Ein Outfit verändert mehr als nur das Spiegelbild: Es zeigt, wie wir uns fühlen. Doch wie sehr kann Mode das Selbstbewusstsein von Frauen stärken? Eine repräsentative Bonsai-Umfrage im Auftrag von QVC und Steffen Schraut (55) zeigt, wie viel Glückspotential in Kleidung steckt – und wann sie eher unsicher macht. Im Interview ordnet der Designer die Ergebnisse ein.
Herr Schraut, welche Rolle spielt Mode ganz grundsätzlich für das persönliche Selbstbewusstsein?
Steffen Schraut: Mode kann eine große Kraftquelle sein, und das in jeder Lebensphase. Zum einen hilft sie uns, Gefühle auszudrücken, gesehen zu werden und uns mit Menschen zu verbinden. Zum anderen gibt sie uns Sicherheit, wenn der Alltag uns herausfordert. Im besten Fall macht sie happy. Mehr als jede zweite Frau empfindet laut der Umfrage echtes Glück und Selbstbewusstsein, wenn sie ein aus ihrer Sicht besonders schönes Outfit trägt.
Wie erklären Sie diesen Effekt?
Schraut: Dazu möchte ich die US-amerikanische Modepsychologin Dr. Dawnn Karen zitieren, die uns bei der Auswertung der Umfrage beraten hat. Sie bezeichnet Mode als eine Art psychologisches Rüstzeug. Sich damit bewusst und ambitioniert auseinanderzusetzen, fördere aktiv das mentale Wohlbefinden und erweitere die persönliche Handlungsfähigkeit. Anders gesagt: Wenn wir unser Outfit passend wählen, gewinnen wir neue Energie, die wir an anderer Stelle einsetzen können. Ein kluges Investment in uns selbst.
Welche Tipps haben Sie für Menschen, die sich unsicher fühlen und durch Kleidung selbstbewusster werden möchten?
Schraut: Nicht zu viel auf einmal wollen und nicht den zweiten Schritt vor dem ersten gehen! Die wichtigste Aufgabe lautet, sich vorab über die eigenen Stärken und Werte klar zu werden. Wofür stehe ich? Was brauche ich und was nicht? Auf dieser Basis kann man sich dann passend zur Persönlichkeit einkleiden, ohne jedem Trend hinterherzulaufen.
Gibt es bestimmte Kleidungsstücke oder Looks, die automatisch mehr Stärke und Präsenz verleihen?
Schraut: Klarheit überzeugt. Daher rate ich immer zu qualitativ hochwertigen Signature Basics. Die perfekte Jeans ist das ultimative Power-Piece: 58 Prozent der Frauen fühlen sich damit am stärksten – quer durch alle Altersgruppen. Jede Dritte schwört auf die weiße Bluse oder ein gut geschnittenes T-Shirt. Auch ein gut sitzender Blazer gehört aus meiner Sicht in jeden Kleiderschrank.
Warum ist gerade die Jeans so ein Klassiker, wenn es um Selbstbewusstsein geht – und welche Tipps haben Sie, um das ideale Modell zu finden?
Schraut: Die Jeans ist ein treuer Partner. Sie begleitet uns nun schon durch so viele modische Dekaden und hat uns nie enttäuscht: verlässlich und gleichzeitig wandelbar. Von ultraweit bis skinny gibt es ja inzwischen eine große Bandbreite für jede Körperform. Das Wichtigste: Sie muss lässig und bequem sein.
Welche Rolle spielen Farben, wenn es um Ausstrahlung und Selbstvertrauen geht?
Schraut: Farben wirken wie ein Gefühlsverstärker. In meiner aktuellen Herbst-Winterkollektion setze ich sie wieder ganz bewusst ein. Limette und Fuchsia sind hier die Key Colours. Aber nicht jede Frau fühlt sich mit auffälligen Mustern und Farben wohl, vor allem in jüngeren Jahren. Jede Vierte unter 30-Jährige lässt knallige Looks lieber sein. Bei den Älteren sind es nur 15 Prozent – eine Frage der Lebenserfahrung.
Welche Fehler beim Styling nehmen Menschen am meisten Selbstsicherheit – und wie kann man sie vermeiden?
Schraut: Sich mit Trends zu überladen, kann wahllos wirken. Ich würde immer dazu raten, den Kern-Stil beizubehalten und vermeintliche It-Pieces sparsam einzusetzen. Viele greifen auch zu Kleidung, die sie vor allem praktisch finden. Das ist verständlich: Was einengt, wirkt hemmend. Zu knappe oder unvorteilhafte Kleidung lässt die Mehrheit der befragten Frauen lieber im Schrank. Ich rate dazu, auf Passform und Materialien zu achten: Kleidung darf komfortabel und elegant zugleich sein.
Die Umfrage zeigt: Die härteste Modekritik kommt nicht aus dem Netz, sondern aus dem nahen Umfeld. Wie kann man lernen, mit solchen Bemerkungen gelassener umzugehen?
Schraut: Indem man weiß, wofür man steht und wo die Prioritäten liegen. Auch sich mit anderen zu verbünden, wirkt gegen zu starke Kritik. Es gibt in der Generation Z einen großen Wunsch nach Solidarität: 63 Prozent der 18- bis 30-Jährigen finden, Frauen sollten einander mit ihren Outfits inspirieren, anstatt zu konkurrieren. Auch in den sozialen Medien wünschen sie sich mehr sichtbaren Support. Das Motto meiner Fashion-Kampagne ist ganz bewusst „Stronger together“. Zusammenhalt statt gegenseitiger Abwertung ist wichtiger denn je.
Inwieweit sollte man Trends folgen – oder lieber den eigenen Stil konsequent durchziehen?
Schraut: Das Spiel mit modischen Trends ist spannend und reizvoll, keine Frage. Wer seinen eigenen Stil gefunden hat, kann damit gezielt Akzente setzen. Man sollte sich damit aber nicht zu sehr stressen oder gar verbiegen. Ich bin ein großer Fan von Lieblingsstücken, die uns durchs ganze Leben begleiten und Erinnerungen schaffen.
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Bild: Steffen Schraut zählt seit mehr als 20 Jahren zu den bekannten Namen der deutschen Modebranche. / Quelle: QVC Deutschland/Andreas Ortner