Sonya Kraus: „Glücksrad“-Rückkehr war „wie nach Hause kommen“

Sonya Kraus: „Glücksrad“-Rückkehr war „wie nach Hause kommen“

Mit dem „Glücksrad“ bringt RTLzwei einen weiteren Spielshow-Klassiker zurück auf die TV-Bildschirme. Am 26. Januar um 20:15 Uhr (auch bei RTL+) feiert die Sendung mit einer neuen Ausgabe Premiere. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät das Moderationsduo der Neuauflage, Thomas Hermanns (59) und Sonya Kraus (49), wie sich das Revival vom Original unterscheidet und warum die beiden sich perfekt ergänzen. Sonya Kraus, die in dem Format früher als „Buchstabenfee“ tätig war und mit der Neuauflage ihr TV-Comeback nach ihrer Krebserkrankung feiert, erzählt zudem, wie sich ihre Rückkehr angefühlt hat.

Was verbinden Sie mit dem „Glücksrad“-Original?

Sonya Kraus: Das „Glücksrad“ ist mein Glück gewesen, denn es war mein Entrée in die Fernsehbranche. Für mich war es aber damals gar nicht so legendär und kultig. Ich habe das nicht begriffen, dass das wirklich so einen Stellenwert in der deutschen Fernsehkultur hat. Für mich war das einfach damals ein Job, eine Festanstellung mit 60 Arbeitstagen. Ich habe mich immer gewundert, dass die Leute so ein Bohei um die Show und um meine Person machen, obwohl ich da nur ein wenig hin- und herlaufe, flotte Sprüche ablasse und ansonsten fleißig klatsche. In meinem weisen, fortgeschrittenen Alter merke ich erst, was für ein Kult das war, denn alle Leute sprechen mich auf das Comeback an, vom Briefträger bis hin zum Taxifahrer.

Thomas Hermanns: Ich saß vorm Fernseher und weiß noch, dass mich diese ganzen Gameshows immer begeistert haben, weil das geschlossene Welten waren. Die hatten alle ihre eigene Akustik mit den vielen Jingles und auch eine eigene Farbigkeit. Ich habe das schon verstanden, dass dieses transportierte Gefühl und die Verpackung süchtig machen können. Als ich jetzt ein Teil davon wurde, war es so, als wenn ich durch den Zeittunnel gelaufen wäre und auf der anderen Seite des Kanals oder des Spiegels gelandet wäre. Ich fand es erstaunlich, dass junge Menschen, die überhaupt keinen TV mehr nutzen, mit dem Format heute noch etwas anfangen können. Es war etwas, was man im Familienverbund geguckt hat und dieses Wohlfühlgefühl ist immer noch wahnsinnig stark, auch bei Leuten, die nur noch streamen oder YouTube nutzen. Es ist toll, jetzt ein Teil dieser Marke zu sein.

Wie war das Comeback dann?

Sonya Kraus: Das Revival war für mich wie nach Hause kommen in mein Wohnzimmer. Es war alles so gelernt, vertraut und eingefräst in meine DNA, dass ich wahrscheinlich die Sendung auch mit drei Promille hätte machen können. (lacht) Die Vertrautheit, was die Spielregeln und den Spielablauf anbelangt, war sofort da und da muss ich Thomas bewundern, der sich darauf in so kurzer Zeit eingestellt hat. Es ist eine große Show mit Publikum, die auch sehr strenge Regeln hat, weil es um Geld geht.

Hermanns: Die Kandidaten müssen sich beim Spielen wirklich konzentrieren. Da heißt es auch auf der Moderationsseite Klappe halten, was mir mit am schwersten gefallen ist.

Was erinnert im Revival an das Original?

Hermanns: Das ganze Set, die Farben. Für mich sind es diese Pastelltöne. Die tun der Seele gut und gerade in diesem Jahr gab es nichts Schöneres, als in so ein pastellfarbenes Set zu laufen. Es ist alles so weich und schön. Ich glaube, deshalb sind Gameshows auch so erfolgreich, weil sie ein wirkliches Wohlfühlgefühl vermitteln. Du spielst ein gutes Spiel in einer schönen Welt mit hoffentlich netten Leuten. Es ist eine Oase für die Seele, weil du dich mal für zwei Stunden nicht mit der bösen Realität auseinandersetzen musst. Es ist eine angenehme, aber nicht dumme Welt. Denn das Spiel ist sehr schwer und so ist das alles in der Balance.

