Sonne, Chlor- oder Salzwasser strapazieren in den Sommermonaten die Haare. Vor allem blondiertes Haar oxidiert, wird heller und trocken. Haarexperte Michael Rogall erklärt im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news, mit welcher Pflege die Mähne nach dem Sommer wieder zu ihrer alten Form findet. Außerdem gibt der Autor des Buches „Haar-Sprechstunde: Gesunde Lösungen für schönes Haar“ (Herbig) Erste-Hilfe-Tipps für besonders geschädigtes oder verfärbtes Haar.
Viel Bürsten und ein wenig Essig
Die wichtigste Pflege für gesundes Haar ist Bürsten, sagt Rogall. Darum morgens und abends genug Zeit einplanen. „Wichtig ist, eine Naturhaarbürste mit Wildschweinborsten zu nutzen. Diese sind wie das menschliche Haar aufgebaut. Wenn man mit der Bürste durch die Haare und über die Kopfhaut geht, schließt sich die Schuppenschicht“, erklärt der Experte. Das helfe auch gegen Haarbruch, Spliss, Trockenheit und fusselige Spitzen. „Haare bürsten ist wie Zähne putzen – unerlässlich und das Wichtigste für gesundes Haar“, sagt er. Die Bürste entferne Belag auf der Kopfhaut und wirke dadurch wie ein Peeling. „Zudem fördert Bürsten die Durchblutung der Kopfhaut, was den Haarwuchs anregt und die Haare noch tiefer verankern lässt. Der natürliche Säureschutzmantel der Kopfhaut ist quasi die körpereigene Haarkur und diese ziehen die Wildschweinborsten bis in die Spitzen.“
Zum Haarewaschen empfiehlt Rogall ein „vorzugsweise biologisches Shampoo“. Wer möchte, kann auch Spülung benutzen. „Dabei ist wichtig, die Spülung nur in die Haarspitzen zu geben, denn die brauchen die meiste Pflege. Gibt man Spülung bereits in den Haaransatz, werden die Haare weich. Dadurch haben die Haare kein Volumen mehr und die Kopfhaut fettet schneller“, erklärt er. Für leichtere Kämmbarkeit und damit sich die Haare schließen, hilft ein wenig Essig. Der Experte sagt: „Dafür einen Liter Wasser mit höchstens einem Esslöffel Essig vermengen, in eine Sprühflasche und auf das trockene oder nasse Haar geben.“
Erste Hilfe bei kaputtem Haar: Henna und Aspirin
Wer schnell einen Effekt sehen möchte, kann auf ungewöhnliche Erste Hilfe fürs Haar zurückgreifen. „Wer Naturhaare hat – also ohne chemische Farbe darin – könnte zu Henna ohne Farbe, genannt Henna neutral, greifen“, so Rogall. Das Produkt enthalte Gerbsäure. „Das Pulver mit heißem Wasser anrühren, ein wenig Essig hinzufügen und 15 Minuten auf die Haare geben. Das ist wie eine Intensivpackung, die die Haare schließt. Danach fühlen sie sich bis zu einem Drittel dicker an.“
Blonde Menschen haben nach viel Zeit in der Sonne und im Pool schnell einen Grünstich in den Haaren. Da hat der Experte einen Tipp: Zitronensaft oder Aspirin. Das Aspirin öffne die Haare, „wodurch die Grünspananlagerungen weichen“, erklärt er. „Einfach eine Tablette in einem Glas Wasser auflösen und über die Haare reiben.“ Rogall warnt jedoch: „Nicht zu oft machen!“
Viele Pflegeprodukte vermeiden
Nicht nur nach dem Sommer, sondern grundsätzlich gilt laut dem Experten: je weniger Inhaltsstoffe, desto besser. Viele Produkte würden Silikon Polyquaternium enthalten. „Diese zwei Stoffe verschließen die Haare. Dadurch werden sie irgendwann müde, schlapp und zu weich – verlieren ihre eigene Kraft“, sagt Rogall. Und nicht nur die Haare würden sich dadurch verschließen, „sondern auch die Kopfhaut, was zu Haar- und Kopfhautproblemen führen kann“, warnt er. „Das kann bis hin zu hausgemachtem Haarausfall führen. Vor allem im Sommer: Wenn die Kopfhaut mit solchen Produkten ‚zugeschmiert‘ ist, man schwitzt und wenn die Poren sich öffnen, kann sie das verstopfen. Die Folgen können Allergien, Kopfhautjucken, Krusten und Pusteln auf der Kopfhaut oder Haarausfall sein.“
Nicht nur auf die Inhaltsstoffe selbst kommt es an. Entscheidend ist, nicht zu viele Produkte zu verwenden. „Eine Naturhaarbürste, ein mildes Shampoo – mehr bedarf es eigentlich nicht“, meint Rogall. „Aber klar: Wer seine Haare stylt, kann Haarspray oder Gel verwenden. Auch hier sollte man jedoch darauf achten, silikonfreie Produkte zu wählen. Wer seine Haare gefärbt oder blondiert hat, kann auch eine Spülung verwenden, weil das Haar in der Regel etwas geschädigter ist.“