Die Frankfurter Kommissare Anna Janneke (Margarita Broich, 62) und Paul Brix (Wolfram Koch, 60) müssen den Tod von Teilnehmern und Teilnehmerinnen an einer Psycholyse-Sitzung aufklären. „Das ist eine Form der Psychotherapie, aber mit psychodelischen Drogen“, erklärt Janneke Brix – und dem Fernsehpublikum – glücklicherweise gleich zu Beginn des Films. Dass es bei Psycholyse-Sitzungen immer wieder zu Zwischenfällen kommt, betont indes der Sender. „2009 starben in Berlin zwei Menschen an einer Überdosis Ecstasy, 2015 gab es in Niedersachsen massenhaft Verletzte bei einem Psycholyse-Seminar“, nennt der HR zwei Beispiele.
Darum geht es im „Tatort: Leben Tod Ekstase“
Die Kommissare Janneke und Brix sehen sich mit dem Tod von sechs Frauen und Männern konfrontiert, die allesamt an einer Psycholyse-Sitzung teilgenommen haben und während der Therapiestunde ums Leben kamen. Im Rahmen ihrer Ermittlungen geraten sie an Dr. Adrian Goser (Martin Wuttke, 60), einen umstrittenen Psychoanalytiker und den einzig Überlebenden der Sitzung. Goser ist bekannt dafür, eine besondere Form der Psychoanalyse durchzuführen, bei der psychedelische Drogen verwendet werden, um zu einer absoluten Selbsterkenntnis zu gelangen. Während Brix Goser – dessen Buchveröffentlichungen Titel wie „Leben Tod Ekstase“ tragen – für einen Hochstapler hält, der seine Patienten bewusst in die Abhängigkeit lenkt, bleibt Janneke seiner Therapie gegenüber ambivalent.
In der Hoffnung, die letzten Stunden vor der Tat rekonstruieren zu können, wird Goser als Hauptverdächtigter zu einer Tatortbegehung in seine Villa geholt. Vor Ort setzen die Ermittler Goser unter Druck und hoffen auf ein Geständnis, doch dieser weist jegliche Schuld von sich und positioniert sich als Opfer einer grausamen Tat, an deren genaue Umstände er sich nicht erinnern kann.
Als auf einmal von einer unbekannten Person alle Zugänge zum Haus verriegelt werden und ein erster Schuss fällt, kommen Zweifel auf: Sagt Goser doch die Wahrheit? Handelt es sich hierbei um einen Angriff des eigentlichen Täters, der nun auch das letzte Opfer hinrichten will? Und was hat die vor einem Jahr verschwundene Performancekünstlerin Ellen (Aenne Schwarz, 39) mit dem Fall zu tun?
Lohnt sich das Einschalten?
Jein. Wer klassische Whodunit-Krimis mag, mit einer Leiche, einem Mörder/einer Mörderin und einem Ermittlerteam, das den Fall mit Knowhow, Grips und Erfahrung löst, braucht nicht einschalten. Stattdessen wird es psychodelisch, fürchterlich dunkel, sehr blutig und voller „verdammter Freaks“ (Brix). In manchen Sequenzen tauchen sogar Fratzen auf, die an den Joker oder andere Comic-Bösewichte erinnern. Die vielen Rückblenden und Halluzinationen der Traumatisierten und Sinnsuchenden machen es nicht immer einfach, der Handlung zu folgen. Viele der Szenen einzeln betrachtet sind dagegen wirklich sehr spannend.
Auch die Schauspieler in den Haupt- und Nebenrollen machen den Fall sehenswert. Episodenhauptdarsteller Wuttke haut seine teils philosophischen, teils irrsinnigen Psycho-Guru-Weisheiten wie „Man sagt ja Vögel wären frei. Aber was für eine Art von Freiheit soll das sein? Ihr Bewusstsein ist viel zu klein. Die haben gar keine Kapazität für Freiheit“ voller Inbrunst heraus – der einstige Theater-Star lässt grüßen. Interessant ist sein Mitwirken im Sonntagskrimi auch vor dem Hintergrund, dass er selbst viele Jahre (2008-2015) als Teil des Leipziger Ermittler-Duos Saalfeld und Keppler gemeinsame mit Simone Thomalla (57) „Tatort“-Fälle löste. Und nicht zuletzt ist es irgendwie auch ein Familiending, denn Wuttke und Margarita Broich waren über 25 Jahre lang ein Paar und haben zwei gemeinsame Söhne. 2018 gaben sie die Trennung bekannt.
Am Rande zieht sich übrigens eine Frage durch den ganzen Film, die durchaus zur Smalltalk-Inspiration taugt. Psychoanalytiker Goser ist offenbar besessen von Arnold Schwarzeneggers (75) filmischem Schaffen, weil er glaubt, dessen Filmografie würde den Kreislauf des Lebens widerspiegeln. Und so lautet die Frage, die er im Film fast allen stellt: „Was ist Ihr Lieblings-Schwarzenegger-Film?“ – „Die Wahl eines Schwarzenegger-Lieblingsfilms ist für mich wie ein Sternzeichen“, erklärt er Kommissar Brix, nachdem dieser „Terminator“ als Favoriten genannt hat. Eine Art „Vollstrecker“ (Goser über Terminator) mit einer besonders ungewöhnlichen Waffe wird Brix am Schluss des Films tatsächlich…