Anna Netrebko möchte gegen Russophobie kämpfen

Anna Netrebko möchte gegen Russophobie kämpfen

Die russisch-österreichische Opernsängerin Anna Netrebko (50) hat sich ausführlich zu ihrer Einstellung gegenüber Russland, Putin und dem Krieg in der Ukraine geäußert. Netrebko hatte zuvor aufgrund ihrer „fehlenden ausreichenden Distanzierung“, wie es etwa die Bayerische Staatsoper formuliert hatte, einige Engagements verloren.

Im Gespräch mit „Die Zeit“ sagt sie nun, sie stehe nach wie vor zu ihrem Statement, das sie Ende März über ihren Anwalt abgegeben hatte. „Ich bin natürlich gegen diese schreckliche Gewalt“, meint Netrebko. Gegen den russischen Präsidenten könne sie sich aber nicht stellen – wie etwa von Peter Gelb, dem Chef der Metropolitan Opera, gefordert. „Niemand in Russland kann das. Putin ist immer noch der Präsident Russlands. Ich bin noch immer eine russische Staatsbürgerin, da kann man so etwas nicht machen. Verstehen Sie?“

„Ich verurteile den Krieg gegen die Ukraine ausdrücklich und meine Gedanken sind bei den Opfern dieses Krieges und ihren Familien“, ließ Netrebko im März mitteilen. Sie erklärte damals, dass sie aber ihr Heimatland Russland „liebe“. Durch ihre Kunst strebe sie „ausschließlich Frieden und Einigkeit“ an.

Sommertour durch Europa

Die verlorenen Engagements scheinen der Karriere der Operndiva nicht geschadet zu haben. Bis 2027 habe sie bereits Karrierepläne, wie sie jetzt weiter erzählt. Diesen Sommer trete sie etwa in Regensburg, Madrid, Köln, Stuttgart, Hamburg und Buenos Aires auf. In Russland sind vorerst allerdings keine Auftritte geplant, „weil ich denke, dass es nicht der richtige Zeitpunkt ist“. Die Sängerin sehe ihre Aufgabe darin, „gegen jegliche Russophobie anzukämpfen, indem ich auf der Bühne auftrete und singe, auch russisches Repertoire, was jetzt manchmal unerwünscht ist.“

Weiter berichtet die Künstlerin, dass sie momentan zwischen allen Stühlen sitze: „In Russland ist man schon verärgert darüber, dass ich überhaupt etwas dagegen gesagt habe.“ Die Sängerin besitzt sowohl einen österreichischen als auch einen russischen Pass und lebt in Wien. Sie habe auch Angst gehabt, dass sie auf eine Sanktionsliste gesetzt werden oder ihren österreichischen Pass verlieren könne. Sie könne es nicht allen recht machen, so Netrebko: „Eines Tages werden die Menschen verstehen – ich bin keine Heimatverräterin, und ich bin auch nicht gegen die Ukraine.“

Netrebko bekräftigte zudem ein weiteres Mal ihre Heimatliebe: „Ich liebe mein Land, meine Kultur, die Menschen. Ich finde es nicht richtig, was dort jetzt gerade passiert, aber ich bleibe eine Russin.“

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