Diesen Weihnachtsfilm fand Dietmar Bär als Kind „schrecklich“

Diesen Weihnachtsfilm fand Dietmar Bär als Kind „schrecklich“

Im Rahmen seiner „Herzkino“-Reihe hat das ZDF mit „Ein Taxi zur Bescherung“ (18. Dezember, 20:15 Uhr) einen besonderen Weihnachtsfilm im Programm. Darin steht der blinde IT-Analyst Jan Olsmer im Zentrum, der am Bahnhof Hamburg-Dammtor auf den Taxifahrer Axel Parschke trifft. Denn sein Zug ist ausgefallen und er muss dringend in das Hunderte Kilometer entfernte Erzgebirgsörtchen Bergroda. Zusammen begeben sich die beiden auf eine Reise, mit deren Ende wohl keiner gerechnet hat.

„Tatort“-Star Dietmar Bär (61) ist im Film in der Rolle des Taxifahrers zu sehen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht der Schauspieler über seine ungewöhnlichste Reise, seine Abneigung gegenüber Weihnachtsfilmen und Veränderungen innerhalb der Filmbranche.

Sie spielen im Weihnachtsfilm „Ein Taxi zur Bescherung“ den Taxifahrer Axel Parschke, der mit Fremden ins Erzgebirge fährt. Was hat Sie am Drehbuch gereizt?

Dietmar Bär: Ich mochte die Geschichte, dass jemand vom Schicksal zu seinem Glück gebracht wird. Nicht in seinem Heimatort, sondern ganz woanders unter besonderen Umständen. Dass das auch noch zwischen Weihnachtsdeko passiert, war sehr reizvoll. Ich habe mich auch auf den Regisseur Dirk Kummer gefreut. Max Riemelt kannte ich schon vorher, wir haben 2005 zusammen gedreht. Mit Gabriele Völsch, die die Mechanikerin Sofia Lieberwirth mimt, zu spielen, war eine große Freude. Sie ist eine Vollblut-Schauspielerin.

Was war Ihre verrückteste oder überraschendste Taxifahrt bisher?

Bär: Es war keine Taxifahrt per se. Ich musste zu einer Theatervorstellung nach Bochum. Es war Dezember und saukalt in Berlin. Wir standen um 11 Uhr am Bahnhof und der Zug fiel aus. Ich bin anschließend mit dem Taxi durch einen Schneesturm zum Flughafen gefahren. Das Theater hatte mir einen Flug bis nach Düsseldorf organisiert. In Düsseldorf standen wir schließlich auf dem Rollfeld. Am Flughafen wartete der Fahrer des Intendanten des Theaters auf mich – und dieser hatte die Ruhe weg. Wir hatten nur noch eine halbe Stunde Zeit. Schließlich bin ich fünf Minuten vor Vorstellungsbeginn angekommen. Ich werde den alteingesessenen Theaterfahrer nie vergessen. Er hat mir Geschichten erzählt und sich von meinem Stress überhaupt nicht beeindrucken lassen.

Max Riemelt spielt den erblindeten IT-Analysten Jan Olsmer. Im Film wird unter anderem thematisiert, wie andere Menschen mit seiner Behinderung umgehen – und ihn damit auch verletzen. Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach, solche Themen zu behandeln?

Bär: Ich finde es gut, dass es Teil des Films ist. Gott sei Dank sind bei uns im Sinne der Inklusion die Türen weit geöffnet. Heute geht man mit der Thematik Behinderung oder Handicaps ganz anders um. Blinde haben ganz andere Möglichkeiten, haben beispielsweise einen sprechenden Stift bei sich und können am Alltagsleben teilnehmen. Die Thematik trägt dazu bei, dass es kein alltäglicher Weihnachtsfilm ist, wie man sie zu Dutzenden schon gesehen hat.

Auch in anderen Formaten wie „Blind ermittelt“ werden Protagonisten von Schauspielern gespielt, die keine Erblindung haben. Wie sehen Sie das?

Bär: Wir kommen damit in ein Fahrwasser, was ich ganz schwierig finde. Das ist so, als ob nur homosexuelle Menschen Homosexuelle spielen können. Das passt nicht mit dem Beruf zusammen. Die Gesellschaft verändert sich stetig und ständig, was auch gut ist. Ich finde es im Sinne der Inklusion großartig, wenn solche Themen aufgegriffen werden. Oder, dass Samuel Koch, der seit seinem tragischen Unfall bei „Wetten, dass..?“ gelähmt ist, eine Schauspielkarriere begonnen hat. Aber die Herausforderung, dass man jemanden spielt, der erblindet ist, macht den Reiz meines Berufes aus. Deshalb werde ich mich immer schützend vor meine Profession stellen. Wir müssen schließlich auch keine Leute umbringen, um einen Mörder zu spielen. Man muss sich immer in die Rolle einarbeiten. Ich finde es aber wichtig, dass Menschen mit Handicap eingebunden werden.

