Jürgen Klinsmann: Vom „Schwabenpfeil“ zum „Sommermärchen“

Jürgen Klinsmann: Vom „Schwabenpfeil“ zum „Sommermärchen“

Fußballstar Jürgen Klinsmann feiert am 30. Juli seinen 60. Geburtstag. Zur Legende wurde er nicht erst als Trainer (2004-2006) der deutschen Fußballnationalmannschaft rund um die WM 2006 in Deutschland, dem legendären „Sommermärchen“. Schon als Spieler war der in Göppingen, Baden-Württemberg, geborene Sohn des Bäckermeisters Siegfried Klinsmann ein Superstar.

Vater des „Schwabenpfeils“ stammt aus dem Osten

1982 wurde der damals 18-jährige Jürgen Klinsmann Profi bei den Stuttgarter Kickers (1981-1984) – seine Bäckerlehre hatte er im elterlichen Betrieb bereits absolviert. Als erfolgreicher Stürmer bekam er in den 1980er Jahren den Spitzenamen „Schwabenpfeil“ verpasst. Doch Klinsi, wie die Fans ihn nennen, hat gesamtdeutsche Wurzeln. „Ich bin 50 Prozent vom Osten und 50 Prozent vom Westen“, sagte Klinsmann in einem Interview mit der MDR-Sendung „Sport im Osten“. Sein Vater kam in Frankfurt/Oder zur Welt und verließ die DDR, um im Westen sein Glück zu finden.

Zusammen mit seinen drei Brüdern verbrachte Jürgen Klinsmann dennoch oft die Ferien bei der Verwandtschaft in der damaligen DDR. „Ich glaube, dass die Ostdeutschen einen unglaublichen Humor haben und wir den einfach nicht erlebt haben oder erleben durften“, schwärmte er von der Mentalität. Und über seinen Vater sagte er: „Ich war sehr stark geprägt von meinem Vater, der dann ein Jahr vor der WM 2006 leider starb.“

Von den Stuttgarter Kickers zum Weltmeistertitel

Nach den Kickers führte Klinsmanns beruflicher Weg über den VfB Stuttgart (1984-1989) nach Italien (Inter Mailand, 1989-1992), Monaco (AS Monaco, 1992-1994), London (Tottenham Hotspur, 1994-1995) und zum FC Bayern München (1995-1997). Beim Rekordmeister wurde er Jahre danach, von 2008 bis 2009, auch Trainer – ein eher unrühmliches Kapitel, ebenso wie die Berlin-Station bei Hertha BSC (2019-2020).

Zurück zu den großen Erfolgen, mit denen Klinsmann viele Jahre lang die Fanherzen höherschlagen ließ: Von 1987 bis 1998 war er Nationalmannschaftsspieler, bei den großen Turnieren 1996 und 1998 auch Kapitän.

1990 wurde er mit der Nationalmannschaft und Trainer Franz Beckenbauer (1945-2024) in Italien Weltmeister. 1996 durften Klinsmann und das Team um Cheftrainer Berti Vogts (77) sich über den Europameisterschaftstitel beim Turnier in England freuen.

Mit 108 Spielen im Deutschlandtrikot wird Klinsmann beim DFB immer noch in der Top Ten der „Rekordspieler“ auf Platz neun geführt. Insgesamt schoss er 47 Tore für die Mannschaft, was ihm aktuell in der Liste der „Rekordtorschützen“ den Platz fünf beschert – gemeinsam mit Berti Vogts übrigens.

Der „Sommermärchen“-Trainer

Nach der Karriere als Spieler wurde Klinsmann 2004 Bundestrainer. Als solcher coachte er die deutsche Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2006 auf den dritten Platz.

Die Doku „Deutschland. Ein Sommermärchen“ (2006) von Sönke Wortmann (64) zur sogenannten Heim-WM zeigt die Begeisterung, die Klinsmann, sein Co-Trainer Joachim Löw (64) und ihr Team bei den Fußballfans – national und weltweit – auslösten. Festgehalten sind in dem Film unter anderem die emotionalen Reden von Trainer Klinsmann vor jedem Spiel, Oliver Kahns (55) geheimnisvoller Zettel für Torwart Jens Lehmann (54) beim Elfmeterschießen gegen Argentinien oder die sonnendurchfluteten und nationenübergreifenden Public Viewings.

Zwei Tage nach Ende der WM, bei der Italien siegte, gab Klinsmann bekannt, dass er seinen Vertrag als Bundestrainer nicht verlängern werde. Nachfolger wurde der spätere Weltmeistertrainer (2014) Löw. Für die „unvergessliche“ WM wurde Jürgen Klinsmann von Bundeskanzlerin Angela Merkel (70) mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt.

Nach der deutschen Nationalmannschaft trainierte Klinsmann zudem von 2011 bis 2016 die Nationalmannschaft der USA und von 2023 bis 2024 das südkoreanische Team.

Wahlamerikaner und Vater zweier Sportprofis

Seit 1995 ist Jürgen Klinsmann mit dem US-amerikanischen Model Debbie Chin verheiratet. Das Ehepaar hat zwei Kinder und lebt seit 1998 in Kalifornien.

Sohn Jonathan Lee Klinsmann kam 1997 noch in München zur Welt. Er wurde ebenfalls Fußballprofi. Sein aktueller Vertrag als Torwart beim norditalienischen Club Cesena FC läuft seit Anfang des Jahres und endet im Sommer 2026. Auf seinem eigenen Social-Media-Kanal ist außerdem seine erste Profistation ab 2017 in Berlin bei Hertha zu sehen. Jürgen Klinsmann zeigte das Begrüßungsfoto ebenfalls auf seinem Kanal und kommentierte: „Ich bin sehr stolz darauf, dass Jonathan sein neues Abenteuer beginnt!“

https://www.instagram.com/p/BWiWPLHDAIg/

Ein Foto auf Jonathans Account zeigt ihn mit seinem berühmten Vater auf der Tribüne sitzend. „Worüber sprechen wir?“, fragte Jonathan seine Followerinnen und Follower damals. Womöglich darüber, dass sein Vater Trainer beim Hauptstadtverein werden würde. Als es so weit war, wechselte Jonathan Klinsmann in die Schweiz. Von 2019 bis 2020 spielte er beim FC St. Gallen und von 2020 bis 2024 bei LA Galaxy in Los Angeles.

https://www.instagram.com/p/BmgquLYHCyA/

Jürgen Klinsmann und Debbie Chin sind auch Eltern einer Tochter. Laila Klinsmann kam 2001 zur Welt. Sie studierte Grafikdesign und Pferdemanagement und ist Springreiterin. Ihre große Leidenschaft für diese Tiere und ihren Sport teilt sie auf ihrem Instagram-Account.

https://www.instagram.com/p/CdMB08Jvkph/

In einem Doppelinterview mit dem Magazin „Gala“ sagte Sportprofi Laila über ihren berühmten Vater: „Wenn ich nervös werde vor einem Wettkampf, erinnere ich mich daran, wie mein Vater – egal ob als Trainer oder Spieler – seine Nervosität nie gezeigt hat oder auch einfach ganz ruhig war. Dieses Fokussiert-Sein bewundere ich an ihm.“

(ili/spot)

Bild: Jürgen Klinsmann (l.) mit seiner Familie – Jonathan Klinsmann, Laila Klinsmann und Debbie Chin – in Berlin. / Quelle: getty/Jan-Philipp Burmann/City-Press via Getty Images

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