Im „Quatsch Comedy Club“ stehen zwei besondere Ereignisse an: In „30 Jahre Quatsch Comedy Club – Legends of Quatsch“ (22. Dezember, 20:15 Uhr auf ProSieben) wird das runde Jubiläum der Comedy-Show gefeiert. Comedians wie Michael Mittermeier (56), Rüdiger Hoffmann (58) oder Ingo Appelt (55), die eng mit dem Club verbunden sind, werden auf die Bühne des Theaters am Potsdamer Platz in Berlin treten und zurückblicken. Mit dabei in der großen Jubiläums-Show ist auch „Quatsch Comedy Club“-Gründer Thomas Hermanns (59), der sich als Moderator der Show verabschiedet.
Dies wird in einer gesonderten Sendung am 29. Dezember (20:15 Uhr, ProSieben) gewürdigt. In „30 Jahre Quatsch Comedy Club – Bye, Bye Thomas“ wird Hermanns seinen Abschied mit einer eigenen Show aus dem Theater am Potsdamer Platz mit vielen Gästen begehen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news blickt Hermanns auf seine Anfänge auf der Bühne zurück und erzählt, was er in der Comedy-Show nun für eine Aufgabe übernimmt. Zudem verrät er, was er für seinen 60. Geburtstag im kommenden März geplant hat und warum die 60 eine „super Zahl“ für ihn ist.
Ihr Abschied vom „Quatsch Comedy Club“ steht an. Warum ist es jetzt an der Zeit, laut Ihrer Aussage „dem Nachwuchs das Mikrofon in die Hand zu reichen“?
Thomas Hermanns: Mein 60. Geburtstag steht an und da zieht man ja gerne mal Bilanz. Ich finde nicht, dass Comedy ausschließlich ein Geschäft der Jugend ist. Aber wenn ich mir vorstelle, dass ich mit 65 noch dastehe und Stand-up anmoderiere, halte ich das für verkehrt. Es ist wirklich besser, wenn das jüngere Leute machen, die einen frischen Blick auf die Moderation werfen. Ich habe sie immer so gemacht, wie ich sie mir vorgestellt und mir 1992 zurechtgelegt habe. Da waren überraschenderweise zum Beispiel Playback- und andere Musik-Nummern dabei, die ich reingeschmuggelt habe und mit Stand-up gar nichts zu tun hatten. Aber muss man wirklich im Zebra-Kleid „These Boots Are Made for Walking“ singen? (lacht) Für den „Quatsch“ ist es gut, wenn sich das jemand neu ausdenkt und neu definiert.
Was erwartet die Zuschauer bei den beiden Sendungen zum Jubiläum und zu Ihrem Abschied?
Hermanns: In der ersten Sendung blicken wir zurück auf unsere alten Recken, die von Anfang an dabei waren. Das ist fantastisch, dass wir die drei Jungs, die alle beim Piloten bei ProSieben aufgetreten sind, also Rüdiger Hoffmann, Ingo Appelt und Michael Mittermeier, auf die Bühne bekommen haben. Sie sind ein bisschen die drei Tenöre des „Quatsch Comedy Clubs“ (lacht). Die zweite Folge ist zum einen mein Abschied, aber zum anderen sind Künstler der jetzigen Stand-up-Generation zu sehen, wie Tahnee oder Ingmar Stadelmann. Wir wollen zeigen, dass „Quatsch“ auch die Next- und die Over-Next-Generation präsentiert – was wir in den Live-Clubs bereits tun. Unser Markenkern ist eine Art Drei-Generationen-Modell: Wir haben Comedians mit über 50, dann welche zwischen 30 und 40 und Leute mit 17 oder 18, die gerade erst anfangen. Das gefällt mir so am „Quatsch“ und das will ich auch in der Zukunft so im Fernsehen wiedergeben. Dass man nicht nur den neuen, jungen „heißen Scheiß“ zeigt, sondern auf ältere Kolleginnen und Kollegen setzt und auf den Austausch von etablierten Stars mit neuen Talenten Wert legt. Es ist spannend, was sie voneinander lernen können.
Sie wollen nun vermehrt hinter den Kulissen arbeiten. Welche Aufgaben übernehmen Sie?
Hermanns: Ich sitze jetzt mehr im Schnitt. Als Moderator habe ich abgedreht, mein Glas Sekt getrunken und andere Leute haben die Sendung entstehen lassen. Als Performer wusste ich, wo die Kameras stehen, mehr aber auch nicht. Jetzt, wo ich das selber mache, beschäftigt man sich mit den kleinsten Details. Hier ist die Kranfahrt, da kommt was von links… Ich lerne Fernsehen als Macher nochmal ganz neu kennen und mache gerade mein kleines Fernsehabitur.
Werden Sie die Arbeit vor der Kamera vermissen?
Hermanns: Ich gehe ja nicht weg vom Fernsehen, der Abschied bezieht sich nur auf „Quatsch“. Gleich Anfang des Jahres bin ich bei „Glücksrad“ wieder im Bild zu sehen und werde auch weitere Shows im Fernsehen moderieren. Nur bei Stand-up ist es jetzt Zeit für den Generationswechsel.
Wie hat sich die Comedy-Szene in den 30 Jahren verändert?
