Arm an Frauen ist Hollywood nicht, dennoch gilt die Filmbranche seit jeher – zumindest hinter der Kamera – als Männerdomäne. Und daran hat sich in den vergangenen Jahren erschreckend wenig geändert. Auch heute sind Regisseurinnen unter den erfolgreichsten US-Kinofilmen stark unterrepräsentiert und immer noch eher die Ausnahme.
Laut einer Studie des Center for the Study of Women in Television and Film an der San Diego State University, aus der „Variety“ zitiert, waren unter den Regisseuren der 250 umsatzstärksten Kinofilme des Jahres 2024 nur 16 Prozent Frauen – derselbe Wert wie im Vorjahr. Blickt man auf die 100 umsatzstärksten Filme, führten bei nur 11 Prozent Frauen Regie, das sind sogar drei Prozentpunkte weniger als 2023.
Studie untersuchte 3.300 Filme
Die Autorin der Studie und Leiterin des Tenrums, Martha Lauzen, wies auf die Leistungen von Filmemacherinnen wie Coralie Fargeat („The Substance“) oder Halina Reijn („Babygirl“) hin, beklagte aber gleichzeitig den Zustand einer Branche, die bei der Förderung von Regisseurinnen noch nicht sehr weit gekommen ist.
„Die überwältigenden Erfolge, die prominente Frauen in den vergangenen Jahren erzielt haben – darunter Greta Gerwig, Jane Campion und Chloé Zhao – haben sich nicht in Chancen für eine größere Zahl von Frauen niedergeschlagen“, zitiert „Variety“ Lauzen. „Die Sichtbarkeit für einige wenige hat nicht zu einer Beschäftigung für viele geführt.“
Unter dem Titel „Celluloid Ceiling“ hat Lauzen die Beschäftigung von Frauen in der Filmbranche in den vergangenen 27 Jahren untersucht. 2024 untersuchte sie 3.300 Filme. Das Ergebnis: Bei der Besetzung vieler Schlüsselrollen am Filmset waren Männer überrepräsentiert, obwohl Frauen in bestimmten Bereichen zulegen konnten.
Erschreckende Zahlen
2024 stieg der Anteil von Frauen als Cinematographinnen, Drehbuchautorinnen und Produzentinnen. Bei den 250 Top-Filmen des Jahres machten Frauen 12 Prozent aller Kameraleute aus, ein Anstieg um 5 Prozent. Sie machten auch 20 Prozent der Schreibenden (Anstieg um 3 Prozent) und 27 Prozent der Produzierenden (Anstieg um 1 Prozent) aus. Der Anteil von Frauen als Komponistinnen, Cuterinnen oder ausführenden Produzentinnen sank im vergangenen Jahr jedoch.
Eine besonders erschreckende Zahl: Bei 70 Prozent der Filme waren Schlüsselpositionen hinter den Kulissen mit zehn oder mehr Männern besetzt, während nur 8 Prozent zehn oder mehr Frauen beschäftigten. Ob bei einem Film eine Frau oder ein Mann Regie führt, mache hier einen großen Unterschied: Bei Regisseurinnen war die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, dass sie andere Frauen in Schlüsselpositionen beschäftigten.
Nur acht Oscar-Nominierungen für Regisseurinnen
Die Unterrepräsentation von Frauen in der Filmbranche zeigt sich auch seit jeher bei den Academy Awards: In der 96-jährigen Geschichte der Preisverleihung waren bisher nur acht Mal Frauen für die „Beste Regie“ nominiert. Erst 2009 erhielt erstmals eine Frau (Kathryn Bigelow für „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“) den Oscar in dieser Kategorie. Seither gab es nur zwei weitere Gewinnerinnen: Chloé Zhao 2020 für „Nomadland“ und Jane Campion 2021 für „The Power of the Dog“.
(ncz/spot)
Bild: Coralie Fargeats Bodyhorror „The Substance“ mit Demi Moore gehört zu den Topfilmen des Jahres. / Quelle: Universal Studios/Christine Tamalet/MUBI