Nicht nur „Tatort“-Kommissare haben gelegentlich mit totalen Blackouts zu kämpfen, auch in der normalen Bevölkerung sind alkoholbedingte „Filmrisse“ eine wohlbekannte Unannehmlichkeit. Oft fehlt den Betroffenen am Tag nach der Party die Erinnerung an mehrere Stunden – und dies, obwohl sie in dieser Zeitspanne nachweislich mit anderen gesprochen und sich körperlich durch die jeweilige Situation bewegt haben. Doch was genau passiert bei einem solchen Blackout im Gehirn?
Filmriss ist nicht gleich Filmriss
In höheren Dosen wirkt Alkohol sedierend, macht müde und schränkt die Funktionsfähigkeit des Gehirns ein. Bei einem Filmriss geht dies so weit, dass das Gehirn über einen bestimmten Zeitraum keine neuen Erinnerungen mehr bilden, das Erlebte nicht mehr abspeichern kann.
Wie das Wissenschaftsmagazin „Spektrum“ berichtet, unterscheidet man bei solchen „Alcohol Induced Blackouts“ zwischen fragmentierten Blackouts und sogenannten „En bloc“- Blackouts. Bei Ersteren können sich die Betroffenen noch an einige Teile der Situation erinnern. Nicht selten wird ihnen erst bewusst, dass Teile fehlen, wenn jemand sie darauf hinweist. Bei den „En bloc“-Blackouts hingegen sind längere Zeitfenster ohne einen Fetzen der Erinnerung komplett verschwunden.
Das Langzeitgedächtnis geht leer aus
Wie die Forschung mittlerweile nachgewiesen hat, besteht der Grund für diese „Filmrisse“ vor allem darin, dass bei übermäßigem Alkoholkonsum die Übertragung von Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis gehemmt wird.
Dies erklärt, warum Betrunkene oft durchaus noch in der Lage sind, Gespräche zu führen, sich aber am nächsten Tag nicht einmal daran erinnern können, dass das Gespräch überhaupt stattgefunden hat. In wissenschaftlichen Studien wurde nachgewiesen, dass dies auf eine gestörte Kommunikation der Nervenzellen zurückzuführen ist, bei der Alkohol die Aktivität einiger Zellrezeptoren verändert.
Eine Frage der Trinkgeschwindigkeit
Ab einem Blutalkoholwert von 1,5 Promille steigt die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts drastisch an. Allerdings spielen neben der Menge des getrunkenen Alkohols auch noch andere Faktoren eine Rolle. Einen großen Einfluss auf den Verlauf einer Partynacht hat die Geschwindigkeit, mit der sich der Blutalkoholspiegel erhöht.
Je schneller der Blutalkoholwert steigt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, einen Blackout zu erleiden. Wer auf nüchternen Magen innerhalb kürzester Zeit größere Mengen Hochprozentiges in sich hineinschüttet, kann sich eines Filmrisses fast sicher sein. Zudem werden Frauen im Durchschnitt schneller Opfer eines Blackouts als Männer, da ihr Körper den Alkohol aufgrund der Unterschiede im Körpergewicht anders verarbeitet.
Nicht nur für Wiener „Tatort“-Kommissare gilt daher: „Kenn dein Limit“, wie auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in ihrer gleichnamigen Kampagne empfiehlt.
(tj/spot)
Bild: Kämpft im neuen „Tatort“ mit verhängnisvollen Erinnerungslücken: Harald Krassnitzer als verkaterter Oberstleutnant Moritz Eisner. / Quelle: ORF/Petro Domenigg