Historische schlechte Zuschauerzahlen. Die schwierige Suche nach Moderatoren in den letzten Jahren. Dazu der Krieg in der Ukraine als Elefant im Raum. Die Macher der 94. Oscar-Verleihung um Produzent Will Packer (47) standen unter gehörigem Druck.
Die Moderatorenfrage haben die Produzenten gut und zeitgemäß gelöst. Die Komikerinnen/Schauspielerinnen Regina Hall (51), Amy Schumer (40) und Wanda Sykes (57) führten gemeinsam durch die Gala.
Viel Raum bekamen die drei allerdings nicht. Schumer hielt einen kurzen Eröffnungsmonolog. Außer Anspielungen auf ihren Post-Baby-Body blieb aber nicht viel hängen. Ein gemeinsamer Sketch der drei hing in der Luft – wie Schumer, die in der Szene als Spider-Woman von der Decke baumelte.
Kurz wie lange nicht – dennoch Raum für die Kreativen hinter den Kulissen
Der Oscar-Stammsender ABC hatte den Verantwortlichen angeblich die Pistole auf die Brust gesetzt. Entweder ihr macht die Show zuschauerfreundlicher, oder wir drehen künftig den Hahn ab. Straffer sollte die Show vor allem werden. Das gelang Packer. Fast. Angekündigt waren drei Stunden. Am Ende waren es handgestoppte drei Stunden und 39 Minuten.
Dennoch, so schnell ging es lange nicht. Zum Vergleich: Der Rekord für die längste Gala datiert aus dem Jahr 2000. Damals dauerte die Show vier Stunden und 16 Minuten.
Für Unmut in der Branche sorgte die Entscheidung, dass „weniger wichtige“ Kategorien wie Sound schon im Vorfeld verliehen wurden. Die Dankesreden wurden aus der Konserve eingespielt. So sparte man die Zeit, die die Oscar-Gewinner bei dem Weg aus dem Publikum auf die Bühne brauchten.
Die so gewonnene Zeit nutzten die Macher immerhin dafür, bei der Vorstellung der jeweils nominierten Filme Ausschnitte zu zeigen. Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so. Immerhin würdigte die Show so die Leistung der Filmschaffenden, die selten im Rampenlicht stehen.
Fazit: Trotz der für Oscar-Verhältnisse kurzen Dauer hatte man nicht den Eindruck, dass die Zeremonie gehetzt wirkte.
Wenig Raum für Politik
Aufgrund des Quotendrucks musste sich die Verleihung öffnen. Mehr Showelemente, weniger Nebelschau der Filmindustrie. Mehr Gäste von außerhalb der Branche. Die Show eröffneten dann auch Venus (41) und Serena Williams (40). Das ergibt Sinn, schließlich war der Film „King Richard“ über den Vater der Tennisspielerinnen nominiert. Warum hingegen Skateboard-Legende Tony Hawk (53) einen Clip über James Bond ankündigen muss, bleibt ein Geheimnis.
Und der Krieg? Die in der Ukraine geborene Mila Kunis (38) erwähnte die Lage kurz. Sie präsentierte den Song „Somehow You Do“ aus ihrem Film „Four Good Days“. Im Anschluss an die Performance blendete die Regie eine Texttafel zum Ukraine-Krieg ein, die zum Spenden aufrief. Ansonsten gab es keine Stellungnahme zum Krieg, nur einen Halbsatz von Amy Schumer. Spekulationen, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) zugeschaltet werden könnte, bewahrheiteten sich nicht.
Will Smith hätte eine Reminiszenz an die Ukraine sowieso in den Schatten gestellt. Der spätere „Beste Hauptdarsteller“ ohrfeigte auf offener Bühne Chris Rock (57). Der Komiker hatte einen geschmacklosen Witz über die Glatze von Smiths Frau Jada Pinkett Smith (50) gemacht. Sie musste sich die Haare wegen einer Autoimmunkrankheit abrasieren, was Rock bekannt sein müsste.
Und der Fan-Favorit?
Völlig unter ging der Fan-Oscar. Der wurde installiert, um die Academy Awards populärer zu machen. Fans konnten auf Twitter ihren Lieblingsfilm des Jahres wählen. Sieger ist nicht wie erwartet „Spider-Man: No Way Home“, sondern Netflix‘ Zombie-Streifen „Army of the Dead“.
Präsentiert wurde der Fan-Oscar mit einem lieblosen Countdown. Der genauso unkommentiert blieb wie Will Smiths Ausraster.