Neue Besen kehren gut? Die Macher des Frankfurter „Tatorts“ setzten bei „Luna frisst oder stirbt“ auf die junge Regisseurin und Autorin Katharina Bischof, die zum ersten Mal in ihrer Karriere einen „Tatort“ inszenierte. Krimi-Erfahrung hat die Münchnerin allerdings bereits dank ihres Engagements bei „Der Alte“ und „SOKO München“ sammeln können.
An ihrer Seite arbeitete die Drehbuchautorin Johanna Thalmann, die bereits für die Netflix-Serie „Biohackers“ und die Joyn-Serie „Katakomben“ schrieb. Interessanterweise stammt auch der kommende Münchner „Tatort: Dreams“, der am nächsten Sonntag, den 7. November, Premiere feiern wird, aus ihrer Feder.
So denken Thalmann und Bischof über ihr Frankfurter Werk:
Die Geschichte wird auf drei Ebenen vorangetrieben. Es gibt die Ermittlungen, es gibt Szenen aus dem Buch der Ermordeten und es gibt Fernsehberichte. Wie ist diese Idee entstanden?
Johanna Thalmann und Katharina Bischof: Wir wollten den Fall streng aus der Perspektive der Ermittler erzählen. Zeitgleich wollten wir aber tief in die emotionale Welt der Episodenfiguren eintauchen. So entstand die Idee, dass die Ermittler die Geschichten im Buch lesen und die Welt der Protagonisten imaginieren, immer nach aktuellem Wissensstand der Ermittlungen. Die Verdächtigen tauchen in den Visionen der Kommissare auf, genauso deren Wohnungen, Arbeitsplätze und so weiter – umso mehr die Kommissare wissen, umso detailreicher ihre Vorstellung. Streng genommen sind es allerdings nur zwei Ebenen, da die Fernsehberichte zur Ermittlungsebene gehören.
Der Film kreist immer um die Frage, was Fiktion ist und was Wahrheit. Das ist auch ein sehr aktuelles Thema. Ist das Zufall?
Thalmann und Bischof: Das ist sicher kein Zufall und wir freuen uns sehr, dass diese Aussage zwischen den Zeilen gefunden wurde. Die Erzählung unseres Tatorts spielt nicht nur innerhalb des filmischen Raumes mit den Begriffen Fiktion und Wahrheit, sondern verweist gleichzeitig auf die eigene Entstehung. Denn das Erarbeiten der zentralen Geschichte brachte uns Macherinnen in denselben Konflikt, wie die Figur der Autorin im Film. Auf der einen Seite wollten wir dem dringlichen Thema der großen sozialen Schere in Deutschland gerecht werden. Auf der anderen Seite lauerte die Gefahr, reales Leid tatsächlicher Menschen als puren Plot einer fiktiven Erzählung zu nutzen. Eine filmische Gratwanderung, die die Arbeit an diesem Projekt einzigartig gemacht hat.
Die Ermittler finden einen entscheidenden Hinweis in der Nähe einer Brücke. Die Ermordete beschreibt sie im Buch sehr markant: „Der Teddy passt auf dich auf.“ Die Stelle fällt aber nur aus der richtigen Perspektive auf. Wie sind Sie auf diesen Drehort gekommen?
Thalmann und Bischof: Ein Locationscout macht Vorschläge für die Drehorte auf Basis des Drehbuches. Wir hatten darin einen atmosphärischen Ort mit prägnantem Wiedererkennungsmerkmal beschrieben. Die Mole am Mainufer war ein spannender Ort – zwischen Brücken, direkt am Wasser und mit einem Graffiti auf der Mauer. Das Motiv Teddybär passte gut, da die Ermittler nach einem Babyleichnam suchen. Parallel zur Motivsuche arbeiteten wir an der sogenannten Drehfassung des Buches. Als wir uns für den Drehort entschieden hatten, haben wir die Szene inklusive des Dialoges auf den gefundenen Ort genau angepasst.