Kraus: Genau. Es ist so, dass du als Kandidat oder Mitratender ein bisschen gefordert wirst, aber trotzdem auch immer komfortabel abgeholt wirst durch die gute Laune und die ganze Vertrautheit, die sich für mich vor allem durch die Soundeffekte und das Rattern des Rades einstellt.

Wie würden Sie sich selbst als Kandidatin und Kandidat machen?

Hermanns: Ich fand es wieder typisch, dass man zu Hause immer sitzt und sagt: Das ist doch klar, das Wort, das sieht man doch. Ich stand davor und hätte auch diese berühmten Fehler gemacht, bei denen man genau noch einen Buchstaben hat und nicht draufkommt. Du stehst vor dieser Wand und hast diese buchstäblich auch vor deinem Kopf. Ich finde, es ist viel schwieriger als man denkt.

Kraus: Auch den Stressfaktor unterschätzt man, wenn man die Show gemütlich von der Couch aus verfolgt. Das Rad dreht sich und wenn es zum Stehen kommt, dann muss der Buchstabe ausgespuckt werden, sonst ist der nächste dran. Und es sind gerne mal lange Sätze und eben nicht nur ein Wort. Es ist durchaus anspruchsvoll, aber es geht ja auch um Geld.

Worauf haben Sie sich bei Ihrer Aufgabe am meisten gefreut?

Hermanns: Wir wechseln uns mit unseren Aufgaben ab, aber ich habe die Sendung eigentlich nur deshalb angenommen, damit ich endlich an die Wand komme. Mein Herz schlägt für das Buchstaben umdrehen und das Klatschen. Ich moderiere auch gern am Rad, aber meine Stärke liegt im Modeln, und da habe ich mir von Frau Kraus natürlich einiges abgeguckt (lacht). Ich habe sie damals beobachtet, wie sie das so macht. Man lebt diesen Gang und bewegt sich auf einem sehr speziellen Laufsteg. Ich habe mittlerweile verschiedene Gangarten im Angebot, von Naomi Campbell bis hin zum Tanz über die Blumenwiese. Für mich ist das ein großes TV-Glück, dass ich das mal machen darf. Sonya und ich sind beide Prime-Time-Hasen. Wir lieben die Abendshow, also kommt uns das Aufwerten vom täglichen Format hin zum Event sehr gelegen.

Wie kam es zur Aufhebung dieser Zweiteilung „Moderator-Glücksfee“?

Hermanns: Wir wollten bewusst das alte Bild „Mann am Rad, schöne Frau an der Wand“ nicht mehr haben. Das geht heutzutage nicht mehr, dass die Frau als Dekoration gezeigt wird. Das Thema haben wir Gott sei Dank hinter uns gelassen. Dass wir uns das paritätisch aufgeteilt haben und immer hin und her gesprungen sind, hat wirklich großen Spaß gemacht. In den Prime-Time-Specials spielen wir drei, vier Runden pro Show und so macht der Wechsel auch alles abwechslungsreicher.

Was macht Sie als Duo aus?

Kraus: Wir kennen uns schon lange und haben zum Beispiel den Red Nose Day zusammen gemacht, eine dreistündige Gala. Wir sind ein eingespieltes Moderationsduo und wissen, was wir aneinander haben – zum Beispiel sind wir beide Streber. (lacht) Dadurch ist es so schön und entspannt, weil man sich komplett fallen lassen und auf den anderen verlassen kann. Thomas ist ein Entertainment-Genie, er arbeitet auch viel hinter den Kulissen und so kann ich zu 100 Prozent auf seine Expertise zählen. Wir denken auch nicht darüber nach, dass der eine dem anderen in der Moderation die Butter vom Brot nehmen könnte. Im Gegenteil, jeder wünscht dem anderen eine richtig schöne vegane Wurstscheibe (lacht). Die Diva spielen wir vielleicht, aber geben tut es die hinter den Kulissen nicht.

