Bevor Carsten Maschmeyer (62) ab 4. April wieder auf VOX in „Der Höhle der Löwen“ zu sehen ist, veröffentlicht der Unternehmer am heutigen Montag sein Start-up-Jugendbuch „Die Start-up Gang“. Gemeinsam mit dem Google Manager und Autor Axel Täubert schickt er vier junge Helden in ein Abenteuer mitten in die Start-up-Welt.
Warum es so wichtig ist, bereits Kindern die Idee des Gründens zu vermitteln und was die Fans in der neuen „DHDL“-Staffel erwarten können, erklärt Maschmeyer im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Auch über sein Engagement für die Geflüchteten aus der Ukraine spricht der 62-Jährige und stellt eine klare Forderung an die Wirtschaft: „Kein Unternehmer darf hier neutral bleiben. Ich wünsche mir, dass Unternehmen eindeutig Stellung beziehen. Wo immer es möglich ist, sollten sie jetzt Geschäfte mit russischen Partnern vollständig beenden.“
Eine neue Staffel „Die Höhle der Löwen“ steht an. Können Sie uns vorab schon ein paar Details zu den neuen Folgen verraten?
Carsten Maschmeyer: Wir werden in dieser Staffel ganz besonders viele spannende Gründerinnen und Gründer sehen. Die Innovationen sind noch beeindruckender, und sie sind auch noch nachhaltiger als bisher. Außerdem wird es noch einige Überraschungen mit dem Löwenrudel geben: Wie sie handeln und verhandeln, wie sie untereinander oder miteinander agieren, zusammenarbeiten oder im Wettbewerb stehen. Und: Die Zuschauer werden staunen, welche Pitches doch noch zu einem Deal führen – und welche sicher geglaubten Deals unerwartet doch nicht zustande kommen. Spannung ist auf jeden Fall garantiert!
Diese Staffel ist Sarna Röser als Gast-Investorin mit dabei. Was bringt sie mit als Löwin und was schätzen Sie an ihr besonders?
Maschmeyer: Sarna ist ein gutes Vorbild für viele junge Menschen und sie bringt alles mit, was eine Löwin in dieser Sendung braucht: Investorenerfahrung, positive Geisteshaltung und unternehmerische Expertise. Sie weiß genau, was sie will – das schätze ich sehr. Sie ist Nachfolgerin eines in dritter Generation geführten Familienunternehmens und hat Gründertum von Kindesbeinen an aktiv erlebt. Perfekt, um uns als Löwin einmal zu verstärken.
Hätten Sie gerne mehr Löwinnen in der Show?
Maschmeyer: Bei „Die Höhle der Löwen“ haben wir aktuell einen Frauenanteil von 40 Prozent. Das sehen wir in den Führungsetagen unserer Wirtschaft fast nie – leider! Judith und Dagmar schätze ich sehr, beide sind erfolgreiche Startup-Unterstützerinnen und erfahrene Unternehmerinnen. Ohne einen guten Mix von Frauen und Männern würde die Sendung nicht funktionieren. Mein Traum wäre 50-50, aber das wird kurzfristig schwierig, denn es gibt aktuell nur 20 Prozent Investorinnen und 14 Prozent Gründerinnen. Das muss mehr werden, denn das ist ja Basis für alles Weitere.
Start-ups aus aller Welt werden dieses Mal ihre Produkte präsentieren. Warum ist es von Vorteil, wenn „Die Höhle der Löwen“ internationaler wird?
Maschmeyer: Mehr Vielfalt bedeutet mehr Input und das führt zu besserem Output. Auch aus diesem Grunde bin ich ein Fan von diversen und komplementären Teams. Komplementär steht ja für eine Gruppe von Menschen, die unterschiedliche Stärken und Charaktere haben und diese dann für ein gemeinsames Ziel einbringen – das kann nur gut werden. Deswegen geht es in meinem neuen Gründungsbuch für Kinder „Die Start-up-Gang“ genau um dieses Thema.
Auch prominente Gründer wie Michael Ballack stellen ihre Ideen vor. Haben es bekannte Persönlichkeiten als Gründer leichter?
Maschmeyer: Wir haben es ihm definitiv nicht leichter gemacht als anderen Gründerinnen und Gründern. Zudem beurteile ich immer zunächst die unternehmerische Kompetenz und ob ich der Person zutraue, ein Start-up groß zu machen. Da ist es egal, ob der Mensch, der vor uns pitcht, bekannt ist oder nicht. Und nur weil er ein international sehr erfolgreicher Fußballer war, muss er nicht unbedingt bei uns einen Deal bekommen haben – lassen Sie sich überraschen! Aber natürlich hat mein Fußballherz höhergeschlagen, als der frühere „Capitano“ die Höhle der Löwen betreten hat.
Sie haben an einem neuen Kinderbuch über das Gründen mitgewirkt. Warum ist es wichtig, bereits Kindern die Idee von Start-ups zu vermitteln?
