Zum Tod von Rosi Mittermaier: Ohne großen Ehrgeiz zum Erfolg

Zum Tod von Rosi Mittermaier: Ohne großen Ehrgeiz zum Erfolg

„Gold-Rosi“ ist tot: Die beliebte, ehemalige Skirennfahrerin Rosi Mittermaier ist am Mittwoch „nach schwerer Krankheit“ im Alter von 72 Jahren gestorben. Das gab ihre Familie in einem Statement gegenüber dem „Bayerischen Rundfunk“ bekannt. Mit ihrer bodenständigen Persönlichkeit und ihrem Sieg bei den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck war sie seit Jahrzehnten der Liebling der Wintersportfans.

Diesen Titel hätte auch keine Bessere tragen können. Ihr Leben verbrachte Rosi Mittermaier von Kleinauf im Schnee. Die Oberbayerin wuchs in Reit im Winkl auf. Der Ort ist für seine Pisten bekannt, die Eltern führten ein Gasthaus und ein Studentenhaus. Rosis Vater war zudem Skilehrer mit eigener Schule – am Wintersport gab es damit praktisch kein Vorbeikommen.

Zusammen mit ihren Schwestern Heidi und Evi lernte Rosi früh, genauer gesagt mit zwei Jahren, über den Schnee zu fliegen, die Rennen wurden zur sonntäglichen Papa-Töchter-Tradition. Druck gab es vom Vater dabei nie, wie Mittermaier 2015 dem BR erklärte: „Wenn wir wieder irgendwo ausgeschieden sind oder so, dann hat er höchstens gemeint, dass es dafür im nächsten Rennen umso besser sein würde und dass man sich halt um die Fehler kümmern müsse.“ Für sie sei die Hauptsache gewesen, „dass das alles recht lustig war.“

„Wenn es schneit, dann ist es das Höchste“

Auf der elterlichen Winkelmoos-Alm machte sie zwar eine Lehre zur Hotelfachfrau, ihr Herz aber hing ihr Leben lang am Skisport. Ihre Liebe dafür erklärte sie ebenfalls dem BR mit den Worten: „Ich bin wahnsinnig gerne Ski gefahren. Ich bin auch gerne Ski gefahren, wenn das Wetter schlecht war, und ich liebte und liebe auch heute noch den Schnee – ich schaufle zum Beispiel gerne Schnee. Wenn es schneit, dann ist es für mich wirklich das Höchste.“

Die Leidenschaft machte sich bezahlt: 1965 trainierte sie erstmals mit der Nationalmannschaft. In der Gruppe auf der Zugspitze lernte sie ihre beste Freundin auf Lebenszeit kennen. Dass sie beim Publikum so beliebt war, lag auch an ihrer Philosophie, die Menschen über den Ehrgeiz zu stellen. Sie wollte in ihren Konkurrentinnen lieber Freundinnen sehen oder mit dem Starter beim Rennen Späße machen, anstatt sich zu konzentrieren. Erfolgreich war sie trotzdem oder gerade deswegen: In der Saison 1966/67 gewann sie ihre erste Deutsche Meisterschaft – und lernte ihren späteren Mann Christian Neureuther (73) kennen.

Der Postbote wurde „narrisch“

Geschichte schrieb sie mit 25 Jahren, als sie bei Olympia 1976 zweimal Gold in Abfahrt und Slalom und einmal Silber im Riesentorlauf holte. Damit wurde sie zur bis dahin erfolgreichsten Skiläuferin aller Zeiten. Mit ihrem Erfolg machte sie allerdings nicht jeden glücklich: Der Postbote sei „narrisch“ geworden in dieser Zeit, erinnerte sich Mittermaier laut des ZDF. Im Interview mit dem BR heißt es, er hätte in einem Monat 40.000 Fan-Briefe und -Päckchen auf die Winklmoosalm bringen müssen.

Der Erfolg wurde allerdings nicht wiederholt – auf dem Höhepunkt ihrer Karriere verabschiedete sich die „Gold-Rosi“ schweren Herzens vom Profisport. Mit ihren 25 Jahren wurde sie damals auch schon als „Skigroßmutter“ bezeichnet. Noch im selben Jahr ihres größten Siegs gab sie ihren Rücktritt bekannt. Finanziell gesehen der beste Zeitpunkt für den Ausstieg – vor Angeboten konnte sie sich nicht retten.

Nach der Profisportkarriere wurde Mittermaier Werbegesicht einer bekannten Sportagentur, entwarf eine Wintersportkollektion, warb für Skiartikel, war an einer Skigymnastik-Serie beteiligt, kommentierte die olympischen Skirennen für Eurosport, schrieb Bücher, war als Publikumsliebling oft im TV zu sehen und Mitglied im Nationalen Olympischen Komitee.

Traumhaftes Familienleben

Privat ging das Bilderbuchleben als Familie im bayerischen Garmisch-Partenkirchen weiter: 1980 heiratete sie ihren Mann Christian Neureuther, die beiden galten als Vorzeigepaar ohne Probleme oder Skandale. Ein Jahr später bekamen sie die Tochter Ameli, die heute Modedesignerin ist. Sohn Felix wurde 1984 geboren und muss Wintersportfans nicht vorgestellt werden – er war bis 2019 selbst einer der erfolgreichsten deutschen Skirennläufer.

Nun ist Rosi Mittermaier im Alter von 72 Jahren gestorben. Der deutsche Skiverband nennt sie in einem Statement zu ihrem Tod eine „außergewöhnliche Sportlerpersönlichkeit, die sich nie hat verbiegen lassen“ und den „wahrscheinlich natürlichsten Superstar, den es im Sportbereich gegeben hat.“ Und auch DSV-Präsident Dr. Franz Steinle schwärmt: „Sie war eine Seele von Mensch.“

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