TV-Porträt „Trophy Men“: Zwei Deutsche verändern den Weltfußball

TV-Porträt „Trophy Men“: Zwei Deutsche verändern den Weltfußball

Was kaum jemand weiß: Hinter der UEFA Champions League, einem der größten jährlichen Sportereignisse der Welt, stehen zwei Deutsche. Klaus Hempel und Jürgen Lenz verwandelten Anfang der 1990er Jahre ihre berufliche Krise in die Erfindung eines Milliardengeschäfts. Der ZDF-Film „Trophy Men – Die Erfindung der UEFA Champions League“ erzählt diese bislang kaum bekannte Geschichte und wirft dabei eine spannende Frage auf: Rettete die Champions League den Fußball – oder lieferte sie ihn dem Kommerz aus?

Arbeitslose Sportvermarkter mit einer Vision

Die Geschichte beginnt paradoxerweise mit einem Ende. Als Klaus Hempel und Jürgen Lenz ihre Jobs als Sportvermarkter verloren, standen sie vor dem Nichts. Doch statt zu resignieren, entwickelten sie eine Vision, die den europäischen Fußball für immer verändern sollte. Ihre Idee: einen Wettbewerb zu schaffen, der den traditionellen Europapokal der Landesmeister ablöst und zu einem internationalen Spektakel wird.

„Der Fußball wusste definitiv nicht, was er wert war“, erinnert sich Jürgen Lenz in der Dokumentation. Die beiden erkannten das Potenzial einer Sportart, die längst Millionen von Menschen begeisterte, aber noch nicht als Geschäftsmodell begriffen wurde. Ihre Antwort war revolutionär: die Champions League mit ihrem ikonischen Logo, der weltberühmten Hymne und einer völlig neuen, international vermarktbaren Struktur.

Von der Idee zur Milliardenmaschine – Erfolg mit Nebenwirkungen

Die Entwicklung der Champions League war dennoch alles andere als ein Selbstläufer. Hempel und Lenz mussten gegen etablierte Strukturen ankämpfen und Traditionalisten im Fernsehen, in den Vereinen und bei der UEFA überzeugen. Wie Sportjournalist Christoph Biermann in dem TV-Porträt erklärt: „Es ist absolut ein historischer Moment des europäischen Fußballs, als die beiden die Champions League erfunden haben. Sie haben einen Fußballwettbewerb in eine Ware verwandelt, die handelbar wird, die verkaufbar wird.“

Mit exklusiven Interviews und bisher unveröffentlichtem Material zeichnet der ZDF-Film von Christian Twente und Markus Brauckmann den Weg des gewichtigen Sportwettbewerbs nach. Marcel Reif, Claudia Neumann, Tommi Schmitt und andere renommierte Experten ordnen die sportliche und gesellschaftliche Bedeutung der Champions League ein. Sie sprechen über ihre persönlich größten Momente dieses Wettbewerbs und blicken zurück auf historische Siege wie die von Borussia Dortmund 1997 oder dem FC Bayern München 2001.

Doch der Triumph hat seinen Preis. Die Dokumentation verschweigt die Schattenseiten der Entwicklung nicht: die zunehmende Kommerzialisierung, die großen strukturellen Probleme des modernen Fußballs und die dramatischen Ereignisse rund um die „Katastrophe von Heysel“ (Massenpanik auf der Tribüne mit 39 Toten) am 29. Mai 1985 in Brüssel, die das internationale Fußballgeschäft fast zum Erliegen brachten.

Eine Frage bleibt offen

Heute, mehr als 30 Jahre nach der Erfindung, stellt sich die zentrale Frage: War die Champions League die Rettung des europäischen Fußballs – oder der Anfang einer Spirale der Über-Kommerzialisierung? Wie Klaus Hempel selbst zugibt: „Die Tatsache, dass es noch mehr Mannschaften und noch mehr Spiele sind, damit habe ich ein Problem. Inflation führt zu Werteverlust.“

Der 88-minütige Film „Trophy Men – Die Erfindung der UEFA Champions League“ wird am 31. Mai um 23:15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.

(ili/spot)

Bild: „Trophy Men – Die Erfindung der UEFA Champions League“: Klaus Hempel (l.) und Jürgen Lenz erfanden die UEFA Champions League. / Quelle: ZDF

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