Karoline Eichhorn: „Ich mag es, verlorene Menschen zu spielen“

Karoline Eichhorn: „Ich mag es, verlorene Menschen zu spielen“

Karoline Eichhorn (57) findet es toll, „wenn man beim Fernsehen überrascht wird. Das passiert so gut wie nie. Alles ist immer sehr vorhersehbar und absehbar, was als nächstes passiert“, erklärt die Schauspielerin im Interview mit spot on news. Sie ist nun in „Gestern waren wir noch Kinder“ zu sehen – eine siebenteilige Mini-Serie, die das ZDF am 9., 10. und 11. Januar 2023, jeweils ab 20.15 Uhr (bereits ab 30.12. mit allen Folgen in der ZDFmediathek), zeigt. Diese Geschichte sei „unglaublich gut erzählt. Die Handlung springt hin und her zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Es gibt immer wieder überraschende Momente und Wendungen“.

Bei „Gestern waren wir noch Kinder“ seien „zudem die Figuren sehr schön gezeichnet, was für einen Schauspieler besonders wichtig ist“, sagt die 57-Jährige. „Ich hatte den Raum, die Figur zu gestalten. Obwohl meine Rolle sehr klein ist, fand ich sie sehr berührend und anziehend. Ich mag es, verlorene Menschen zu spielen.“

Darum geht’s in „Gestern waren wir noch Kinder“

In dem Genremix aus Familienserie und Thriller spielen neben Karoline Eichhorn auch Julia Beautx (23), Torben Liebrecht (45), Maria Simon (46), Julius Nitschkoff (27), Damian Hardung (24), Ulrich Tukur (65) und Milena Tscharntke (26) mit.

„Gestern waren wir noch Kinder“ dreht sich um einschneidende Erlebnisse und Familiengeheimnisse, die zu einer emotionalen Katastrophe in der Gegenwart führen. Die Serie wird mithilfe von Rückblenden in das Leben der beteiligten Figuren erzählt.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Familie Klettmann, die in einem schicken Münchener Vorort wohnt, finanzielle Probleme gibt es keine. Peter Klettmann ist erfolgreicher Anwalt, seine Frau Anna kümmert sich um die gemeinsamen Kinder Vivi, Daniel und Emmi. Das Leben scheint perfekt, doch am 44. Geburtstag von Anna bricht für die Familie eine Welt zusammen: Im Affekt tötet Peter seine Frau und kommt in U-Haft.

Während sein Motiv Rätsel aufgibt und erst durch das Eintauchen in seine Vergangenheit Gestalt annimmt, ist das sorglose Leben der Kinder von einem auf den anderen Tag vorbei. Die 18-jährige Vivi beginnt, um das Sorgerecht für ihre Geschwister zu kämpfen. Unterstützt wird sie dabei von Polizist Tim, der als Erster am Tatort eintraf. Er scheint sich für die Kinder verantwortlich zu fühlen, und es gelingt ihm, Vivis Vertrauen zu gewinnen. Die junge Frau weiß jedoch nicht, dass Tim ihre Mutter Anna bereits vor dem Mord kannte.

„Es ist eine Familiengeschichte über drei Generationen, die sehr spannend und gut erzählt wird“, erklärt Karoline Eichhorn. „In der Vergangenheit jeder Generation liegen Dinge begraben, die das Leben der Familie massiv beeinflusst. Ich spiele unter den vielen wirklich gut gezeichneten Figuren die Mutter bzw. Großmutter. Es ist eine kleine, aber feine Rolle, die mich beim Lesen berührt hat.“

„Das lineare Fernsehen ist quasi ad acta gelegt für die junge Generation“

Einen großen Erfolg hat Karoline Eichhorn jüngst auch mit „Dark“ gefeiert. Die Netflix-Serie wurde international wegen ihrer Komplexität gepriesen. Kann „Dark“ ein Vorbild sein für die deutsche TV-Branche? „Das wäre wünschenswert“, meint Eichhorn. „Wir wissen alle, dass sehr viele Menschen fast nur noch auf den Streaming-Plattformen unterwegs sind. Das lineare Fernsehen ist quasi ad acta gelegt für die junge Generation. Das ist etwas für ältere Menschen. Diskutiert werden die neuen Formate der Streamingdienste und nicht die aktuelle ZDF-Serie. Dabei wäre das Publikum da, nur die schönen Angebote fehlen.“

Für Schauspielerinnen und Schauspieler haben die Streaminganbieter ebenfalls einiges verändert: „Sie bringen viel mehr Möglichkeiten mit sich, Geschichten zu erzählen und das auf die verschiedensten Arten. Die Menge wird größer, es wird mehr gedreht.“

Ein Highlight im linearen deutschen Fernsehen ist für viele Zuschauer aber nach wie vor der „Tatort“. Eichhorn selbst war auch häufig schon in der Krimireihe zu sehen. Wie schafft es der „Tatort“ seit Jahrzehnten, wöchentlich Millionen von Menschen vor die Bildschirme zu locken? „Ich vermute mal, dass es für viele Leute eine Tradition ist, am Sonntag ‚Tatort‘ zu kucken“, sagt die 57-Jährige. „Menschen treffen sich teilweise, um zusammen in der Kneipe zu schauen. In der heutigen Zeit, in der sich alles innerhalb von Sekunden ändert, ist das ein Anker. Vielen Menschen tut es sicher gut, diesen Anker zu haben. Und die Zuschauer haben die verschiedenen ‚Tatort‘-Teams über die Jahre sehr gut kennengelernt. Diese Wiedererkennung ist wichtig.“

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