„Die Rache an der Welt“: So wird der neue Furtwängler-„Tatort“

„Die Rache an der Welt“: So wird der neue Furtwängler-„Tatort“

20 Jahre glänzt Maria Furtwängler (56) nun schon als „Tatort“-Kommissarin. Im Jahr 2002 schlüpfte die Schauspielerin zum ersten Mal in ihre Paraderolle der Kommissarin Charlotte Lindholm. Am kommenden Sonntag (9. Oktober 2022, 20:20 Uhr im Ersten) ermittelt sie in „Die Rache an der Welt“ zum insgesamt 30. Mal. Die Macher des NDR-Krimis setzten für das Jubiläum überraschenderweise auf einen recht biederen, herkömmlichen Sonntagabendkrimi der alten Schule. Lohnt sich dennoch ein Blick nach Göttingen?

Darum geht es im „Tatort: Die Rache an der Welt“

Die heile Welt von Göttingen wird durch einen Serientriebtäter erschüttert, der an abgelegenen Ecken Frauen auflauert und zu sexuellen Handlungen zwingt. Der „Wikinger“, wie der Mann in der Presse genannt wird, hat seine Opfer bislang am Leben gelassen. Als in einem kleinen Park an einem See die Leiche der Studentin Mira gefunden wird, fragen sich Charlotte Lindholm und Anaïs Schmitz (Florence Kasumba, 45), ob der „Wikinger“ dieses Mal einen Schritt weiter gegangen sein könnte. Ein Augenzeuge beschreibt den Täter als einen Mann mit migrantischer Herkunft. Doch der Zeuge erscheint voreingenommen, ist seine Aussage wirklich belastbar? Um keine Zeit zu verlieren, gibt Charlotte Lindholm den Anstoß für eine erweiterte Herkunftsanalyse der DNA vom Tatort …

Lohnt sich das Einschalten?

Leider eher nicht. Außer man ist großer Lindholm-Fan. Zwar ist „Die Rache an der Welt“ ein klassischer Sonntagabendkrimi, der ohne avantgardistische Spielereien auskommt, aktuelle gesellschaftliche Probleme skizziert und auf Nebenkriegsschauplätze wie ein Psychogramm der Protagonisten verzichtet. So weit, so vertraut, aber eben auch extrem mutlos. Das größte Problem: Der Film strotzt vor Plattitüden, Stereotypen und unrealistischen Szenerien. Beispiele gibt es zuhauf: Lindholm in einer Männerkneipe, Lindholm will einen Fußballspieler auf dem Platz verhören oder Lindholm spricht mit einem afghanischen Flüchtling über den dortigen Nationalsport Buzkaschi. Viel schwere Kost.

Die Filmmusik erinnert zudem in weiten Teilen an „Die drei ???“-Hörspielkassetten längst vergangener Tage und die Figur Lindholm ist ohne Tiefe gezeichnet und komplett austauschbar. Das geht viel besser. Eine Spannungskurve ist in den 90 Minuten zwar durchaus vorhanden, aber zwei Minuten nach dem Abspann haben sicherlich viele Zuschauer die Hälfte des Films wieder vergessen. Um was ging es jetzt? Um straffällige Flüchtende? Um einen Serienvergewaltiger mitten in Göttingen? Oder doch um eine Beziehungstat? Oder um was ganz anderes? Für ein 20-jähriges Jubiläum einer alteingesessenen „Tatort“-Kommissarin hätte man sich mehr erwarten können.

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