Das „Time“-Magazin hat seine mit Spannung erwartete Entscheidung verkündet: Die „Architects of AI“, also die Architekten der Künstlichen Intelligenz, sind die Personen des Jahres 2025. Es ist das erste Mal seit 2006, dass „Time“ einen technologischen Umbruch auf diese Weise würdigt.
Zwei Cover zeigen die Köpfe hinter der KI-Revolution
Für die diesjährige Ausgabe hat „Time“ gleich zwei verschiedene Cover gestalten lassen. Der Digitalkünstler Jason Seiler interpretierte das berühmte Foto „Lunch atop a Skyscraper“ von 1932 neu – statt Bauarbeiter thronen nun die mächtigsten Köpfe der Tech-Welt auf einem Stahlträger hoch über der Skyline. Das zweite Cover von Illustrator Peter Crowther zeigt dieselben Persönlichkeiten in einem eingerüsteten Bauwerk, das die noch unfertige Zukunft der Technologie symbolisieren soll.
Auf beiden Covern zu sehen sind unter anderem Jensen Huang von Nvidia, Elon Musk von xAI, Sam Altman von OpenAI, Mark Zuckerberg von Meta, Demis Hassabis von DeepMind, Lisa Su von AMD, Dario Amodei von Anthropic sowie die KI-Forscherin Fei-Fei Li von der Stanford Universität.
Nvidia-Chef: „Einflussreichste Technologie unserer Zeit“
Die Bedeutung von KI für praktisch jeden Lebensbereich steht für die Tech-Größen außer Frage. „Jede Industrie braucht sie, jedes Unternehmen nutzt sie, und jede Nation muss sie entwickeln“, sagte Nvidia-Chef Jensen Huang dem Magazin. „Dies ist die einflussreichste Technologie unserer Zeit.“
„Time“-Chefredakteur Sam Jacobs zog für die Einordnung einen historischen Vergleich heran: „Das erinnert mich an das Gilded Age“, so Jacobs mit Blick auf das späte 19. Jahrhundert in den USA. „Ich glaube, nie zuvor seit damals war so viel Macht in so wenigen Händen konzentriert – und wir wissen, was damals passierte: erstaunlicher Fortschritt, aber auch unglaubliche Ungleichheit.“
KI-Pionier Hinton warnt vor Schattenseiten
Geoffrey Hinton, der als „Godfather of AI“ bekannt ist und 2024 den Nobelpreis für Physik erhielt, mahnte in seinem Beitrag für „Time“ zur Vorsicht. 2025 werde aus drei Gründen als Wendepunkt in die Geschichte eingehen: die bemerkenswerten Fortschritte bei den Fähigkeiten von KI, die beispiellosen Investitionen in die Technologie – und das wachsende Bewusstsein, dass die enormen Vorteile von erheblichen Problemen begleitet werden könnten.
KI werde wahrscheinlich die meisten Jobs ersetzen, die routinemäßige geistige Arbeit erfordern, prognostiziert Hinton. Das führe zu mehr Ungleichheit, die wiederum ein Nährboden für gewaltbereite Populisten sei. Kriminelle würden die Technologie für Cyberangriffe, biologische Kriegsführung und Wahlmanipulation durch gefälschte Videos nutzen. „Wir brauchen dringend ernsthafte Forschung darüber, wie wir mit Wesen koexistieren können, die klüger sind als wir“, fordert der Wissenschaftler.
Historische Einordnung der Auszeichnung
Die Wahl zur „Person of the Year“ ist keine Auszeichnung im klassischen Sinne, sondern würdigt jene Person oder Gruppe, die – im Guten wie im Schlechten – den größten Einfluss auf die Ereignisse des Jahres hatte. 1982 hatte „Time“ erstmals ein unbelebtes Objekt geehrt: „The Computer“ wurde damals zur „Maschine des Jahres“ erklärt, als PCs in Millionen amerikanischer Haushalte Einzug hielten. 2006 folgte „You“ – eine Würdigung der Nutzer des World Wide Web und der aufkommenden Content-Creator-Kultur.
Im vergangenen Jahr war der designierte US-Präsident Donald Trump „Person of the Year“. Er spielt auch 2025 eine Rolle im KI-Wettrennen: Direkt nach seiner Amtseinführung im Januar kündigte er gemeinsam mit Sam Altman und Oracle-Gründer Larry Ellison das „Stargate Project“ an – mit Investitionen von bis zu 500 Milliarden US-Dollar für KI-Rechenzentren in den USA.
(mia/spot)
Bild: Tech-Größen wie Elon Musk und Mark Zuckerberg sind „Person of the Year“. / Quelle: Time Magazine


