Der 77. Fall im 34. Dienstjahr: Lena Odenthal alias Ulrike Folkerts (61) geht einmal mehr auf Verbrecherjagd. Im „Tatort: Lenas Tante“ (22. Januar ab 20:15 Uhr im Ersten) muss die Kommissarin den Tod eines greisen Heimbewohners aufklären. Das Drehbuch schrieb einmal mehr der mit den Lena-Odenthal-„Tatorten“ eng verbundene Autor Stefan Dähnert (61), inszeniert wurde der Film von Tom Lass (39) in seiner ersten Regie für die Reihe. Gute Generationenkombination oder erneut ein aus der Zeit gefallener Ludwigshafen-Krimi?
Darum geht es im Odenthal-„Tatort: Lenas Tante“
Lena Odenthal (Folkerts) muss Beruf und Familie unter einen Hut bringen: Ihre Tante Niki (Ursula Werner, 79), pensionierte Staatsanwältin, scharfzüngig und durchsetzungsfähig, trifft zu einem Besuch in Ludwigshafen ein. Gleichzeitig sind Lena und Johanna Stern (Lisa Bitter, 39) mit dem Tod eines Altenheimbewohners beschäftigt, der durch eine Überdosis Insulin getötet wurde. Herr Herrweg war über 90, zu erben gibt es höchstens Verpflichtungen – wer hatte ein Motiv, ihn umzubringen?
Die Kommissarinnen durchleuchten die Heimbewohner wie auch die Vergangenheit des Opfers. Während Johanna es begrüßen würde, wenn der sympathische Hausarzt (Johannes Dullin) des Seniorenheims nicht in den Fall verwickelt wäre, hat Lena merkwürdigerweise immer wieder den Eindruck, dass Niki sich heimlich ebenfalls mit den Ermittlungen beschäftigt. Das Interesse ihrer Tante an der Vergangenheit des Toten scheint mehr als nur familiäre Zugewandtheit oder fachliches Interesse. Den Gedanken, dass ihre Tante in den Fall verwickelt sein könnte, schiebt Lena trotzdem von sich. Aber der Fall Herrweg führt die Kommissarinnen in die Untiefen deutscher Geschichte, und damit hat gerade Niki viel Erfahrung.
Lohn sich das Einschalten?
Na ja, in der obersten „Tatort“-Liga spielen die Ludwigshafen-Krimis schon seit vielen Jahren nicht mehr mit. Zu hölzern die Dialoge, zu eindimensional die Charaktere, zu dünn der Plot, zu plumpe Schauspielleistung. An diesem seit langem manifestierten Eindruck kann auch „Lenas Tante“ leider nicht wirklich rütteln. Es wird also wirklich mehr und mehr Zeit für neue Ideen aus Rheinland-Pfalz.
Aber: Dieser Film ist dennoch einer der besseren Odenthal-Einsätze der letzten Jahre. Wenn auch die eingewobene Verschwörungstheoretiker- und Pflegekraftmangel-Problematik gewollt und in Teilen auch unfreiwillig komisch wirkt, bleibt unterm Strich ein annehmbarer Sonntagabend-„Tatort“ übrig. Einigermaßen spannend, einigermaßen überraschend, einigermaßen kurzlebig. Ein Durchschnittskrimi wie er im Buche steht, über den zehn Minuten nach Ende keiner mehr sprechen wird.