„Tatort: Mord unter Misteln“: So wird der Weihnachtskrimi aus München

„Tatort: Mord unter Misteln“: So wird der Weihnachtskrimi aus München

Am zweiten Weihnachtsfeiertag schickt das Erste zwei seiner dienstältesten Kommissare auf Verbrecherjagd. Die Münchner Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec, 68) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, 64) unternehmen in ihrem 90. Fall „Mord unter Misteln“ eine Zeitreise der ganz besonderen Art. Sie sind Teil eines Krimidinners und werden dadurch ins England der 1920er Jahre katapultiert. Nach den ersten zehn Minuten wird klar: Das ist kein gewöhnlicher „Tatort“ – und das ist auch gut so.

Darum geht’s im „Tatort: Mord unter Misteln“

Batic und Leitmayr werden im „Tatort: Mord unter Misteln“ von ihrem Kollegen Kalli (Ferdinand Hofer, 29) zu einem weihnachtlichen Krimidinner eingeladen. Im Kreise weiterer Kollegen sollen sie als „Detective Chief Inspector Francis Lightmyer“ und als „Detective Constable Ivor Partridge“ den Mord in einem englischen Herrenhaus aufklären. Vom Münchner Esstisch geht es ins Jahr 1922, in zeitgemäßen Kostümen können die Ermittlungen beginnen.

Ausgerechnet an Heiligabend hat es in Beckford Hall einen Mord gegeben: Der Butler ist tot. Lightmyer und Patridge müssen das Haus auf den Kopf stellen, um den Mörder oder die Mörderin ausfindig zu machen. War es die resolute Lady Mona Bantam (Sunnyi Melles, 64), die betörende Sängerin (Katharina Schlothauer, 37) oder der prüde Vikar (Joshua Jaco Seelenbinder, 32)? Jeder der sechs Gäste hat etwas zu verbergen und spielt ein doppeltes Spiel mit den beiden Polizisten. Je tiefer die zwei Kommissare graben, desto mehr verschmelzen Batic und Leitmayr mit ihren Rollen…

Lohnt sich das Einschalten?

Absolut! Der Weihnachts-„Tatort: Mord unter Misteln“ hat es in sich – nicht nur, was die Spannung angeht. Zum 90. Fall der Münchner Ermittler Leitmayr und Batic haben sich die Macher etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Denn dieser Krimi ist weit vom Standardprogramm entfernt. Statt wie sonst einen echten Mordfall in der bayerischen Hauptstadt aufzuklären, begeben sich die Zuschauerinnen und Zuschauer zusammen mit den Ermittlern ins England der 1920er Jahre.

Die kleine Zeitreise funktioniert aufgrund der großartigen Kostüme hervorragend. Leitmayr mit Pfeife, Tweet-Anzug und Schnurrbart gepaart mit einem grimmigen, natürlich ebenfalls mit Schnurrbart ausgestatteten und in eine alte Polizeiuniform gesteckten Batic – was will man mehr? Die weihnachtliche Stimmung kommt aufgrund des festlich geschmückten Herrenhauses, bei dem es sich in Wirklichkeit um das Oettinger Residenzschloss handelt, ebenfalls nicht zu kurz. Sofort wird man an die alten, englischen Krimis erinnert – Fans von Schriftstellerin Agatha Christie (1890-1976) kommen definitiv auf ihre Kosten. Der Film ist eine Hommage an die britische Krimikönigin. Aber auch fleißige „Downton Abbey“-Zuschauer dürften allein an der Kulisse ihre Freude haben.

Nur acht Personen, die Leiche ausgenommen, sind im gesamten „Tatort“ zu sehen, weshalb jede Episodenrolle sehr gut besetzt sein muss. Das ist den Machern geglückt. Alle brillieren in ihren Charakteren. Fans von Ferdinand Hofer alias Kalli Hammermann, der im Krimidinner die Rolle des verwöhnten Sohnes Charles „Charlie“ Bantam einnimmt, können sich freuen. Denn der Assistent bekommt in diesem „Tatort“ mehr Spielzeit. Großartig sind auch die humorvollen Dialoge, die den Fall ständig zwischen Komödie und Krimi mäandrieren lassen.

Es ist nicht leicht, nach so vielen „Tatort“-Jahren den Fans etwas Neues zu bieten – und dabei nicht ins Abstruse abzugleiten. „Jede Mord-Methode, jedes Mord-Motiv und jedes Mord-Milieu, scheint es, wurde im ‚Tatort‘ schon einmal erzählt“, weiß auch Drehbuchautor Robert Löhr (49). Doch mit seiner Idee, die Kommissare 100 Jahre in der Zeit zurückreisen zu lassen, hat er Neuland entdeckt – das zudem funktioniert. Denn es ist ein Spiel, auf das sich der Zuschauer und die Zuschauerin einlassen kann. Immer wieder wird zwischen der Jetztzeit, dem Münchner Apartment, und dem englischen Schloss hin und her gesprungen. Nur selten gehen die Welten ineinander über.

Aber zwischen all der weihnachtlichen Stimmung gibt es ein ernstes und privates Thema, das Batic und Leitmayr beschäftigt. So viel sei verraten: Fans des Münchner Teams werden an manchen Stellen Herzklopfen bekommen. Aber alles in allem ist der „Tatort: Mord unter Misteln“ der perfekte Film für den zweiten Weihnachtsfeiertag, macht nebenbei Lust auf ein Krimidinner und bleibt definitiv in Erinnerung.

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