Er wirkte seelenruhig, während die Fotografinnen und Fotografen bei stürmischem Regen aufgeregt knipsten – am Schluss gab es sogar Applaus, wie in einem Festival-Video zu sehen ist: Die Rede ist von WikiLeaks-Gründer Julian Assange (53), der zur Sondervorführung des Dokumentarfilms „The Six Billion Dollar Man“ im Rahmen des Cannes-Filmfestivals (13. bis 24. Mai) nach Südfrankreich gereist war. Hand in Hand posierte er mit Ehefrau Stella, Arm in Arm mit Regisseur Eugene Jarecki sowie Menschenrechtsanwältin Jennifer Robinson und Produzentin Kathleen Fournier.
Darum geht’s in „The Six Billion Dollar Man“
Laut „Variety“ zeichnet „The Six Billion Dollar Man“ ein wohlwollendes Porträt des Australiers Julian Assange von den WikiLeaks-Anfängen bis zu seinen jahrzehntelangen juristischen Auseinandersetzungen und der Freilassung im Juni vor einem Jahr.
Gezeigt wird demnach unter anderem, wie Assange nach Australien zurückkehrt, allerdings ohne ein ausführliches Interview mit ihm über alles, was passiert ist. „Ich dachte nicht, dass es würdevoll wäre, Julian ein Mikrofon ins Gesicht zu halten“, erklärt der US-Regisseur dazu. „Er ist im Film, und er spricht in dem Film auf eine Art und Weise, die meiner Meinung nach einfängt, was sein Wiederauftauchen bedeutet, wenn er die Chance bekommt, mit seiner Familie zusammen zu sein und die Welt als freier Mann zu betrachten“, fährt er fort. „Wir fangen ein wenig davon in dem Film ein, aber wir tun es mit Bedacht“, fügt Jarecki hinzu.
Internationaler Hightech-Thriller
Der Film, der als internationaler Hightech-Thriller angelegt ist, nutzt den privilegierten Zugang zu WikiLeaks-Material und nie zuvor gezeigte Beweise, um die zunehmend prekäre Position von Journalisten zu untersuchen.
Wie „The Hollywood Reporter“ meldete, sollte der Film dieses Jahr bereits beim Sundance Filmfestival gezeigt werden. Er wurde aber Wochen vor dem Festival zurückgezogen, da Jarecki sagte, er müsse „bedeutende neue und unerwartete Entwicklungen“ in den Film einarbeiten, bevor er ihn freigebe.
„The Six Billion Dollar Man“ wird seine Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Cannes am 21. Mai in der Sektion Special Screenings feiern. Dazu kündigte Jarecki an: „Ich bin sehr stolz, sagen zu können, dass Julian Assange auf dem roten Teppich sein wird.“ Und weiter: „Er wird zusammen mit dem Präsidenten von Ecuador kommen, der ihm in der Londoner Botschaft Asyl gewährt hat. Interessanterweise haben sie sich noch nie getroffen.“
(ili/spot)
Bild: Die australische Menschenrechtsanwältin Jennifer Robinson, Stella Assange, Julian Assange, Produzentin Kathleen Fournier und Regisseur Eugene Jarecki beim „The Six Billion Dollar Man“-Fotocall (v.l.) in Cannes. / Quelle: Action Press / Doug Peters/PA Photos