Politikinteressierte erinnern sich vielleicht noch an die besonders perfide „Pizzagate“-Verschwörungstheorie aus den USA, die 2016 die Runde machte. Der neueste Dresden-„Tatort: Katz und Maus“ basiert auf dieser völlig absurden Geschichte. „‚Pizzagate‘ ist der konkrete Auslöser für unsere Geschichte und hat uns daher natürlich auch beeinflusst“, verriet auch Drehbuchautor Jan Cronauer (43), der gemeinsam mit seiner Kollegin Stefanie Veith die Idee für den Film hatte. Was war in den Vereinigten Staaten vor sechs Jahren geschehen?
Im Jahr 2016 tobte in den USA gerade der Präsidentschaftswahlkampf zwischen dem späteren republikanischen Präsidenten Donald Trump (76) und seiner damaligen demokratischen Kontrahentin Hillary Clinton (75). Alle Hemmungen schienen im Kampf mit dem politischen Gegner über Bord geworfen, Beschimpfungen und üble Verleumdungen waren an der Tagesordnung. Im Internet wurden damals auch zahlreiche Fake-News gestreut, um vor allem auch Clinton zu diskreditieren und damit ihre Präsidentschaft zu verhindern. Eine besonders verrückte Lüge besagte, dass in einer Pizzeria in der US-Hauptstadt Washington D.C. ein Kinderporno-Ring agieren würde, in den auch Clinton involviert sei.
Auch Obama und Lady Gaga waren Teil der Verschwörungstheorie
Wahlkampfhelfer von Trump teilten diese offensichtlich völlig falsche Geschichte ohne Gegenrecherche sogar mit ihren Followern und gossen damit weiter Öl ins Feuer, um die Demokratin in ein schlechtes Licht zu rücken. Der damals noch amtierende Präsident Barack Obama (61) sei im Übrigen genauso in die Machenschaften verwickelt wie die Popsängerin Lady Gaga (36), hieß es damals auf Webseiten wie 4chan oder reddit, wo die Story zuerst verbreitet wurde.
Von dieser Verschwörungstheorie im Netz angestachelt, drang ein bewaffneter Mann in das Restaurant Comet Ping Pong in Washington D.C. ein und suchte im Keller nach den angeblich dort versteckten Kindern. Er gab sogar zwei Schüsse aus einem Sturmgewehr ab und verwüstete Teile der Pizzeria, deren Logo angeblich auch einem Erkennungszeichen für Pädophile geähnelt haben soll. Der Täter konnte keine Anhaltspunkte für den Pädophilen-Ring finden und ließ sich widerstandslos von der Polizei noch vor Ort verhaften. In einem viel beachteten Prozess wurde er im Jahr 2017 zu vier Jahren Haft verurteilt.