Mit „Knives Out – Mord ist Familiensache“ ist 2019 eine erfrischend durchdachte und gleichsam unterhaltsame Krimi-Komödie mit Starbesetzung in die Kinos gekommen. Eine, die eindrucksvoll unter Beweis stellte, dass Daniel Craig (54) weit mehr als nur James Bond im Repertoire hat. Tatsächlich wusste Rian Johnsons (48) Whodunit-Geschichte so zu überzeugen, dass sich Streamingdienst Netflix sogleich die Rechte an zwei Fortsetzungen sicherte und Craig zum Topverdiener Hollywoods beförderte. Am 27. Juni ist „Knives Out“ zum ersten Mal im Free-TV (20:15 Uhr, das Erste) zu sehen. Für wen lohnt sich die wendungsreiche Suche nach dem Mörder?
Ein (scheinbarer) Selbstmord: Darum geht es
Der renommierte Krimi-Autor und Familienpatriarch Harlan Thrombey (Christopher Plummer) wird am Morgen nach seinem 85. Geburtstag tot aufgefunden. Alles sieht nach Selbstmord aus, aber schnell kommen Zweifel auf. Zur polizeilichen Befragung der exzentrischen Verwandtschaft und der Hausangestellten erscheint plötzlich auch der bekannte Privatschnüffler Benoit Blanc (Craig).
Der lässig-elegante Detektiv beginnt seine Ermittlungen und während sich sämtliche anwesende Gäste alles andere als kooperativ zeigen, spitzt sich die Lage zu und das Misstrauen untereinander wächst. Ein komplexes Netz aus Lügen, falschen Fährten und Ablenkungsmanövern muss durchkämmt werden, um die Wahrheit hinter Thrombeys vorzeitigen Tod zu enthüllen.
Rian Johnson beweist sich als Multitalent
Bereits die Handlung von „Star Wars – Die letzten Jedi“ stammte aus der Feder von Rian Johnson, der die achte Episode der legendären Saga 2017 auf die Leinwand brachte. Mit „Knives Out“ beweist der Regisseur, der den Film auch produzierte, dass er auch als Krimi-Autor arbeiten könnte. Sein durchdachtes Drehbuch erzählt die Geschichte eines mysteriösen Mordfalls im Stil von Kriminalroman-Legende Agatha Christie („Mord im Orientexpress: Ein Fall für Poirot“), bei dem im Laufe der Ermittlungen immer wieder neue Hinweise ans Tageslicht kommen, die den Zuschauer selbst in Gedanken nach der Lösung des Rätsels suchen lassen.
Unerwartete, aber nicht an den Haaren herbeigezogene Wendungen sorgen dafür, dass bis zuletzt nicht klar ist, wer das schwerreiche Opfer ins Jenseits befördert hat – und warum. Zudem äußert Johnson mit seiner Darstellung der reichen Familie Thrombey offen Gesellschaftskritik, die zum Nachdenken anregt. Deren Mitglieder sind trotz stark unterschiedlicher Charakterzüge allesamt von Geldgier und Missgunst getrieben, denen unterschiedliche psychologische Probleme zugrunde liegen.
„007“ ohne Lizenz zum Töten, aber mit messerscharfen Ermittlerfähigkeiten
Die Figuren, die Johnson mit viel Liebe zum Detail schuf, leben von der Darstellung ihrer großartigen Besetzung – allen voran „James Bond“ Daniel Craig. Der Brite zeigt mit seiner Leistung, dass man ihn nicht auf die Rolle des Super-Agenten reduzieren kann. Als Ermittler mit dem aberwitzigen Namen Benoit Blanc ist Craig zwar ebenso charmant und gelassen wie Bond, gleichwohl aber auch ungewohnt witzig und mitfühlend – und wurde dafür mit einer Golden-Globe-Nominierung als „Bester Hauptdarsteller“ belohnt.
„Blade Runner 2049“-Star Ana de Armas (34) ging ebenfalls für „Knives Out“ ins Rennen, als „Beste Hauptdarstellerin“. Die Kubanerin, die als Bond-Girl in „Keine Zeit zu sterben“ ebenfalls neben Daniel Craig zu sehen war, glänzt in ihrer Rolle der aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Betreuerin und Vertrauten des reichen Mordopfers. Mit ihrer Schlüsselfigur kreierte Regisseur Johnson einen unerwarteten Gegenpol zu Harlan Thrombeys verwöhnter Verwandtschaft.
Das Fazit: Einschalten lohnt sich
Das Rezept von „Knives Out – Mord ist Familiensache“ ist nicht neu: Man nehme einen Mord und viele Verdächtige, füge dem Ganzen einen genialen Ermittler hinzu und lasse der Handlung ihren Lauf, bis das Rätsel gelöst wird. Den Unterschied machen die außergewöhnlichen Zutaten, die Rian Johnson verwendet.
Alle Haupt- und Nebenrollen sind mit Top-Stars besetzt. Daniel Craig, Christopher Plummer, Jamie Lee Curtis (63), Toni Collette (49), Chris Evans (41), Don Johnson (72) und Michael Shannon (47) laufen vor der Kamera zur Höchstform auf. Hinzu kommt, dass der Filmemacher seine Geschichte in einem liebevoll gestalteten Herrenhaus verortet hat, umringt von einer düsteren Landschaft, die für die Krimi-typische Atmosphäre sorgt. Und schlussendlich ist der Humor in „Knives Out“ durch und durch köstlich.