„How I Met Your Father“: Wie das Original, nur in divers?

„How I Met Your Father“: Wie das Original, nur in divers?

Mit etwas Verspätung zum US-Release startet ab dem 8. Juni endlich auch hierzulande der „How I Met Your Mother“-Ableger mit Hilary Duff (34) bei Disney+. Schon der Titel „How I Met Your Father“ zeigt unverkennbar, dass es sich hierbei um ein Spin-off handelt, das erzählerisch und strukturell sehr nah am Original angesiedelt ist. Nur eben mit umgedrehten und (für das Jahr 2022 durchaus angebracht) auch einigen neuen Vorzeichen. Was erwartet Fans der beliebten Sitcom über die verzweifelte Liebessuche von Ted Mosby (Josh Radnor, 47) im Nachfolger?

So steigt die neue Serie ein

„HIMYF“ folgt dem (Liebes-)Leben der Mittdreißigerin Sophie (Duff), die in ihrer Suche nach Mister Right auch auf Dating-Apps wie Tinder zurückgreift. Gleich zu Beginn der Serie scheint sie per Online-Dating sogar Erfolg zu haben. Doch ihr Traumprinz Ian (Daniel Augustin) offenbart ihr noch beim ersten Kennenlernen, wegen seines Jobs das Land verlassen zu müssen – und das noch am gleichen Abend!

Die Liebe ihres Lebens scheint also schon wieder verloren, dafür hat sie durch einen glücklichen Zufall einen brandneuen Freundeskreis erschlossen. Im Uber auf dem Weg zu ihrem Date mit Ian hat sie aus Versehen das falsche Handy mitgenommen und gerät so an die WG-Bewohner Jesse (Christopher Lowell, 37) und Sid (Suraj Sharma, 29). Die haben dank eines freundlichen „älteren Ehepaars“ eine Wohnung ergattert, die „HIMYM“-Fans bestens vertraut sein sollte – „sie haben uns sogar ihre Schwerter überlassen!“

Liebessuche auf neuen und alten Wegen

Diese kurze Zusammenfassung davon, wie die Pilotfolge von „HIMYF“ die neuen Figuren einführt, zeigt bereits, worauf sich die Zuschauerinnen und Zuschauer bei der ganzen Serie einstellen dürfen. Dank neun Staffeln der Vorgängerserie bietet sich fürs Spin-off ein schier unendlicher Fundus an Insider-Jokes, Referenzen und Eastereggs. Ohne zu viel verraten zu wollen, beinhaltet das selbstredend den einen oder anderen Gastauftritt eines Stars des Originals. In dieser Hinsicht nur ein kurzes „Ahoi!“…

Auch die generelle Erzählstruktur ist eins zu eins von „HIMYM“ geliehen. Statt Bob Saget (1956-2022) als alte Version von Ted berichtet im Ableger Kim Cattrall (65) als Zukunfts-Sophie ihrem Sohn davon, wie sie dessen Vater kennenlernte. Wie im Original startet die neue Serie auch mit dieser Rahmenhandlung, selbst die Titelmelodie ist die alte, nur neu arrangiert.

Apropos: „HIMYF“ rückt auch in seiner Erzählung bekannte Kniffe der Vorlage in ein neues, moderneres Licht. Dem Kind wird im Jahr 2050 nun per Videoschalte die Liebesgeschichte erzählt, die selbst auf digitalem Weg ihren Ursprung fand – Tinder- und Uber-App sei Dank.

Aus manch einem Fehler gelernt

Zwei der größten Kritikpunkte an „HIMYF“ nimmt sich der Ableger ebenfalls an. Die erste Neuerung sticht sofort ins Auge: Im Original war die gesamte Freundesgruppe weiß. Die eine Figur, die man noch am ehesten als Stammkraft mit Migrationshintergrund bezeichnen könnte, war der indische und arg stereotype Taxifahrer Ranjit (Marshall Manesh, 71).

„HIMYF“ setzt derweil auf einen diversen Cast und bietet mit Tien Tran (Ellen), Daniel Augustin (Ian), Suraj Sharma (Sid) und Francia Raisa (33, Valentina) Vielfältigkeit. Trans Charakter ist zudem lesbisch und wie Sophie auf Liebessuche. Für den allseits beliebten „Fish Out Of Water“-Humor sorgt derweil Tom Ainsley (30) als Charlie. Der ist eigentlich britischer Aristokrat, schlug jedoch sein Leben in royalem Saus und Braus aus, um der Liebe wegen ins versiffte New York zu ziehen und mit dem US-amerikanischen Way of Life anzuecken.

Seine Figur ist daher wohl am besten als Mischung aus Kanadierin Robin Scherbatsky (Cobie Smulders, 40) und dem ebenfalls recht versnobten Barney Stinson (Neil Patrick Harris, 48) zu beschreiben. Was uns zum zweiten Kritikpunkt an „HIMYM“ bringt. Dessen zuweilen fragwürdigen Aufreißer-Methoden und seine generelle Einstellung vielen Frauen gegenüber sind nicht erst im Zuge der #MeToo-Bewegung schlecht gealtert.

Der Ableger achtet daher genau darauf, Tugenden der Vorlage aufleben zu lassen, deren Versäumnisse jedoch nicht zu wiederholen. Was ohne Zweifel der richtige Ansatz ist, aber auch nicht frei von Risiken. Zu sehr darf sich „HIMYF“ nicht auf die Nostalgie-Hilfe seines Vorgängers verlassen. Der, wenn man ihn mit anderen Sitcoms vergleicht, ja dennoch recht handzahm daherkam. Das Spin-off hat es sich zur Aufgabe gemacht, es allen und dabei stets politisch korrekt recht zu machen. Ein ebenso hehres wie anspruchsvolles Unterfangen. Schließlich eckt Humor immer irgendwo an, wenn er nicht zu brav und damit erwartbar sein will.

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