Als ehemalige Weltklasse-Schwimmerin engagiert sich Franziska van Almsick (44) seit 2008 mit einer nach ihr benannten Stiftung dafür, dass Kinder das Schwimmen lernen. „Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, dass jedes Kind, das die Grundschule verlässt, eine Schwimmart sicher beherrscht“, erklärt die mehrmalige olympische Medaillengewinnerin im Rahmen des ersten „Schauma Family Day“ in einem Erlebnisbad in der Nähe von Hamburg.
Auch die Familienmarke von Schwarzkopf hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder beim Schwimmenlernen zu unterstützen. Mit vier ausgewählten Freizeitbädern rückt das Unternehmen unter anderem die Themen Kinderschwimmen und Spaß im Wasser in den Fokus. „Schwimmenlernen war schon vor vielen Jahren ein wichtiges Thema und wird auch noch in der Zukunft eine absolut wichtige Aufgabe bleiben“, stellt Franziska van Almsick klar und verrät dabei auch, wer ihren Kindern das Schwimmen beigebracht hat.
Jedes zweite Kind in Deutschland kann nicht schwimmen. Woran liegt das und wie kann man Abhilfe schaffen?
Franziska van Almsick: Wir haben das Schwimmen in den vergangenen Jahren stiefmütterlich behandelt. Es war wichtig, dass die Kinder ein tolles Musikinstrument lernen und in der ersten Klasse Chinesischunterricht bekommen. Dabei haben wir völlig aus den Augen verloren, dass die elementaren Dinge wie Schwimmenlernen dazugehören. In meinen Augen ist das ein Grundrecht der Kinder. Wir müssen uns gemeinsam dafür stark machen, dass es wieder einen Platz bekommt im Familienleben und auch generell im Leben der Kinder. Die Verantwortung liegt nicht hauptsächlich bei den Schulen, sondern bei den Familien. Ein Teil der Stiftungsarbeit ist daher auch, immer wieder darüber zu sprechen, wie wichtig es ist, dass die Kinder sicher schwimmen können. Schwimmen ist zudem Gesundheitssport Nummer eins. Irgendwann ist jeder in dem Alter, in dem es vorbei ist mit Radfahren und Fußball spielen, Tennis oder Golf. Schwimmen dagegen kann man bis ins hohe Alter.
Wie genau sieht die Arbeit Ihrer Stiftung aus?
Franziska van Almsick: Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, dass jedes Kind, das die Grundschule verlässt, eine Schwimmart sicher beherrscht. Das ist genau wie beim Fahrradfahren – wenn man es einmal lernt, kann man es sein Leben lang. Wir organisieren über die Stiftung Fahrten zu den Schwimmhallen und koordinieren die Schulen untereinander. Wir stellen zusätzlich auch Assistenten. Bei einer Klasse von 25 bis 30 Kindern, in der die Hälfte nicht schwimmen kann, ist das oft ein riesiges Wirrwarr. Da hilft es, wenn man zu zweit oder zu dritt ist.
Wieso ist es wichtig, dass Kinder schon sehr früh mit dem Schwimmen beginnen?
Franziska van Almsick: Kinder haben Spaß am Wasser. Kleinen Kindern zu verbieten, ans Wasser zu gehen, funktioniert nicht. Wasser begegnet uns überall und die Kleinen werden davon magisch angezogen. Was ist im Sommer schöner, als ins Freibad oder an den See zu gehen? Deshalb ist es so wichtig, dass die Kinder schwimmen können. Sie haben selbst viel mehr Spaß, wenn sie wissen, dass sie es können. Und die Eltern sind auch entspannter, weil der Nachwuchs sicher ist im Wasser.
Gibt es einen Trick, Kinder ans Wasser zu gewöhnen? Wann sollte man mit dem Schwimmenlernen beginnen?