Hermanns: Als wir angefangen haben, hatten wir eine große Naivität, wir wussten gar nicht genau, wie das geht. Bis dato gab es eigentlich nur Kabarett und Otto-Platten. Ich habe Leute bequatscht und ihnen gesagt: Jetzt seid mal Comedians, stellt euch auf die Bühne und spielt zehn Minuten. Was daraus entstanden ist, ist ein Boom in den Neunzigern, und heute ist es wie ein riesiges Kaufhaus. Jeder kann sich bei Comedy einen unterschiedlichen Style aussuchen, live auf der Bühne sehen oder auch digital durch Podcasts usw. konsumieren. Es wird immer mehr und das Feld immer weiter, in dem sich jeder aussucht, was er oder sie mag. Bei „Quatsch“ ist mir wichtig, dass wir immer einen Überblick bieten. Die gemischte Platte ist doch interessanter, als wenn ich mich für einen Gang entscheiden muss.
Und wie hat sich der Humor verändert?
Hermanns: Wir haben viele Trends kommen und gehen sehen. Es geht immer in Wellen, einmal waren die surrealistischen Comedians wie Olaf Schubert vorne, dann kamen die wunderbaren Comedians mit Migrationshintergrund, von denen die „deutschen Kartoffeln“ was lernen konnten. Die Frauen, wo wir wirklich immer zu wenig hatten, kommen jetzt verstärkt und dürfen auch schlecht gelaunt und motzig sein – da hat Carolin Kebekus die Fahne hoch gehalten. Insgesamt bin ich stolz darauf, dass man in Deutschland nicht mehr argumentiert wie früher. Dass die Leute sich das Lachen heute nicht mehr nehmen lassen und Comedy zu jeder Zeit und in jeglicher Form konsumieren. Ich hoffe, dass das der deutschen Kultur nicht wieder abgesprochen wird. Dazu haben wir mit „Quatsch“ sicherlich unseren Beitrag geleistet. Dass Deutschland lustiger wird und auch vom Ausland lustiger wahrgenommen wird. In New York wissen sie spätestens seit Mittermeier, dass es auch deutsche Comedians gibt, womit niemand gerechnet hat.
Sie haben den „Quatsch Comedy Club“ 30 Jahre lang moderiert und damit Ihr halbes Leben. Wie haben Sie sich persönlich verändert?
Hermanns: Für die neue Sendung haben wir viel altes Material gesichtet. Ich stehe da in den 90ern wie ein Fohlen oder junges Reh, freue mich, aber habe überhaupt keine Ahnung, was ich da mache. Ich habe die Fernsehmoderatoren und die großen Showmaster imitiert, wie ich sie aus der Kindheit kannte. Aber es hat offensichtlich funktioniert und die Leute mochten es. Ab 2000 etwa war mir dann klar, als ich mit „Popclub“ meine zweite Sendung hatte und die ganzen Award-Shows gemacht habe, was der Beruf eines lustigen Hosts eigentlich ist. Ich war ja nie ein Stand-up-Comedian, ich war ein Gastgeber in einer Stand-up-Show, der den Comedians eine Bühne bereitet hat. Da kamen lauter Granaten wie Mittermeier und Co. und machten die tollsten Nummern und ich musste und wollte das immer umkränzen und optimal nach vorne bringen. Es war absolutes Neuland und ich bin stolz, dass ich mich da so reingefummelt habe, auch ohne direktes Vorbild, weil da gab es dann doch keinen, der mir das hätte erklären können.
Im März steht ihr 60. Geburtstag an. Wie geht es Ihnen mit der Zahl?
Hermanns: Ich habe dazu ein ganzes Buch geschrieben, „Sexy Sixty“, das kommendes Jahr erscheint. Da sind alle meine Tricks drin, wie man dem Alter ein Schnippchen schlägt. Die Zahl ist super, wenn man noch fit ist und der Körper wie bei mir noch alles mitmacht, dann ist zwischen 60 und 70 eine gute Zeit. Man weiß, was man tut, was einem gut tut und was nicht. Ich werde kommende Projekte sehr genau aussuchen und mache nichts mehr, was einfach mal so mitläuft, sondern schon spezielle Sachen. Dadurch entstehen Freiräume, die man für andere Sachen nutzen kann. Es ist eine Phase, wo man die Arbeit neu bewertet und das finde ich spannend, weil ich von 30 bis 60 eigentlich alles durchgeackert habe und jetzt gucke ich mir das ein bisschen entspannter an. Wozu ich mich zwingen muss ist zum Ausgehen. Das ist meine Theorie: Man kann mit 60 nicht jeden Freitagabend in Berlin um zehn auf der Couch sitzen und Serien gucken, sondern muss auch mal bis 4 Uhr auf einer Tanzfläche stehen. Sonst hat man auch was verpasst. Der Kater dauert zwar länger, so drei Tage statt einen, aber dafür kann man dann auch Freiräume einplanen.
Wie werden Sie Ihren 60. feiern?
Hermanns: Ich feiere sogar zweimal, am Geburtstag selbst im Ausland und in Deutschland noch mal im Mai mit einer großen Party, die eine Disco-Mottoparty wird – wer hätt’s gedacht (lacht). Da bin ich jetzt schon am Planen und freue mich auf die Studio-54-Sause.
Was steht bei Ihnen für 2023 sonst noch an?
Hermanns: Neben „Glücksrad“ mache ich noch Live-Moderationen wie beim „Radio Regenbogen Award“. Und dann eröffnen wir wieder einen „Quatsch Comedy Club“ in Hamburg in einer sehr besonderen Location. Das wird aufregend, weil wir zwei Jahre dort nicht waren und es eigentlich unsere Heimatstadt ist.
Zuvor steht noch das Fest der Feste an: Wie feiern Sie Weihnachten?
Hermanns: Weihnachten feiern wir dieses Jahr mit Freunden in Wien. Ich empfinde die Stadt immer als sehr weihnachtlich und passend für die Feiertage. Dort werden wird es uns österreichisch gemütlich machen, das heißt mit sehr viel Sachertorte und der ansonsten ebenso leichten Wiener Küche (lacht).