„Tatort: Verborgen“: So real ist die Figur des Jon Makoni

„Tatort: Verborgen“: So real ist die Figur des Jon Makoni

Zum 10-jährigen Jubiläum des „Tatort“-Kommissars Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring, 55) suchten sich die Macher ein hochbrisantes und aktuelles Thema aus. Drehbuchautorin Julia Drache zeigt das teils deprimierende Dasein von Menschen in Deutschland ohne Papiere: „Das Schlimmste ist diese Ausweglosigkeit, in der sich die Menschen befinden.“ Deswegen stehe laut Drache das Drama in „Verborgen“ im Vordergrund. Im Mittelpunkt der Story wird vor allem das Schicksal von Jon Makoni erzählt. Ein gut integrierter Mann, der auch elf Jahre nach seiner Flucht aus Simbabwe in Richtung Deutschland immer noch keinen offiziellen Status erhalten hat. Verkörpert wird die Rolle vom Schauspieler Alois Moyo (56), der seine eigenen Erfahrungen in den Sonntagabend-Krimi einbrachte.

„Meine persönlichen Erlebnisse sind in den Film eingeflossen“, erzählte Moyo vorab. Auch er stamme aus Simbabwe und sei dort politisch verfolgt worden. 2001 habe er über ein Kunstprojekt erste Kontakte nach Deutschland erhalten. Von dort sei er allerdings zunächst weiter nach England gereist und habe dort Asyl beantragt, was allerdings abgelehnt wurde. Mit 35 Jahren sei er dann nach Deutschland abgeschoben worden: „Ich konnte nicht legal als Künstler arbeiten und wäre gern zur Theater- oder Filmhochschule gegangen.“ Zu dieser Zeit habe man allerdings als Geflüchteter noch nicht arbeiten oder studieren dürfen: „Man wird verrückt, wirklich. Es war eine schwere Zeit.“

Zehn Jahre lang sei er zwischen Simbabwe und Deutschland gependelt und habe hierzulande später mit einem Künstlervisum arbeiten können. 2007 produzierte er mit „Afrika Montage“ sein erstes Theaterstück in Deutschland: „Seitdem habe ich auch in mehreren TV-Produktionen mitgespielt.“ Seit vier Jahren hat Moyo den deutschen Pass. Mit seiner Rolle habe er dennoch viel gemeinsam, nicht nur die Herkunft und die Kontakte nach Großbritannien. Jon habe die identische Einstellung: „Es gibt Schlimmeres, besser als nichts! So habe ich damals auch gedacht.“

Alois Moyo drehte Film mit Morgan Freeman und Daniel Craig

Die Dreharbeiten zu „Verborgen“ haben Moyo im Übrigen sehr bewegt. Beim Spielen seien ihm sogar die Tränen in die Augen geschossen: „Dieser Film bedeutet mir sehr viel. Denn ich fühle mich wie Jon.“ Der „Tatort“ erzähle auch seine Geschichte und er finde es gut, dass sich jetzt Millionen Zuschauer ein Bild davon machen können, wie schwer es für Geflüchtete ist, ohne Papiere in Deutschland zu leben.

Seine erste „Tatort“-Rolle war das Engagement in „Verborgen“ im Übrigen nicht. Im Jahr 2015 war Moyo schon einmal an der Seite von Wotan Wilke Möhring zu sehen. Damals spielte er die Rolle des Asylbewerber Bashir in dem Krimi „Verbrannt“. Seinen mit Abstand bekanntesten Film drehte Moyo jedoch lange vor seiner Flucht aus Afrika nach Europa: Im Jahr 1992 war er in dem Drama „Im Glanz der Sonne“ an der Seite von Hollywood-Stars wie Morgan Freeman (85) und Daniel Craig (55) in einer kleineren Rolle zu sehen.

(dr/spot)

Bild: Alois Moyo mit Wotan Wilke Möhring (l.) im „Tatort: Verborgen“. / Quelle: NDR/O-Young Kwon

Das könnte dir auch gefallen

Mehr ähnliche Beiträge