Fantasy-Autor George R.R. Martin (73) hat mit „Fire & Blood“ die literarische Vorlage zur neuen HBO-Serie „House of the Dragon“ verfasst. Martin bedient sich für seine mittelalterliche Fantasy an der realen Geschichte Englands, wie er im Sommer dieses Jahres selbst bestätigte: „Ich lasse mich von der Historie inspirieren […]. Wie vielen Menschen aufgefallen ist, basiert ‚Game of Thrones‘ sehr lose auf den ‚Rosenkriegen‘. [‚House of the Dragon‘] basiert auf einer früheren Geschichtsperiode genannt ‚Die Anarchie'“.
Tatsächlich scheinen einige zentrale Figuren aus der neuen Serie „House of the Dragon“ direkt dieser englischen Geschichtsperiode zwischen den Jahren 1138 und 1153 entnommen. Die Kurzfassung: König Heinrich I. hatte einen legitimen männlichen Nachkommen, der bei einem Schiffsunglück verstarb. Auf diesen für ihn verheerenden Schicksalsschlag reagierte Heinrich auf zwei Arten: Er heiratete die sehr viel jüngere Adelheid von Löwen – vermutlich, um einen weiteren männlichen Nachkommen in die Welt zu setzen.
Außerdem erklärte der englische König seine noch jugendliche Tochter Matilda – als erste Frau – zu seiner Nachfolgerin. Wiederholt ließ er seine Gefolgsleute einen Eid auf sie schwören. Als Heinrich aber verstarb, unterstützten doch nicht alle Adligen Matilda. Ihr Cousin Stephan von Blois erklärte sich zum König. Die Folge war ein blutiger, 15-jähriger Bürgerkrieg.
Parallelen zur HBO-Serie „House of the Dragon“
Unschwer lassen sich in diesem kurzen historischen Abriss Parallelen zur Fantasy-Serie „House of the Dragon“ erkennen. Der König ohne männlichen Nachkommen ist König Viserys Targaryen. Seine Tochter und Thronfolgerin Rhaenyra ist von der realen historischen Figur Matilda inspiriert. Adelheid von Löwen, die neue, jüngere Ehefrau des englischen Königs, dient als Vorlage für Rhaenyras Freundin Alicent Hightower. Stephan von Blois, der sich zum Thronfolger erklärte, weist Parallelen zu Daemon Targaryen auf. In „House of the Dragon“ ist er Rhaenyras Onkel, der reale Stephan von Blois war der Cousin der verhinderten weiblichen Thronfolgerin.
So endete „Die Anarchie“
Selbstverständlich handelt es sich bei der HBO-Serie „House of the Dragon“ um ein fiktionales Fantasy-Werk mit Drachen und vielen weiteren Unterschieden zur erwähnten historischen Periode. „Die Anarchie“ führte auf der britischen Insel zu einem langjährigen Bürgerkrieg mit zahlreichen Einzelkonflikten, unter denen besonders das einfache Volk litt.
Der Sohn und Thronfolger von Stephan von Blois verstarb schließlich unter ungeklärten Umständen. Daraufhin verwehrten sich die kampfesmüden Adligen gegen eine Weiterführung des Konfliktes. Ein Friedensvertrag zwischen Matilda und Stephan von Blois wurde geschlossen. Er durfte König bleiben, doch Matildas Sohn wurde zu seinem Nachfolger ernannt. Bereits kurze Zeit darauf verstarb Stephan von Blois – und Matildas Sohn wurde zu König Heinrich II. von England. Seine Nachkommen stellten für die folgenden 250 Jahre die englischen Könige.