München, 04.01.2024 (lifePR) – Im Herstellungsprozess von Textilien und Schuhen kommt eine Vielzahl an Chemikalien zum Einsatz. Damit die Bekleidung und die Schuhe den Anforderungen des Verbrauchers – wie Aussehen, Formstabilität, Bequemlichkeit oder Wasserfestigkeit – gerecht werden, müssen die Materialien entsprechend behandelt und chemische Zusatzstoffe beigefügt werden. Wie sich Konsumenten über die Produktion der Textilien und Schuhe ihres Interesses informieren können, weiß TÜV SÜD-Produktexperte Matthias Rosenthal von TÜV SÜD.
Beim Schuh zählt nicht nur die Passform
An Schuhe werden in der Regel sehr hohe Ansprüche gestellt. Nicht nur ästhetisch sollen sie ansprechend sein, sondern im besten Fall noch wasserfest oder sogar schmutzabweisend und darüber hinaus natürlich gut passen. Um all diesen Anforderungen entsprechen zu können, müssen die Materialen wie Leder und Stoffe in der Produktion verschiedensten chemischen Behandlungen unterzogen werden. „Der Einsatz von Chemie dient hier dazu, bestimmte Eigenschaften zu erzeugen, die uns als Verbrauchern zugutekommen“, erklärt Matthias Rosenthal, Vice President Consumer Product Services bei TÜV SÜD. „Aufpassen muss man bei bestimmten Stoffen, die im Verdacht stehen oder denen bereits nachgewiesen wurde, dass sie gesundheitsschädlich sein können. Mit krebserregenden Stoffen möchte weder der Verbraucher noch die Arbeiter bei der Herstellung in Kontakt kommen. Außerdem ist der Einsatz von Chemikalien auch immer eine Beeinflussung für die Umwelt, die so gering wie möglich gehalten werden sollte“, so der TÜV SÜD-Experte.
Welche Siegel geben Aufschluss zu Schadstoffen im Schuh?
Anders als Bekleidung sind Schuhe selten mit Prüfsiegeln ausgestattet. Wer hier genauere Informationen sucht, muss im Internet recherchieren oder sich im Geschäft beraten lassen.
Das blaue TÜV SÜD-Oktagon für „Schadstoffgeprüft“ wird Schuhherstellern im Rahmen einer freiwilligen Prüfung vergeben und basiert auf zahlreichen Anforderungen, die beispielsweise das Verfahren zur Bestimmung von diversen Schadstoffen in Leder, Kunststoffen und Zubehören festlegen. Viele zertifizierte Hersteller bringen das Siegel nicht direkt am Produkt an, daher lohnt sich ein Blick ins Internet. „Es gibt zwar keine Verpflichtung für die Hersteller, ihre Produkte von einem externen Institut überprüfen zu lassen. Sollten sie aber die Grenzwerte, die in der EU gelten, überschreiten, machen sie sich strafbar. Viele Hersteller unterschreiten sogar die Grenzwerte“, weiß Rosenthal. Verbraucher finden übersichtliche Informationen beispielsweise auf der Website von cads e.V. (
www.cads-shoes.com). cads e.V. ist eine Initiative des Deutschen Schuhinstituts mit dem Ziel, die Herstellung und Vermarktung schadstofffreier Schuhe und Schuhmaterialien sowie einer umweltverträglichen Produktion über die gesetzlichen Vorgaben hinaus voranzutreiben. Fast alle deutschen Schuhhersteller und -marken haben sich dieser Initiative angeschlossen.
REACH-Verordnung – für mehr Klarheit
Die REACH-Verordnung ist die EU-Chemikalienverordnung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH) und regelt den sicheren Umgang mit Chemikalien. Sie bestimmt die Kommunikationspflichten in den Lieferketten, Registrierungs- und Zulassungspflichten und Beschränkungen. Die Verordnung gilt in allen EU-Ländern und wird durch die national zuständigen Behörden sowie die neu gegründete Europäische Agentur für chemische Stoffe (ECHA) in Helsinki umgesetzt. Hersteller sind verpflichtet, auf Verbraucheranfragen hin innerhalb von 45 Tagen Auskunft zu geben, ob in dem Verkaufsartikel ein sogenannter SVHC-Stoff enthalten ist (Substance of Very High Concern / besonders besorgniserregende Stoffe).
