„Hitlers Macht“: Vom „Niemand“ über den Machtmenschen zum Zerstörer

„Hitlers Macht“: Vom „Niemand“ über den Machtmenschen zum Zerstörer

Vor 90 Jahren, am 30. Januar 1933, ernennt Reichspräsident Paul von Hindenburg (1847-1934) den Nationalsozialisten Adolf Hitler (1889-1945) zum Reichskanzler. Anlässlich dieses folgenschweren Moments des vergangenen Jahrhunderts strahlt das ZDF ab Mitte Januar einen Schwerpunkt zum Thema Nationalsozialismus aus.

Den Kern bildet die dreiteilige Dokumentation „Hitlers Macht“, deren erster Teil am heutigen Dienstag (17.1.) ausgestrahlt wird. Gezeigt werden teils nachkolorierte Foto- und Bewegtbildaufnahmen aus dem Archiv, unter anderem inszenierte Bilder von Hitlers „Leibfotografen“ Heinrich Hoffmann (1885-1957). Erklärungen aus dem Off werden mit Animationen illustriert. Außerdem kommen renommierte Historiker und Biografen zu Wort.

Diesen Fragen gehen die drei Teile nach:

„Hitlers Macht: Der Aufsteiger“ – Vom „Niemand“ zum Machtmenschen

Wie konnte aus einem „Niemand“ in wenigen Jahren ein Machtmensch werden, der eine Demokratie zu Fall bringt? Wo liegen die Momente, die Hitler zu Geltung und Einfluss verhalfen? Wer waren seine Unterstützer? Welche Stimmungen in der Bevölkerung kamen ihm entgegen?

„Hitlers Macht: Der Herrscher“ – Von der Republik zum „Führerstaat“

Wie gelang es Hitler, in kurzer Zeit eine Republik in einen „Führerstaat“ umzuformen? Wie vollzog sich die „Gleichschaltung“ der Gesellschaft? Wie bereitwillig reihten die Deutschen sich ein? Wie weit reichte der Gleichklang von „Führer und Volk“?

„Hitlers Macht: Der Zerstörer“ – Vom Eroberungskrieg zum millionenfachen Judenmord

Wie hat Hitler „sein“ Volk in einen mörderischen Eroberungskrieg führen können? Warum funktionierte die Maschinerie des Vernichtungskrieges und des Judenmordes so reibungslos? Wie sicherte sich der NS-Führer die Gefolgschaft – bis zum bitteren Ende?

Ausgewählte Statements von Historikern in den Dokus

In den sehenswerten Dokumentationen kommen viele Experten und Forscher zu Wort. Sie sprechen eine deutliche Sprache, liefern konkrete Forschungsergebnisse und rücken das Geschehen in den zeitgeschichtlichen Kontext.

So erklärt Prof. Dr. Alexandra Richie von der Universität Warschau über Hitlers Aufstieg zur Macht: „Hitlers Aufstieg zur Macht wurde möglich durch die äußeren Umstände: die tragische Kriegsniederlage, den Zerfall und die Krisen der Weimarer Republik. Er wurde aber auch möglich durch einen unerschütterlichen Glauben an sich selbst, sein Redetalent und seine Fähigkeit, die Deutschen zu manipulieren.“

Über Hitlers Redetalent sagt Prof. Dr. Thomas Weber von der Universität Aberdeen: „Er konnte schreien. Er konnte weich, er konnte hart klingen. Er hat sehr bildreich gesprochen. Und so hat er einfach die Leute mitgenommen. Sie grölen, sie jubeln, sie rufen etwas rein, und das liegt Hitler sehr.“

An anderer Stelle erklärt Historikerin Dr. Heike Görtemaker: „Hitler hatte eine sehr hohe soziale Intelligenz. Er war in der Lage, Freundschaften zu schließen und diese auch zu pflegen. Man kann Gefolgschaft nicht befehlen. Das heißt, die Menschen kamen zu ihm und folgten ihm.“

Über Hitlers Reaktion auf die zunehmende Bombardierung deutscher Städte sagt Prof. Dr. Ute Frevert vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Berlin: „Hitler zieht sich zurück, um die Verantwortung für diese massiven Zerstörungen und das Leid nicht selber auf sich zu ziehen. Es sind immer andere, die versagt haben, die nicht genug getan haben, um die Städte zu schützen.“

Über Hitlers Verantwortung für den Holocaust erklärt Prof. Dr. Benjamin Carter Hett von der Universität New York: „Die Verbrechen des Holocausts sind ohne Hitler nicht denkbar. Hitlers Rolle ist absolut entscheidend. Es gibt eine Fülle von Beweisen für seine Befehlsverfahren. Es gibt genügend Beweise für die Rolle, die er gespielt hat. Es gibt genügend Beweise für die Dominanz seines eigenen Denkens und seiner eigenen Vorstellung davon, was der Holocaust sein sollte.“

Warum gibt es den Themenschwerpunkt zu Hitlers Machtergreifung?

Warum es den ZDF-Themenschwerpunkt anlässlich dieses Ereignisses überhaupt gibt, dazu nennt Stefan Brauburger, Leiter der ZDF-Zeitgeschichte, drei Gründe. Zum einen sei es das Ziel, „einem jüngeren Publikum vor Augen zu führen, wie das dunkelste Kapitel unserer Geschichte von einem Herrscher geprägt wurde, der in nahezu allen Teilen der Bevölkerung bis zum ‚bitteren Ende‘ – auch noch angesichts von Vernichtungskrieg und Verbrechen – Rückhalt fand“.

Es gelte aber auch, „zeitlose Mechanismen von Diktaturen darzustellen, die noch heute Wirkung entfalten, die Bedrohung von Freiheit und Frieden, auch mit militärischer Gewalt“.

Und es gehe darum, „einschneidende historische Erfahrungen zu vermitteln, um jenen Kräften in unserer Gegenwart entgegenzutreten, die unsere Demokratie aushöhlen oder zerstören wollen“. Denn, so Brauburger weiter, „Extremismus, Antisemitismus, Staatsverachtung, Fake-News-Kampagnen, aber auch politisch oder rassistisch motivierte Anschläge und Morde“ seien Phänomene unserer Zeit.

Die Ausstrahlungstermine

„Hitlers Macht: Der Aufsteiger“ (1/3) wird am Dienstag, 17. Januar, um 20:35 Uhr im ZDF gezeigt. „Hitlers Macht: Der Herrscher“ (2/3) läuft am Dienstag, 24. Januar, um 20:15 Uhr und „Hitlers Macht: Der Zerstörer“ (3/3) zeigt der Sender am Dienstag, 31. Januar, um 20:15 Uhr.

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