Bewegend, persönlich, beklemmend. Der neueste Borowski-Tatort aus Kiel ging einmal mehr unter die Haut. Der nördlichste Ermittler Deutschlands musste dabei in „Borowski und der Schatten des Mondes“ tief in seine Vergangenheit eintauchen und auch eigene, längst vergessen geglaubte Dämonen bekämpfen. Am Ende ist zumindest klar, wer damals seine erste große Liebe umbrachte. Diese Fragen blieben am Ende noch offen:
1. Gibt es ein reales Vorbild für den Fall?
Jein. Der Fall katapultiert die Zuschauer weit zurück in die 70er-Jahre und versucht in Rückblicken den damaligen Zeitgeist wiederzugeben. Dazu gehört natürlich: Hippie-Zeit, Freiheitsdrang, VW-Bus, Trampen. Letzteres führte in vielen Familien damals zu ernsthaften Diskussionen. Ist das Reisen per Anhalter nicht viel zu gefährlich? Sogenannte Trampermorde, auch Anhaltermorde genannt, waren damals in aller Munde und führten zu großen Ängsten – vor allem natürlich bei Eltern.
Vor allem in den 70er- und 80er-Jahren gab es tatsächlich auffallend viele Straftaten, die meist an jungen Frauen verübt wurden, welche per Anhalter reisten – inklusive Vergewaltigungen und Mord. Das Phänomen wurde verteilt über das ganze Bundesgebiet beobachtet und einige dieser Verbrechen wurden nie aufgeklärt. In den 90er-Jahren ebbte dieses Phänomen wieder ab.
2. Gibt es weitere Parallelen zu realen Fällen?
In dem Borowski-Krimi spielt der Wald eine zentrale Rolle. Die Leichen waren dort seit Jahrzehnten vergraben und wurden nur durch Zufall entdeckt. Solche sogenannten Cold Cases gibt es leider immer wieder. Erst im März 2022 wurden zum Beispiel Knochenteile in einem Waldabschnitt im bayerischen Landkreis Eichstätt gefunden. Die Ermittlungen ergaben, dass dort die Überreste einer vor 27 Jahren verschwundenen Münchnerin entdeckt wurden.
Erste Hinweise auf die sterblichen Überreste von Sonja Engelbrecht gab es bereits 2020, als ein Oberschenkelknochen gefunden wurde, der wahrscheinlich von einem Tier vom eigentlichen Ablageort der Leiche innerhalb des Waldes verschleppt worden war. Die Ermittlungen der Polizei laufen seitdem auf Hochtouren. Es wurde eine Belohnung von 10.000 Euro für sachdienliche Hinweise ausgerufen, die zur Ergreifung des Täters führen.
3. Spielte Jimi Hendrix wirklich auf Fehmarn?
Ja, und es war sogar der letzte Auftritt in seinem Leben. Der Gitarrist spielte Anfang September 1970 im Rahmen des Love-and-Peace-Festivals auf der Ostseeinsel in Schleswig-Holstein vor Zehntausenden von Menschen. Zehn Tage später verstarb die Musiker-Ikone in London. Er erstickte an seinem Erbrochenen nach dem Konsum von Alkohol und Schlaftabletten. Bis heute wird auf der Insel dem damaligen Auftritt Hendrix‘ gehuldigt.
Einmal im Jahr, immer am ersten Samstag im September, fand von 1995 bis 2010 das Jimi-Hendrix-Revival-Festival auf Fehmarn statt. 2020 feierte man am Leuchturm Staberhuk das 50-jährige Jubiläum des legendären Auftritts. Für Hendrix-Fans ein absolutes Muss: Seit 1997 erinnert ein roter Gedenkstein an der damaligen Stelle der Bühne an den verstorbenen Musiker.
4. Wer spielt den jungen Borowski?
In einigen Rückblickszenen ist der junge Borowski zu sehen, der im Gegensatz zu seiner Freundin nicht die Reise nach Fehmarn per Anhalter antritt, sondern sich entscheidet zuhause zu bleiben. Es ist das letzte Mal, dass er seine erste Freundin zu Gesicht bekommt. In diesen Szenen ist tatsächlich der Sohn von Axel Milberg zu sehen: der 18-jährige August Milberg.
Im Vorfeld der Ausstrahlung sprach Milberg über die besonderen Umstände der Dreharbeiten. Für ihn als Vater seien die beiden Drehtage aufregender gewesen als für seinen Sohn. Ob dieser in die Fußstapfen seines Vaters treten werde? „Wenn er nach seiner Schulzeit, die er in diesen Monaten abschließen wird, tatsächlich Schauspieler werden will, tja, dann soll er’s versuchen“, so Milberg. Sein Sohn male, spiele Gitarre, liebe Sport und lese Nietzsche, verriet Milberg.
5. Wer spielt den unscheinbaren Serienkiller Mertins?
Michael Martins führt seit Jahrzehnten ein spießbürgerliches Leben, mit Häuschen, Frau und Kirchenchor. Was niemand weiß: Er ist ein Serienkiller, der erst mit dem Morden aufhörte, als er seine Ehefrau kennenlernte. Ein zufälliger Knochenfund bringt sein unscheinbares Leben aus den Fugen.
Gespielt wird Mertins vom Schweizer Schauspieler Stefan Kurt (62), der bereits in einigen „Tatort“-Produktionen zu sehen war. Zuletzt 2020 in der Berliner Folge „Ein paar Worte nach Mitternacht“. Zu den größten Erfolgen des gebürtigen Berners zählen zwei gewonnene Adolf-Grimme-Preise die er für seine Leistungen in den Filmen „Der Schattenmann“ und „Gegen Ende Nacht“ überreicht bekam.