Hermanns: Bei einer Sache kam bei mir aber gerne mal der Neid auf. Zum Schluss haben wir immer einen großen Kostümwechsel eingeplant, weil das Finale einer Prime-Time-Show schon etwas anderes als das Nachmittagsprogramm sein soll. Ich habe mein Jackett gewechselt und Sonya hatte quasi einen Container von Abendkleidern hinter der Bühne. In meinem nächsten Leben möchte ich als Sonya Kraus zurückkommen, dann habe ich mehr Auswahl (lacht). Insgesamt kann man sagen: Wir beide sind Urgesteine des Privatfernsehens. Uns kannst du schicken, wir gehen zusammen raus und dann ist es so, als hätten wir das auch die letzten 15 Jahre gemacht.

Frau Kraus, Sie feiern mit der Show Ihr TV-Comeback, insbesondere nach Ihrer Krebserkrankung. Hatten Sie Bedenken, wieder zu starten?

Kraus: Überhaupt nicht. Ich habe während meiner härtesten Chemotherapie gearbeitet und gedreht. Für mich war das Teil meiner Therapie. Es hat so viel Spaß gemacht und ich war ein Glückskind, dass es mir so gut ging, dass ich das machen konnte. Von daher war das für mich persönlich jetzt nicht so ein Comeback. Ich habe mich vor allem geehrt gefühlt, dass ich als einzige Glücksfee der großen „Wheel of Fortune“-Welt das Rad erobern konnte.

Hermanns: Und ich war natürlich stolz, als Mann die Buchstabenfee zu sein. Ich glaube, nur in Brasilien stand schon mal ein Mann an der Wand. Der war allerdings oben ohne und mit Sixpack, das konnte ich nicht anbieten. Dafür habe ich dann mal das Jackett gewechselt.

Herr Hermanns, wie haben Sie den Weg Ihrer Kollegin nach Ihrer Krebserkrankung erlebt?

Hermanns: Ich finde das so toll. Es wundert mich aber bei Sonya nicht, so habe ich sie schon kennengelernt: stark und schlau und trotzdem warm und freundlich. Das macht sie alles hervorragend. Deshalb war ich total froh, dass ich bei ihrem Homecoming zumindest die Tür streichen durfte.

Wie sehen Sie die Retro-Welle im TV?

Hermanns: Der Retro-Trend ist inzwischen schon so groß und so vielseitig, dass die einzelnen Comebacks sehr unterschiedlich ausgefallen sind. Nicht alles hat geklappt. Es geht eher darum, wie man dieses Zurückkommen gestaltet, weil nicht jedes Format bietet sich dafür an, es einfach wieder genauso zu machen. Ich glaube, wir haben hier eine gute Mischung und Balance erreicht: Das Spiel, die Farben sind das gleiche. Aber durch die Doppelmoderation und den Wechsel der Positionen haben wir eine Modernität reingebracht. Wir respektieren das Original, aber wir driften nicht in ein „früher war alles besser“ ab und stehen da in Kostümen der 90er. Ich bin gespannt, wie das Publikum das annehmen wird.

Kraus: Wir haben dem Format gemeinsam noch mal mehr Glamour eingehaucht und Thomas bringt als Comedian und Entertainer noch mal ein größeres Augenzwinkern mit, was das Format auf ein anderes Level bringt. Ob das als 90-minütige Show funktioniert, wird sich herausstellen. Wir hatten total viel Spaß und das ist für mich das Wichtigste. Ab jetzt müssen das Universum, die Zuschauer oder der Sender entscheiden.

Was wünschen Sie sich für 2023?

Hermanns: Ich würde mir wünschen, dass das Wohlfühlgefühl, was wir beim „Glücksrad“ produzieren, sich auch in anderen Bereichen der Gesellschaft wieder mehr durchsetzt. Und dass vielleicht im nächsten Jahr das Pastell nicht nur im Glücksrad zurückkommt in unser Leben, sondern vielleicht auch in anderen Gefühlslagen.

Kraus: Das Jahr 2022 war für uns alle psychisch hart. Wenn man sich überlegt, was an den Grenzen Europas passiert und wie die Situation da ist und dass sowas überhaupt noch mal passieren kann, das hat uns alle schwer getroffen. Es schwingt immer irgendwie mit, egal was man tut. Dementsprechend wünsche ich mir da sehr schnell eine Lösung. Ob das sehr naiv oder illusorisch ist, sei dahingestellt, aber das wäre wirklich und wahrhaftig mein Herzenswunsch für 2023.

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