Franziska van Almsick: Schwimmen ist koordinativ eine sehr anspruchsvolle Sportart. Man bewegt die Beine anders als die Arme, dazu kommt der Atemrhythmus. In der Regel sind die meisten Kinder mit fünf oder sechs Jahren so weit und können gut einen Schwimmkurs machen. Aber die Wassergewöhnung fängt bestenfalls schon zuvor an: mit Baden und Duschen. Dabei kann der Nachwuchs lernen, Wasser im Gesicht zu haben. Und die Kinder lernen, dass das Wasser ein Freund ist und kein Feind. Durch dieses spielerische Heranführen in der Familie fällt es den Kindern auch leichter, später im Schwimmkurs mitzumachen.
Wie haben Sie selbst als Kind Schwimmen gelernt und wann haben Sie Ihre Liebe für den Sport entdeckt?
Franziska van Almsick: Wie ich es erlernt habe, weiß ich nicht mehr genau. Ich habe einen fünf Jahre älteren Bruder, der mich vom Kindergarten abgeholt hat. Wenn er es nicht mehr geschafft hat, mich nach Hause zu bringen, hat er mich mit zum Schwimmen mitgenommen und ich habe von außen zugeschaut. Ich habe beobachtet, was er tut und wollte es ihm nachmachen. Der Legende nach bin ich irgendwann ins Wasser gesprungen – und es war mein Element. Das war, als ich fünf Jahre alt war. Ich konnte relativ schnell sehr gut schwimmen. Vier Jahre später habe ich meine ersten Medaillen geholt. Heute kann ich nicht in Worte fassen, wie meine Beziehung zum Wasser war oder ist. Ich gehe nicht mehr regelmäßig schwimmen, weil ich mehr als mein halbes Leben im Wasser verbracht habe. Aber wenn ich im Wasser bin, ist es unbeschreiblich.
Fehlt Ihnen der frühere Wettkampf heute manchmal?
Franziska van Almsick: Überhaupt nicht. Ich mache regelmäßig Sport. Wenn man ein halbes Leben lang sieben Stunden Sport am Tag gemacht hat, ist man irgendwie immer in Bewegung. Aber mich mit anderen zu messen, dem gehe ich heute aus dem Weg. Ich kann zum Beispiel extrem schlecht Gesellschaftsspiele spielen, weil ich da sehr verbissen bin. Entweder ganz oder gar nicht. Man sollte mich lieber nicht bei Brettspielen herausfordern.
Und wie haben Sie Ihren eigenen Kindern das Schwimmen beigebracht?
Franziska van Almsick: Das hatte für mich natürlich höchste Priorität. Ich kann ja keine Stiftung haben und meine Kinder schwimmen miserabel. Allerdings sollten nicht die Eltern oder Großeltern ihren Kindern das Schwimmen beibringen. Ich plädiere in der Stiftungsarbeit dafür zu sagen: „Gebt eure Kinder in die Hände derer, die das gelernt haben und die wissen, was sie tun.“ Ich meine, Fahrstunden oder Fahrunterricht nimmt man ja auch bei einem Fahrlehrer, oder? Ich habe meinen Kindern immer gesagt, wenn es später darum geht, schneller zu sein als die anderen, dann komme ich zum Einsatz. Denn auch meine Kinder haben bei einem Schwimmlehrer das Schwimmen gelernt. Jetzt kommen sie aber langsam in das Alter, wo die Frage zum Thema Schnelligkeit bald auftauchen dürfte.
Haben Ihre Kinder je daran gedacht, selbst eine professionelle Schwimmkarriere anzustreben?
Franziska van Almsick: Nein, haben sie nie. Aber sie haben irre viel Spaß im Wasser. Lustig ist, dass sobald ich ins Wasser gehe, meine Kinder das Becken verlassen – aus welchem Grund auch immer. Aber ich muss gestehen, wenn ich eine Mutter hätte, die mal so gut im Wasser war, würde ich mit ihr jetzt auch nicht unbedingt ins Wasser wollen. Aber eigentlich wären beide für eine Schwimmkarriere prädestiniert. Meine Kinder sind beide groß. Mein Großer hat eine richtige Sportlerfigur und ist 1,90 Meter groß – mit gerade mal 15 Jahren. Aber er hat eine ganz andere Leidenschaft gefunden, er ist sehr musikalisch. Aber es ist mir völlig egal, welche Karriere meine Kinder einschlagen, Hauptsache sie werden glücklich.