Die Geschworenen in New York haben ihr Urteil gefällt: Sean „Diddy“ Combs wurde schuldig gesprochen – allerdings nur in Teilen der gegen ihn erhobenen Anklagepunkte. Während die schwerwiegendsten Vorwürfe wie Sexhandel und organisierte Kriminalität nicht bewiesen werden konnten, wurde der 54-Jährige lediglich schuldig gesprochen, seine Ex-Freundin Casandra „Cassie“ Ventura sowie eine andere Klägerin der Prostitution zugeführt zu haben. Nun meldet sich erstmals das Anwaltsteam seiner Ex-Freundin Ventura zu Wort.
„Dieser gesamte Strafprozess begann, als unsere Mandantin Cassie Ventura den Mut fasste, ihre Zivilklage im November 2023 einzureichen“, erklärte Anwalt Douglas H. Wigdor in einem Statement, das dem US-Magazin „People“ am Mittwoch vorlag. Die Reaktion kam nur wenige Stunden nach der Urteilsverkündung im Bundesgericht von New York City.
Cassie ebnete den Weg für die Verurteilung
Wigdor betonte die wegweisende Rolle seiner Mandantin: „Obwohl die Jury Combs nicht zweifelsfrei des Sexhandels mit Cassie für schuldig befunden hat, ebnete sie den Weg für eine Verurteilung wegen der Nötigung zur Prostitution.“ Combs wurde in zwei Anklagepunkten schuldig gesprochen – beide betrafen seine Ex-Freundin Ventura sowie eine zweite Zeugin, die unter dem Pseudonym „Jane“ aussagte.
Die Anklage hatte Combs vorgeworfen, Frauen zu orchestrierten sexuellen Handlungen mit männlichen Prostituierten gezwungen oder gedrängt zu haben. Diese Treffen wurden als „Freak Offs“ oder „Hotel Nights“ bezeichnet. Sowohl Ventura als auch „Jane“ verbrachten mehrere Tage im Zeugenstand und schilderten ihre Erfahrungen. Ventura behauptete zudem, Combs habe sie gegen Ende ihrer elf Jahre dauernden Beziehung vergewaltigt.
„Unauslöschliche Spuren in der Unterhaltungsbranche“
„Indem sie mit ihren Erfahrungen an die Öffentlichkeit ging, hat Cassie unauslöschliche Spuren sowohl in der Unterhaltungsbranche als auch im Kampf für Gerechtigkeit hinterlassen“, fügte Wigdor hinzu. Er betonte, dass sein Team ohne Vorbehalt hinter seiner Mandantin stehe, „die während des gesamten Prozesses beispielhaften Mut gezeigt hat“.
Das Statement schloss mit deutlichen Worten: „Sie zeigte unerschütterliche Stärke und lenkte die Aufmerksamkeit auf die Realitäten mächtiger Männer in unserem Umfeld und das Fehlverhalten, das jahrzehntelang ohne Konsequenzen andauerte. Dieser Fall bewies, dass Veränderung längst überfällig ist, und wir werden weiterhin für Überlebende kämpfen.“
Bis zu 20 Jahre Haft möglich
Der Prozess gegen Combs erstreckte sich über 29 Verhandlungstage, an denen die Staatsanwaltschaft fast drei Dutzend Zeugen aufrief. Die Staatsanwaltschaft hatte Combs als Anführer eines vielschichtigen Geschäftsimperiums dargestellt, das zur Begehung verschiedener Straftaten genutzt worden sei. Für die Anklagepunkte, in denen er verurteilt wurde, drohen Combs bis zu 20 Jahre Haft – zehn Jahre für jeden Punkt.
(mia/spot)
Bild: Casandra „Cassie“ Ventura hat einen mutigen Schritt gewagt. / Quelle: Xavier Collin/Image Press Agency/ddp/Sipa USA