten Lesen des Drehbuches sehr gern zum Leben erwecken wollte. Robert Petersen steht für eine neue Form der Männlichkeit. Im Gegensatz zu seinem Vorgesetzten Lennard [Bozidar Kocevski, geb. 1983] versucht er mit Teamfähigkeit, Intuition, Vertrauen, einer verbesserten Kommunikation und einfach generell einer anderen Herangehensweise den Fall zu lösen. Er macht die Dinge anders, als es viele Männer in der Generation vor ihm getan haben.

An einer Stelle im Film wird Robert Petersen schwulenfeindlich gedisst, sein Outing für die Zuschauerinnen und Zuschauer. Was halten Sie davon?

Güldenberg: Ich finde spannend, dass die Sexualität der Figur sehr selbstverständlich und unaufgeregt erzählt wird. Das hat mir total gut gefallen. Dass diese Figuren aus der Sidekick-Ecke herauskommen und stattdessen einfach mitten im Leben stehen wie alle anderen auch, wollten wir ja unter anderem auch mit der Initiative #ActOut [2021] erreichen. Das ist bei diesem Drehbuch wirklich sehr gut gelungen. Dieser Moment, in dem Kommissar Lennard Kommissar Petersen in der Form angreift, ist ein total wichtiger Initiationsmoment. Es geht hier auch um seine Emanzipation und es ist schön zu sehen, wie er daraus eine große Stärke entwickelt. Weil Petersen so normal darauf reagiert, wirkt Lennard irgendwie alt und aus der Zeit gefallen.

Wie geht es denn mit Ihrer unaufgeregt eingeführten Rolle im Bremen-Krimi weiter?

Güldenberg: Im „Tatort: Donuts“ bin ich der Bremerhavener Kommissar, der zu den Bremer Ermittlerinnen dazustößt, weil der Freihafen auf Bremerhavener Stadtgebiet ist. Wie es mit Kommissar Petersen weitergeht, ist noch nicht klar. Ich würde mich aber natürlich freuen, wenn es weitergeht.

Regisseur Sebastian Ko (geb. 1971) hat gesagt, dass es der aufwändigste „Tatort“ war, den er jemals gedreht hat. Was haben Sie als Schauspieler davon mitbekommen?

Güldenberg: Es gab tatsächlich fast während des gesamten Drehs eine Second Unit, die die ganzen Stunt- und Nacht-Szenen gedreht hat. Außerdem haben wir im Bremerhavener Freihafen gedreht: Aus Zollgründen war es logistisch unglaublich aufwändig, das ganze Team auf dieses Gelände zu bekommen. Aber es war auch echt eine tolle Erfahrung, weil das ja ein Ort ist, an den man normalerweise nicht kommt.

Sie standen schon als Kind vor der Kamera. Wann war Ihnen klar, dass es beruflich wirklich in diese Richtung gehen wird?

Güldenberg: Ich wollte schon immer Schauspieler werden, schon seit meinem ersten Besuch im Kindertheater, einem Weihnachtsmärchen. Mein großes Glück war, dass ich in den 1990er Jahren in Hamburg großgeworden bin. Damals wurde dort unheimlich viel gedreht und so gab es eines Tages auch an meiner Schule einen Aushang für ein Casting. Da bin ich dann hin und durfte auch sofort anfangen zu spielen. Meine Eltern haben mich glücklicherweise immer unterstützt, obwohl sie aus einem ganz anderen Kontext kommen – sie haben im Büro gearbeitet. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.

Und was ist Ihr liebster Ausgleich zur Schauspielerei?

Güldenberg: Ich reise viel und mache sehr gerne Sport. Beispielsweise gehe ich gerne klettern, mache Yoga und Kraftsport. Außerdem bin ich beim Urban Sport Club angemeldet und probiere da immer mal wieder neue Sportarten aus. Neulich habe ich einen „Brazilian Jiu-Jitsu“-Kurs gemacht. Das war großartig. Ich habe aber einen sehr illustren, bunten Freundeskreis, mit dem ich sehr viele unterschiedliche Dinge unternehme. Generell versuche ich, einen guten Ausgleich zur Arbeit zu schaffen, indem ich mein Leben recht spannend gestalte.

(ili/spot)

Bild: Robert Petersen (Patrick Güldenberg), Linda Selb (Luise Wolfram), Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer, r.) ermitteln im „Tatort. Donuts“. / Quelle: Radio Bremen / Jörg Landsberg

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