Auch bei der Kleidung sollte auf Schadstoffe geachtet werden
Was für die Schuhe gilt, ist ebenso bei der Bekleidung von Relevanz. Bei der Herstellung von Textilien kommt in allen Prozessschritten – von der Rohfasergewinnung bis zur Fertigung des Endproduktes – eine Vielzahl von Chemikalien zum Einsatz. Neben den Farbstoffen gibt es sogenannte Hilfsmittel, die entweder während der Prozessschritte genutzt und dann wieder entfernt werden, oder die als Ausrüstungsmittel dem Textil eine bestimmte Eigenschaft verleihen sollen und damit auf dem Endprodukt verbleiben. Neben den bereits erwähnten Umweltaspekten besteht bei einigen der Textilchemikalien der Verdacht, dass eine negative Auswirkung auf die Gesundheit der Verbraucherinnen und Verbraucher nicht ausgeschlossen werden kann.
Besonders bei Kleidungsstücken, die direkt auf der Haut getragen werden, sind verbotene bzw. reglementierte Schadstoffe zu meiden. Der Gesetzgeber sieht zwar vor, dass Bedarfsgegenstände so herzustellen sind, dass sie nicht gesundheitsgefährdend sind, eine Textilproduktion lässt sich aber ganz ohne den Einsatz von Chemikalien nicht bewerkstelligen. Die eingesetzten Bleichmittel, Weichmacher oder Formaldehyde können krebserregend oder hormonell wirksam sein, weshalb es gilt, ihren Einsatz soweit möglich zu reduzieren oder durch unbedenkliche Stoffe zu ersetzen.
Umweltschutz bei Textilproduktion und -nutzung
Zwar ist Baumwolle ein natürlich vorkommender Rohstoff, aber um den weltweiten Bedarf decken zu können, müssen die Pflanzen mit Pestiziden behandelt werden und haben außerdem einen enormen Wasserbedarf. Das betrifft nicht nur die Herstellung von Kleidung, sondern beispielsweise auch Heimtextilien. Vorhänge, Teppiche und Kissen können ebenso mit Schadstoffen belastet sein wie T-Shirts und Hosen. „Leider bleibt da viel Verantwortung am Verbraucher hängen, sich nicht unnötigen Belastungen durch schädliche Chemikalien auszusetzen. Als Hilfe zur Orientierung können aber Siegel und seriöse Verbraucherportale dienen, die umfangreiche Informationen zur Verfügung stellen. Ein weiterer Umweltaspekt in Sachen Textilien sind die Kunstfasern. Abgesehen von der Produktion findet auch ein großer Teil der Umweltbelastung unwissentlich beim Verbraucher zuhause statt. Wenn die Stoffe aus Kunstfasern wie Polyester nämlich gewaschen werden, setzt das Mikroplastik frei, welches ins Abwasser gelangt und das Ökosystem belastet“, erklärt Matthias Rosenthal.
Wo findet man Orientierungshilfen?
Da die Modeindustrie so schnelllebig und komplex ist, ist die Kontrolle von Herstellungsverfahren keine leichte Aufgabe. Dennoch wurden mit dem Consumer Product Safety Improvement Act (CPSIA) in den USA und der REACH-Verordnung in der EU strikte Vorgaben zur Produktsicherheit von Textilien erlassen. Die EU hat außerdem eine Plattform für Verbraucher namens „Safety Gate“ eingerichtet. Sie funktioniert als Schnellwarnsystem für gefährliche Non-Food-Produkte und zeigt dem Konsumenten über eine Suchfunktion schadstoffbelastete Produkte. Eine weitere Orientierungshilfe sind Prüfsiegel. Das TexCheck-Prüfzeichen hat TÜV SÜD exklusiv für die Textilindustrie entwickelt – es steht für Qualität, Sicherheit und Umweltschutz. Hersteller und Händler, die dieses Zeichen an ihren Produkten anbringen möchten, müssen umfangreiche Produktprüfungen durchführen lassen. So gelangen nur Produkte in den Handel, die die Vorgaben der entsprechenden EU-Richtlinien (und US-Vorschriften) erfüllen und keine verbotenen Schadstoffe enthalten sowie die deklarierte Faserzusammensetzung aufweisen. Außerdem werden die Werke der Textilhersteller auditiert, wobei unter anderem die Arbeitsschutzgesetze überprüft werden.
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