„Mit Vater verbinde ich die schönen familiären Zeiten“, erinnert sich Gert Rosenthal (geb. 1958) in einem ZDF-Doppelinterview mit seiner Schwester Birgit Hofmann (geb. 1950) anlässlich der filmischen Würdigung ihres Vaters Hans Rosenthal (1925-1987). Der TV-Star wäre am 2. April 100 Jahre alt geworden. Ihm zu Ehren zeigt der Sender das TV-Biopic „Rosenthal“ mit anschließender Dokumentation am 7. April um 20:15 Uhr als „Fernsehfilm der Woche“ im Programm. Beides ist bereits in der Mediathek verfügbar.
Hans Rosenthal lernte seine spätere Frau Traudl (1927-2016) beim Berliner Rundfunk kennen. Das Paar heiratete 1947 und bekam zwei Kinder. Die Familie lebte den Spagat zwischen öffentlichem und privatem Leben – mit einem Vater, dessen Berühmtheit nicht immer einfach für die Kinder war.
Zwischen Spielshows und Familienalltag
„Ich war zwar stolz, dass mein Vater eine beliebte Fernsehsendung hatte“, sagt Birgit Hofmann, die beim Start von „Dalli Dalli“ bereits 21 Jahre alt war. Anders als ihr jüngerer Bruder Gert, der mit 13 Jahren genau zur Zielgruppe der Show gehörte, schaute sie die Sendung allerdings bald nicht mehr an. Erst als ihr Mann sie überzeugte, änderte sich das.
Gert Rosenthal hingegen erinnert sich, dass ihm die Sendung „sehr, sehr viel Spaß gemacht“ habe. In der Schule spielte der Ruhm seines Vaters jedoch kaum eine Rolle. Nur der berühmte Sprung mit dem Ausruf „Das war Spitze!“ brachte ihm manchmal Hänseleien ein. „Daraufhin habe ich Vater gebeten, ob er den nicht sein lassen kann. Das hat er nicht getan, und im Nachhinein auch Recht behalten“, erzählt er dem ZDF.
Eine wichtige Rolle spielte Ehefrau Traudl Rosenthal in der Familie. „Sie war diejenige, die meinem Vater den Rücken stärkte, die ihm den Koffer packte, wenn er auf Reisen ging“, berichtet Birgit Hofmann. Doch auf subtile Weise hatte sie großen Einfluss: „In Eurer Familie passiert überhaupt nichts, was Deine Mutter nicht will“, erkannte Birgit Hofmanns eigener Ehemann später. Gert Rosenthal bringt es so auf den Punkt: „Sie konnte den Vater davon überzeugen, dass es seine Meinung war, was sie wollte.“ Eine klassische Rollenverteilung, die in der damaligen Zeit nicht ungewöhnlich war.
Jüdische Identität
Hans Rosenthal, der als Jude die NS-Zeit versteckt überlebt hatte, sprach mit seinen Kindern kaum über seine Vergangenheit. „Wir wussten nur, dass er sich versteckt hatte, dass er verfolgt wurde, aber keine Details“, erzählt Gert Rosenthal. Erst mit seinem Buch „Zwei Leben in Deutschland“ machte der Showmaster seine Geschichte öffentlich.
„Er wollte nicht bevorteilt werden, weil er Jude war. Aber er wollte auch nicht Antipathien haben, weil er Jude war“, erklärt sein Sohn. Erst als Rosenthal einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht hatte und in den Medien als „netter Mensch, den man gerne als Nachbarn hätte“ gefeiert wurde, entschied er sich, über seine Erlebnisse zu sprechen.
Die Familie Rosenthal lebte ihren Glauben auf weltliche Weise. „Wir haben nicht koscher gegessen zu Hause“, verrät Birgit Hofmann. „Das machen heute auch nicht alle jüdischen Familien.“ Sie sei kein religiöser Mensch. Aber heutzutage, wenn Antisemitismus wieder aufflamme, dann reagiere sie empfindlich und fühle sich sehr mit ihrer jüdischen Vergangenheit verbunden.
Ein spielfreudiger Vater
Abseits seiner TV-Karriere erinnern sich die Geschwister an einen leidenschaftlichen und spielfreudigen Vater. „Wenn ich von meinem Vater erzähle, denke ich natürlich auch an die schönen familiären Zeiten: die gemeinsamen Urlaube und wie viel wir gespielt haben“, erzählt Gert Rosenthal. „Mein Vater war ein leidenschaftlicher Spieler: Fußball, Schach, Karten, alles. Solch einen Vater zu haben, war einfach toll.“
Das Ferienhaus auf der Insel Föhr, das Hans Rosenthal einst baute, hat sein Sohn übernommen. Von außen sehe das Haus noch genauso aus wie zu Lebzeiten seines Vaters – ein bleibendes Andenken an gemeinsame Familienzeiten.
(ili/spot)
Bild: Beruflich der beliebte „Dalli Dalli“-Moderator, privat spielte er leidenschaftlich mit seinen Kindern: Hans Rosenthal. / Quelle: action press / United Archives GmbH