Maschmeyer: 63 Prozent der Eltern schulpflichtiger Kinder würden ihrem eigenen Kind davon abraten, ein Start-up zu gründen, 34 Prozent plädieren sogar absolut dagegen. Das hat eine Studie vom Digitalverband Bitkom ergeben. Eine Katastrophe! Diese Werte zeigen doch, dass Gründen noch völlig falsch vermittelt wird: Weder ist es Bestandteil irgendeines Schulfachs, noch werden Kinder im frühen Alter durch ihr soziales Umfeld zu Unternehmertum und zur Selbständigkeit ermutigt. Dabei sind es doch die jungen Menschen, die unsere Zukunft gestalten – mit ihren Innovationen und Visionen. Und deshalb brauchen wir mehr Gründerinnen und Gründer, die die Welt digitaler, sicherer und hoffentlich auch ein Stück weit besser machen. Und dafür muss sich die grundlegende Einstellung zu diesem Thema schon im Kindesalter bei uns ändern. Deshalb haben Axel Täubert und ich „Die Start-up Gang“ geschrieben.
Welche Aspekte des Gründens wollten Sie in „Die Start Up Gang“ unbedingt ansprechen?
Maschmeyer: Jedes Kind ist individuell, jedes Kind hat ein persönliches Leistungsspektrum – und das ist gut so. Es sind doch gerade die unterschiedlichen Eigenschaften und Wesen, die ein Team erst vollenden. Vielfalt ist eine Stärke und nicht, wie viele denken, eine Schwäche. Wenn drei Menschen das Gleiche studiert haben, den gleichen Background haben und dann noch die gleichen Interessen haben, sind das zwei zu viel – und gleichzeitig zwei zu wenig. Aus Vielfalt entsteht doch etwas Neues, Spannendes, und deshalb ist das für Start-ups so wichtig. Teamfähigkeit, Kreativität, Mut und Durchhaltevermögen: Das ist die Rezeptur einer Gründerin oder eines Gründers. Das vermittelt das Buch „Die Start-up Gang“ auf spielerische Weise.
Hätten Sie sich so ein Buch auch für Ihre Kinder gewünscht?
Maschmeyer: Meinen Kindern konnte ich meine Erfahrungen als Unternehmer von klein auf mitgeben – und auch die Glücksgefühle bei Erfolgen und den Frust bei Rückschlägen haben sie sehr hautnah erlebt. Natürlich hätte auch ich mich gefreut, wenn es zusätzlich ein Buch dazu gegeben hätte. Aber damals kannte man den Begriff „Start-up“ bei uns in Deutschland fast noch gar nicht. Wie viel Freude Selbständigkeit und Unternehmertum machen kann, wollen wir jetzt jedem Kind mit unserem Buch zugänglich machen.
Die Pandemie und der Ukraine-Krieg beherrschen aktuell die Wirtschaft. Was raten Sie Gründern von neuen Start-ups in der aktuell schwierigen Lage?
Maschmeyer: Sich seiner Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern bewusst machen: Eine vertrauensvolle und verlässliche Partnerschaft ist aktuell wichtiger denn je. Deswegen haben wir uns bei der Maschmeyer Group auch dazu entschieden, keine russischen Investoren in unsere Start-up-Fonds aufzunehmen, zusätzlich werden wir in kein russisches Start-up investieren oder eines mit russischen Investoren unterstützen. Wir müssen hier eine klare Linie ziehen.
Einige Konzerne haben ihre Dienste für den russischen Markt gesperrt. Was wünschen Sie sich noch von Unternehmen, wie sollten sie aktiv werden?
Maschmeyer: Kein Unternehmer darf hier neutral bleiben. Ich wünsche mir, dass Unternehmen eindeutig Stellung beziehen: Wo immer es möglich ist, sollten sie jetzt Geschäfte mit russischen Partnern vollständig beenden, klare Kante zeigen und etwas für die Geflüchteten aus der Ukraine spenden oder auf eine andere Art und Weise helfen.
Sie selbst haben ein Hotel in Hoyerswerda an der polnischen Grenze für flüchtende Menschen angemietet. Wie ist die Lage dort aktuell?
Maschmeyer: Es war mir ein besonderes Anliegen, zu unterstützen. Aktuell sind Millionen Menschen auf der Flucht. Ein Hoffnungsschimmer ist die Hilfsbereitschaft der Menschen. Auch meine Frau Veronica und ich wollten diesem Leid nicht tatenlos zusehen, sondern helfen. Durch die Anmietung des Hotels wollen wir versuchen, das Leid einiger Menschen etwas zu mildern. Und so auf unserer persönlichen Ebene einen Beitrag zur Hilfe leisten, wissend, dass viele Menschen zurzeit ganz Unglaubliches leisten, um die vielen Flüchtlinge zu unterstützen – jeden Tag. Wir sind sehr froh, dass das so toll und unkompliziert geklappt hat. Das Hotel konnte schon viele Flüchtlingsfamilien aufnehmen.
Haben Sie weitere Hilfsprojekte geplant?
Maschmeyer: Ja, in den letzten Wochen habe ich einige Geldspenden an soziale Organisationen zugunsten der Flüchtlingshilfe gemacht. Außerdem haben mein Co-Autor Axel und ich uns entschlossen, das gesamte Autoren-Gehalt des Buches „Die Start-up Gang“ an die UNO-Flüchtlingshilfe zu spenden, um ukrainischen Familien und ihren Kindern zu helfen. Durch jeden Buchkauf freuen sich dann die lesenden Jugendlichen und die hilfsbedürftigen Flüchtlinge.