Seit dem 24. Oktober gibt es das erste Staffelfinale des „Game of Thrones“-Ablegers „House of the Dragon“ hierzulande via Sky/Wow zu sehen. Im Gespräch mit „The Hollywood Reporter“ stand Serien-Macher Ryan Condal, der ab der kommenden Staffel als alleiniger Showrunner fungieren wird, Rede und Antwort zum dramatischen wie tragischen Abschluss von Staffel eins. Aber auch über mögliche Verbesserungsansätze und die Pläne für Staffel zwei hat Condal gesprochen. Achtung, es folgen Spoiler zum Staffelfinale von „House of the Dragon“!
Ein dreifacher Verlust – letzte Spoilerwarnung!
Condal lässt keinen Zweifel daran, dass mit dem Ende von Staffel eins der Anfang des Targaryen-Bürgerkriegs, bekannt als der „Tanz der Drachen“, gekommen ist. Gleich drei Verluste innerhalb der Familie, die Rhaenyra (Emma D’Arcy, 30) in der Folge verarbeiten muss, lassen keine andere Konsequenz zu: Zunächst erfährt sie überhaupt erst, dass ihr Vater Viserys I. (Paddy Considine, 49) gestorben und die Gegenseite die Gunst der Stunde genutzt hat, um ihren Halbbruder Aegon II. (Tom Glynn-Carney, 27) auf den Thron zu setzen.
Der Verrat löst eine so heftige Reaktion in ihr aus, dass sie eine Fehlgeburt erleidet. Doch es kommt noch schlimmer für sie: Auch ihr Sohn Lucerys (Elliot Grihault) findet im Staffelfinale den Tod – er kommt in einem Scharmützel, das er sich mit Aemond (Ewan Mitchell , 25) auf ihren jeweiligen Drachen liefert, ums Leben. Zwar betont Condal, dass es wohl keine Absicht vom ungestümen Aemond gewesen sei – „es war eher ein Machtspiel anstelle des Versuchs, einen Verwandten zu ermorden.“ Er sei kein „Psychopath ohne die Fähigkeit, logisch zu denken“. Klar ist aber auch, dass seine Rolle im Tod von Lucerys den finalen Anstoß für den „Tanz der Drachen“ darstellt.
Interessant ist hierbei, in was für einer Zwickmühle sich die trauernde Rhaenyra laut Condal befindet: „Ihr Vater hat ihr die Aufgabe anvertraut, das Reich vereint und im Frieden zu halten.“ Gleichzeitig sei ihr diese Aufgabe durch den gestohlenen Thron genommen worden. „Was mache ich also? Wie diene ich beiden Zielen? Die Antwort ist eine Art Widerspruch.“ In der Tat sehe es Rhaenyra letztendlich wohl als ihre Aufgabe an, in den Krieg zu ziehen, um für Frieden zu sorgen. Eine Erkenntnis, die eine spannungsgeladene und von zahlreichen prominenten Toden gesäumte zweite Staffel verheißt.
Vieles wird einfacher
Für die neuen Folgen haben sich Condal und Co. viel vorgenommen. Das Gute sei, dass Staffel eins die schwere Vorarbeit geleistet und das Universum und die vielen Charaktere etabliert habe. „Das Schreiben fällt dadurch so viel einfacher, denn jetzt schreibst du für diesen großartigen Cast und die Rollen, die wir nun kennen. Sie sind dreidimensionale Figuren und das macht es wesentlich leichter, ihre Geschichte zu erzählen.“
Doch auch Kritik an Staffel eins nehme er sich für die kommenden Folgen zu Herzen. Es mehrten sich Beschwerden, dass „House of the Dragon“ viel zu dunkel aufgenommen sei. Zwar bekräftigt er sein Vorhaben, auf „visuelle Kontinuität“ zu setzen. Er verspricht aber: „Es ist unser Job, das zu berücksichtigen. […] Das Feedback wurde definitiv gehört. Wir verstehen es und wir wollen, dass die Serie für jeden eine tolle Seherfahrung ist.“ Dies sei bei einer Serie nur deutlich schwerer als bei einem Film, der für das Kino vorgesehen ist: „Beim TV veröffentlichst du es auf Millionen verschiedenen Fernsehbildschirmen mit verschiedenen Einstellungen rund um den Globus.“
Wie lange geht „House of the Dragon“ noch?
Auch zu Äußerungen von Autor George R. R. Martin (74), der mit „Feuer und Blut“ die Vorlage zur Serie lieferte, bezieht Condal Stellung. Martin hatte vermeintliche Interna ausgeplaudert, die Serie sei auf vier Staffeln ausgelegt. „Es ist eine Geschichte über eine Targaryen-Dynastie, die nach den Geschehnissen von Staffel eins noch 150 Jahre vorherrschte. Die Frage ist daher weniger, wo die Geschichte endet, als vielmehr, wann der Vorhang fällt.“
Theoretisch seien also wohl noch weit mehr als „nur“ vier Staffeln möglich, will man Condals Aussagen in diese Richtung interpretieren. Wer die Vorlage kennt, der weiß, dass „House of the Dragon“ bislang nur an der Oberfläche des Romans kratzte – obwohl schon darin zwei große Zeitsprünge (zehn und sechs Jahre) vorkamen. „Die ehrliche Antwort lautet also: ‚Ich weiß es nicht'“, so der Showrunner.