Regisseurin Kerstin Polte (48, „Wer hat eigentlich die Liebe erfunden?“) bezeichnet den neuen Saarland-Krimi „Tatort: Die Kälte der Erde“ (29.1., das Erste) als einen „Industriewestern“. Und der entstand so: „Nachdem ich das wunderbare Drehbuch von Melanie Waelde gelesen hatte, war mir schnell klar, dass ich stilistisch gerne in eine Western-Richtung gehen möchte, natürlich ohne Pferd und Wüste, aber dafür inmitten der alten, gewachsenen und stillgelegten Industrielandschaften des Saarlandes, die eine faszinierende Geschichte und Atmosphäre mitbringen“, erklärt Polte dem Sender SR.
Für die Atmosphäre und den Look eines Films sind immer auch die Szenenbildner und ihre Auswahl der Drehorte verantwortlich. In diesem Fall hatten sich Winnie Christiansen und Anne Storandt auf die Suche nach den besten Locations gemacht – und das, obwohl sie zuvor nie im Saarland gewesen waren. Im Vorfeld der Dreharbeiten beschäftigten sie sich mit Fragen wie diesen: Wo wird die Leiche gefunden? Ist die Stimmung eher düster? Wie lebt der Täter?
Wie wird ein Ort zu einem geeigneten „Tatort“-Drehort?
Was muss ein Drehort mitbringen, damit er zum geeigneten „Tatort“-Drehort wird? „Aus Praktikabilität im besten Fall eine gewisse Größe, selbst wenn er im Nachhinein kleiner erzählt wird“, nennen Christiansen und Storandt ein erstes Kriterium.
Außerdem gebe es ästhetische Entscheidungen: „Zusammen mit Kamera und Regie achten wir oftmals darauf, dass das Motiv eine gewisse Tiefe und viele schöne Durchblicke mit sich bringt. Das ist aber eine ästhetische Entscheidung, der auch nicht jedes Filmteam unterliegt, und keine generelle Voraussetzung.“
Ansonsten sei die Wahl der Drehorte „abhängig von Drehbuch, Konzept der Inszenierung und der Stimmung“, die erzählt werden solle. „Oftmals suchen wir das Außergewöhnliche, oder Orte, die schon eine Geschichte mit sich bringen, oder in besonderer Art und Weise die Region charakterisieren“, fügen die Szenenbildnerinnen hinzu.
Welche Rolle spielen die vorherigen Drehorte der Saarland-„Tatorte“?
Im „Tatort: Die Kälte der Erde“ ermitteln die Hauptkommissare Leo Hölzer (Vladimir Burlakov, 35), Adam Schürk (Daniel Sträßer, 35) und ihr Team zum vierten Mal im Saarland. Welche Rolle spielten die Vorgängerkrimis bei der Drehortwahl?
„Da der ‚Tatort‘ eine Reihe ist, existieren ja auch schon einige Motive, beispielsweise das Präsidium oder das Elternhaus Schürk. Bei der Gesamtästhetik beachten wir diese Motive definitiv mit“, erklären Christiansen und Storandt. In weiteren Drehorten suchen sie dann „entweder nach vereinenden oder sehr kontrastreichen Elementen, um ein stimmiges Gesamtbild der Filmarchitektur zu schaffen“.
Geeignete Drehorte ohne Ortskenntnis finden – wie geht das?
Um geeignete Drehorte zu finden, arbeiteten die in diesem Fall ortsfremden Szenenbildnerinnen „mit einem Locationscout, der sich bestens – in diesem Fall im Saarland – auskennt und uns die kleinsten und engsten Winkel der Stadt und Umgebung präsentieren“ konnte.
Darüber hinaus stöberten die beiden „im Vorfeld bei Immobilienportalen, um die Architektur einer Stadt ein wenig kennenzulernen“.
Als weitere Möglichkeit, um fündig zu werden, nennen sie das Wissen der Einheimischen. Im Fall dieses Saarland-Krimis hätten sie tatsächlich Glück gehabt und Einheimische kennen gelernt, die „einen noch tieferen Einblick in die Umgebung geben“ konnten und Ideen für Drehorte gehabt hätten, „die einem sonst niemals über den Weg gelaufen wären“.
„Ein wenig Entdeckerfreude und Erkundungsdrang gehören bei einer guten Motivsuche schon dazu“, fassen Christiansen und Storandt zusammen. „Und wenn es die Zeit zulässt, fahren wir auch gerne eigenständig mit Auto oder Fahrrad durch die Lande, um potenzielle Drehorte zu finden.“