Trauer um Pelé: Der König des Fußballs ist gestorben

Trauer um Pelé: Der König des Fußballs ist gestorben

Na klar war er der Beste, besser gesagt: der Allerbeste. Der beste Fußballer aller Zeiten. Zumindest meinen das viele der größten Experten. Wie etwa auch Ferenc Puskás (1927-2006), genialer Stürmer von Real Madrid. Der Ungar sagte einst: „Der beste Spieler der Geschichte war Alfredo di Stefano, aber ich weigere mich, Pelé als Spieler zu klassifizieren. Er war darüber.“ Nun ist Pelé, der König der Fußballwelt, im brasilianischen São Paulo im Alter von 82 Jahren gestorben.

„Es wird nur einen Pelé geben“

„Inspiration und Liebe haben die Reise von König Pelé gekennzeichnet, der heute friedlich eingeschlafen ist“, steht in einem Beitrag auf dem offiziellen Instagram-Account des wohl größten Fußballspielers, den es vielleicht jemals geben wird. Ein Ballzauberer für die Ewigkeit.

Auch der, der es am besten wissen müsste, Pelé selbst, sagte einmal in aller Bescheidenheit: „Es wird nur einen Pelé geben, wie es auch nur einen Frank Sinatra oder nur einen Michelangelo gegeben hat. Ich war der Beste.“ Was Pelé auch immer tat auf dem Fußballfeld – er tat es auf höchstem Niveau: dribbeln wie Messi oder Diego Maradona, das Spiel dirigieren wie di Stefano oder Zinedine Zidane, schießen, köpfen und Tore machen wie Cristiano Ronaldo oder Gerd Müller. Pelé konnte alles.

Von der Straße in die Stadien

Eigentlich hieß er Edson Arantes do Nascimento. 1940 wurde er in Três Corações im Bundesstaat Minas Gerais im Süden Brasiliens geboren. Die Gegend nennt sich heute auch „Terra do Rei Pelé“, das Land von König Pelé. Die Familie war arm, Vater Dondinho gab wegen einer Knieverletzung seine Fußballkarriere auf und arbeitete später als Reinigungskraft.

Der kleine siebenjährige Edson, den alle nur „Dico“ nannten, musste als Schuhputzer und Nussverkäufer mit zum Familienunterhalt beitragen. Abends, wenn er mit den anderen Kindern barfuß auf der Straße mit einem Ball aus zusammengebundenen alten Socken spielte, fielen seine geschmeidigen, katzenhaften Körperbewegungen aber bereits auf.

„Ich hasse diesen verdammten Spitznamen“

Da muss es schon zu dem Spitznamen Pelé gekommen sein. Später erklärte er in seiner Autobiografie, dass er als Kind für den Torwart Bilé geschwärmt habe. Durch seine kindliche Aussprache wurde daraus „Pilé“ und schließlich Pelé. Er selbst hatte den Namen nie besonders gemocht.

„Ich hasse diesen verdammten Spitznamen. Es war nicht einmal ein richtiges Wort, es bedeutete nichts“, schrieb der Fußball-Star. Er soll sogar handgreiflich geworden sein gegenüber Mitschülern, die ihn Pelé riefen. Auch später als Erwachsener hat er mehrfach darauf bestanden, dass sein Vorname Edson sei – und eben nicht Pelé.

Sein überragendes Talent als Fußballer erkannte der ehemalige brasilianische Nationalspieler Waldemar de Brito, der ihn dem Proficlub FC Santos empfahl, wo Pelé als 15-Jähriger anheuerte. In der ersten Saison erzielte die „Pérola Negra“ (Schwarze Perle) in 29 Spielen 36 Tore – und wurde mit 16 in die Nationalmannschaft Brasiliens berufen, ein Jahr vor der WM 1958 in Schweden.

Sie wurde die große Bühne eines 17-jährigen Spielers, dem der Ball folgte wie ein perfekt erzogener Hund. In vier Spielen erzielte er sechs Tore, im Finale gegen Schweden allein zwei. Brasilien gewann 5:2 und ein Zaubertrick des blutjungen Brasilianers ging in die Fußballgeschichte ein: Pelé jonglierte den Ball durch den schwedischen Strafraum, hob ihn hintereinander über drei Schweden hinweg und beförderte ihn dann mit dem Kopf ins Netz. Sein Gegenspieler Sigvard Parling sagte danach verblüfft: „Nach dem fünften Tor wollte sogar ich applaudieren.“

Ein neuer Weltstar

Pelé wurde der jüngste Weltmeister aller Zeiten, ein neuer Weltstar war geboren. Die brasilianische Regierung erklärte ihn zum Nationalheiligtum und untersagte einen Transfer des heißbegehrten Kickers ins Ausland. Sein Können am Ball wurde zur Kunst erklärt, nicht nur in Brasilien. „Wenn er einen Freistoß ausführte, wollten sich die gegnerischen Spieler, die die Mauer bildeten, am liebsten umdrehen, um sich das Tor nicht entgehen zu lassen“, schrieb der Dichter Eduardo Galeano aus Uruguay.

In seiner Profilaufbahn bis 1977 erzielte Pelé in 1.365 Spielen 1.281 Treffer. Mit der Nationalmannschaft wurde er dreimal Weltmeister (1958, 1962, 1970), in insgesamt 92 Länderspielen schoss er 77 Tore. Sein Club FC Santos, dem er bis 1974 treu blieb, wurde dank Pelé zur besten Vereinsmannschaft der Welt. 1959 machte er in einer Saison 127 Tore, gegen Botafogo erzielte er in einem Spiel allein acht Treffer.

1975 wechselte er das einzige Mal in seinem Leben den Verein und ging zu Cosmos New York, das er, übrigens an der Seite von Franz Beckenbauer (77), zur US-amerikanischen Meisterschaft führte. 1977 war endgültig Schluss mit der aktiven Karriere. Pelé holte seine Hochschulreife nach, um an der Sporthochschule zu studieren. Er machte Werbung, gründete eine Marketingfirma, wurde UN-Sonderbotschafter und (von 1995 bis 1998) sogar außerordentlicher Sportminister Brasiliens.

„Pelé ist dagegen unsterblich“

Pelés Tochter, Kely Nascimento (55), meldete sich am Donnerstag ebenso bei Instagram zu Wort. Sie veröffentlichte ein Bild, auf dem offenbar mehrere Familienmitglieder die Hände der Fußballikone halten. „Alles, was wir sind, sind wir dank Dir. Wir lieben Dich unendlich. Ruhe in Frieden“, schrieb sie dazu.

Der König kannte den Unterschied zwischen seiner real existierenden Person und der Legende Pelé sehr gut. In seiner Autobiografie schrieb er: „Der Bürger Edson Arantes do Nascimento hat alle Höhen und Tiefen des Lebens gemeistert, gelacht, geweint, viele Schmerzen erleiden müssen, viele Triumphe ausgekostet. Er ist sterblich. Pelé ist dagegen unsterblich, wird immer der Traum aller Kinder bleiben, wird immer strahlen, wird nie Schmerzen empfinden müssen.“

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