„Tage, die es nicht gab“: Vier Frauen und ein dunkles Geheimnis

„Tage, die es nicht gab“: Vier Frauen und ein dunkles Geheimnis

Wer die Serien „Big Little Lies“, „Vorstadtweiber“ oder auch „Desperate Housewives“ verschlungen hat, der sollte sich auch die neue deutsch-österreichische TV-Serie „Tage, die es nicht gab“ nicht entgehen lassen. Das Erste zeigt die ersten beiden von acht Episoden am 14. Februar um 20:15 Uhr.

Von dem sperrigen Titel, der vielleicht besser ein Untertitel geworden wäre, sollte man sich nicht täuschen lassen, denn was das Publikum hier serviert bekommt, ist absolut sehenswert. Es geht um dramatische Beziehungsthemen, die Abrechnung mit gnadenlosen Machtmenschen und so Schreckliches wie ein totes Kind und einen toten Eliteschuldirektor. In typisch österreichischer Manier wird all das Bitterernste mit jeder Menge pointierter Situationskomik und intelligentem Wortwitz erzählt.

Darum geht’s in „Tage, die es nicht gab“

Das allmorgendliche Bild schwarzer SUVs und schnittiger Sportwagen vor dem „Sophianum“ macht klar: Hier bringen Eltern ihre Kinder in eine Eliteschule. Unter ihnen sind auch Miriam Hintz (Franziska Weisz, 42, „Tatort“), Doris Hauke (Diana Amft, 47, „Doctor’s Diary“), Inès Lemarchal (Jasmin Gerat, 44, „Kroatien-Krimi“) und Christiane Boj (Franziska Hackl, 39) – vier Frauen, die seit ihrer eigenen Schulzeit am „Sophianum“ befreundet sind. Gemeinsam haben sie Höhen und Tiefen, Freud und Leid, Erfolge und Niederlagen durchlebt. Sie stehen einander nah, doch es steht auch etwas zwischen ihnen. 

Miriam, eine erfolgreiche Staatsanwältin und Mutter dreier Kinder, hat Geheimnisse. Die bringen nicht nur ihre Ehe mit Joachim Hintz (Andreas Lust, 55, „Die Ibiza Affäre“) zum Scheitern, sie zwingen Miriam auch, eine Entscheidung zu treffen.

Doris leitet erfolgreich eine Spedition. Wäre da nicht ihre alles beherrschende Mutter Berta Hauke (Jutta Speidel, 68, „Um Himmels Willen“), die wiederum mit ihren Geheimnissen Doris‘ Leben ganz schön durcheinanderbringt.

Inès kehrt nach Jahren in Paris wieder zurück nach Zollberg – „die reichste Gemeinde des Landes“, heißt es an einer Stelle. Sie hofft, dass ihre alte Heimat nun auch die ihrer Familie werden wird. Ihr drogenabhängiger Sohn Olivier Lemarchal (Etienne Halsdorf, 23) sieht das aber anders.

Schriftstellerin Christiane verarbeitet den wohl schlimmsten Verlust, den eine Mutter erleiden kann. In kleinen Schritten findet sie ins Leben zurück, aber findet sie auch zurück zu ihrem Mann Filip Boj (Stefan Pohl, 42)? 

Und als wäre das nicht genug, tauchen unerwartet auch noch Kommissarin Elfriede Grünberger (Sissy Höfferer, 67) und ihr Mitarbeiter Lukas Leodolter (Tobias Resch, geb. 1996) aus Wien auf, um einen alten Todesfall zu untersuchen: „Paul Paulitz fällt vom Paulsdamm ins Paulstal“, für die ausrangierten Ermittler geht es in diesem Cold Case um die Frage, ob es ein Unfall war, Selbstmord oder Mord. Die Ermittlungen zum Tod von „Sophianum“-Direktor Paulitz (Harald Krassnitzer, 62, „Tatort“) stellen das Vertrauen und den Zusammenhalt der vier Freundinnen auf eine harte Probe – Stichwort: „Ich weiß, was du getan hast“…

Geniales Drehbuch und überraschende Besetzung

Der intelligent gestrickte, spannende und nie plakative Plot mit pointierten Dialogen und vielen Rückblenden stammt aus der Feder von Drehbuchautor Mischa Zickler (geb. 1966, „Tatort: Die Faust“). Kleine witzige Szenen lockern die Albträume, Dramen und Ungerechtigkeiten immer wieder auf. Ein Beispiel:

Nach einem anzüglichen Kommentar ihrer 14 -jährigen Tochter unter einem Social-Media-Foto wollen Doris (Amft) und ihr Ehemann, Sebastian Gerlinder-Hauke (Rick Kavanian, 52, Bullyversum-Star) wissen, ob die Tochter schon Sex hat. „Hast du Sex?“, fragt Doris ohne jede Vorwarnung. „Das ist ein Hinterhalt“, versucht die Tochter zu beschwichtigen. „Kannst du bitte die Frage deiner Mutter beantworten?“, fordert Sebastian. Darauf kontert Sarah Hauke (Niobe Eckert, 16) ganz langsam: „Habe ich Sex? – Das ist so eine schöne Frage, durch eine Antwort würde sie völlig wertlos werden …“

Kavanian ist im Übrigen eine der großen Überraschungen im an Überraschungen nicht armen Cast. Bei „Tage, die es nicht gab“ haben die Besetzungsverantwortlichen tatsächlich Mut bewiesen und nicht nur den Bully-Co-Star als sympathischen und völlig blödelfreien Ehemann, Vater und TV-Koch engagiert. Auch der Hamburger Wanja Mues (49, „Ein Fall für zwei“) überzeugt als französischer Ehemann von Inès, Etienne Lemarchal.

Eine weitere große Überraschung im Cast ist Jutta Speidel als dominantes Familienoberhaupt. So hat man sie noch nie gesehen. Styling, Looks und Benehmen erinnern an Meryl Streep (73) als Miranda Priestly in „Der Teufel trägt Prada“ (2006). Und auch der österreichische Sonntagskrimi-Star Harald Krassnitzer war vermutlich noch nie so böse und sadistisch wie hier.

Apropos, das alles ist der Stand der Dinge nach den ersten vier Folgen. Zuzutrauen wäre diesem Filmteam um die Regisseurinnen Anna-Katharina Maier (geb. 1984) und Mirjam Unger (52) aber auch, dass schlussendlich der freundliche TV-Koch Sebastian (Kavanian) der Mörder ist oder vielleicht doch die Oma der Kommissarin, die stundenlang mit dem Zug reist, um der Enkelin selbstgebackenen Kuchen am Bahnhof zu übergeben und dann wieder zurückzufahren – auch einer dieser kleinen feinen Einfälle …

Wer es bis zur Ausstrahlung der letzten Episode nicht aushalten kann: Alle acht Folgen sind bereits seit Sonntag (12.2.) in der ARD Mediathek verfügbar.

(ili/spot)

Bild: „Tage, die es nicht gab“: Was haben die vier Freundinnen mit dem Tod des sadistischen Direktors einer Eliteschule zu tun? / Quelle: ARD/ORF/MR Film/Thomas Ramstorfer

Das könnte dir auch gefallen

Mehr ähnliche Beiträge