Was hat sich beim Schauspielberuf für Menschen mit Handicap geändert?

Zu Beginn meines Berufslebens galten Menschen mit bestimmten Behinderungen als nicht-ausbildbar. Das ging schon los, wenn jemand eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte oder einen schweren Sprachfehler hatte. Bei der Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule hieß es dann: „Schön, dass Sie mal hier waren, aber Sie sind leider nicht für die Bühne geeignet.“ Das hat sich zum Glück geändert. Fast alle Ensembles haben Menschen mit schwersten Behinderungen. Das finde ich auch richtig und wichtig.

Der Film spielt im fiktiven malerischen Örtchen Bergroda. Wie hat Ihnen die Kulisse gefallen?

Bär: Wir haben im genauso schönen Wernigerode gedreht. Es ist zwar nicht im Erzgebirge, aber im Harz. Das ging aus technischen Gründen nicht anders. In Wernigerode wurden wir mit offenen Armen empfangen. Wir haben Anfang Februar mit den Dreharbeiten begonnen. Sie haben die Weihnachtsbeleuchtung auf den Straßen für uns hängen gelassen.

Ist Wernigerode also eine Reise wert?

Bär: Ich kannte Wernigerode schon, weil ich als kleiner Junge dort war. Ich war mit meinen Eltern zu Ferienzeiten immer bei Verwandten in der DDR. Wir haben Wernigerode gerne als Ausflugsort besucht. Ich erinnere mich an eine schreckliche Folterkammer im Schloss. Es ist auf jeden Fall eine Reise wert, weil der Harz auch sehr schön ist – sowohl im Sommer als auch im Winter. Diese Stadt war schon zu DDR-Zeiten ein Kleinod.

Sie haben im Februar gedreht, wie bringt man sich da in Weihnachtsstimmung?

Bär: Die liebevolle Ausstattung hat gereicht. Das ist natürlich im Februar ein bisschen verrückt, aber es gehört zur Arbeit. Man ist so sehr in der Geschichte, dass es gar nicht auffällt. Es war auch schön, die weihnachtlichen Traditionen der Region kennenzulernen. Wie das typische Festessen oder die Mettenschicht, also die letzte Bergwerksschicht an Weihnachten. Es ist schön, dass das den Zuschauinnen und Zuschauern gezeigt wird.

Sind Sie persönlich ein Fan von Weihnachtsfilmen?

Bär: Eigentlich nicht. Das stammt wahrscheinlich aus der Kindheit, dass es bestimmte Filme gibt, die an Weihnachten nicht fehlen dürfen. Ich musste mir als kleiner Junge mit meinen Geschwistern immer diesen, von mir etwas gehassten „Kleinen Lord“ anschauen. Ich fand diesen Jungen damals schrecklich. Heute freue ich mich über das Filmangebot an den Feiertagen. Denn ich schaue immer noch gerne lineares Fernsehen, trotz Netflix-Account. Am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag gibt es im TV einen großen, bunten Strauß an Filmen. Nachmittag bis abends kommen tolle Abenteuer- oder Disney-Filme, die ich sehr gerne mag. Ich habe aber keinen Favoriten.

Gibt es sonst bei Ihnen Weihnachtstraditionen, die Sie jedes Jahr beibehalten?

Bär: Nein. Aber jedes Jahr stelle ich mich dem Reisezirkus. An Heiligabend ist man bei Familie A, am ersten Weihnachtsfeiertag bei der Schwiegerfamilie B und dann bei Familie C. Wir haben eine große Patchworkfamilie. Aber keiner dankt es einem, dass man so viel unterwegs ist (lacht). Zwischen den Jahren kommt man ausgelaugt wieder nach Hause. Ein Freund feiert jedes Jahr am 27. Dezember seinen Geburtstag. Da treffen sich dann alle im Ruhrgebiet, das ist eine Tradition. Aber ansonsten können wir Kinderlosen uns einfach auf uns selbst besinnen und Weihnachten allein feiern. Und ich tut es, auch wenn ich eine ambivalente, agnostische Haltung dazu habe.

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