Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl, 61), Rechtsmediziner Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers, 57) und ihr Münsteraner „Tatort“-Team ermitteln seit 2002 und damit seit inzwischen 20 Jahren. Nun steht der zweite Fall im Jubiläumsjahr an – und der hat es in sich, denn die beiden Hauptfiguren geraten ins Visier des Verfassungsschutzes. Außerdem trachtet ihnen ein Geiselnehmer nach dem Leben … Klingt ernst, ist aber ungewöhnlich, lustig und unterhaltsam.
Darum geht es im „Tatort: Propheteus“
Was wie eine ganz „normale“ Mordermittlung beginnt, zieht immer weitere Kreise: Der kaufsüchtige Magnus Rosponi wird erschlagen in seiner Wohnung aufgefunden. Doch weder seine fröhlichen Bowlingfreunde noch Boernes Assistentin Silke Haller (ChrisTine Urspruch, 51), die in dem Toten einen Jugendschwarm erkennt, können sich erklären, wieso der beliebte Mann sterben musste.
Dafür findet Professor Boerne einen merkwürdigen, kleinen Gegenstand in der Leiche. Thiel entdeckt parallel amouröse Verstrickungen. Und als dann noch der Verfassungsschutz in Form der zwielichtigen Gestalten Herr Muster (Melanie Reichert) und Frau Mann (Daniela Reichert) auftaucht, wird es absurd. Scheinbar haben Thiel und Boerne in ein Wespennetz gestochen und damit sogar einen Attentäter auf sich aufmerksam gemacht.
Doch wie hängt das alles zusammen? Und was hat es mit dem kleinen Hund auf sich, der so gerne Bananen frisst – und durch Wände gehen kann?
Lohnt sich das Einschalten?
Ja. Für Münster-Fans sowieso, interessant ist der Krimi aber auch, weil er sich mit Verschwörungstheorien und deren Mechanismen beschäftigt. Dabei werden etwa Anhänger der Echsenmenschen-Theorie nicht unbedingt vorgeführt, stattdessen werden solche Ideen und Vorstellungen eher einer Art Realitätstest unterzogen. Und immer, wenn die Story doch droht, ins Alberne zu kippen, bekommen die preisgekrönte Drehbuchautorin Astrid Ströher und der Hamburger Regisseur Sven Halfar (Musikfilm „Silly – Frei von Angst“) eine intelligente Kurve hin.
„Eine gute Balance zwischen Krimispannung, Humor und Relevanz zu erzeugen“, sei die Herausforderung bei diesem Film gewesen, bestätigt die Autorin. „Wir leben ja in verrückten Zeiten und ‚Propheteus‘ soll das auf unterhaltsame und originelle Art und Weise widerspiegeln.“ Auch für den Regisseur war die Inszenierung des Strudels aus Wahrheit und Täuschung in diesem Krimi eine Herausforderung: „Die Dialoge und Situationen haben oft dazu verleitet, über die Stränge zu schlagen“, gibt er zu.
Auch Jan Josef Liefers hat sich vorab schon zu den Absurditäten im Film geäußert: „Kein echter Wissenschaftler wird das Unvorstellbare per se ablehnen. Wir fliegen mit Flugzeugen durch die Luft, vor ein paar hundert Jahren galten derartige Fantasien noch als Ketzerei“, erklärt der Schauspieler, der diesmal ausnahmsweise Hawaiihemd statt Anzug trägt, dazu.
Doch bei allem Spaß und ein bisschen Gruseln ist es irgendwie auch ein mutiger Film, denn er zeigt einmal mehr, dass auf dem Sonntagskrimiplatz die unterschiedlichsten Geschichten erzählt werden können. Und so dürfen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer diesmal auf einen der lustig-schrägsten Sonntagskrimis seit so manchem Murot-„Tatort“ freuen.