Am heutigen Dienstag (26. April) startet die neunte Staffel „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ (20:15 Uhr bei VOX und RTL+). Wie bereits in der Ausgabe zuvor wird Johannes Oerding (40) als Gastgeber durch die Musiksendung führen. Die erste Folge widmet sich dem Popsänger Clueso (42). Neben Oerding werden Nightwish-Frontfrau Floor Jansen (41), das SDP-Duo Vincent Stein (38) und Dag-Alexis Kopplin (38), Singer-Songwriterin Lotte (26), Soulsänger Kelvin Jones (27) sowie Sängerin Elif (29) seine Songs performen.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät Clueso, warum er einige Jahre nicht bei „Sing meinen Song“ mitmachen wollte und was ihn nun zur Teilnahme bewogen hat. Außerdem spricht der Musiker über emotionale Momente in der Sendung, den Tod seines geliebten Großvaters und erklärt, warum er kein Fan von Talkshows ist.
Warum wollten Sie bei „Sing meinen Song“ mitmachen?
Clueso: Ich habe einige Jahre abgesagt. Nicht, weil mir das Format nicht gefällt. Ich fand es schon immer gut und habe mir einige Folgen online angeschaut. Allerdings habe ich seit 20 Jahren keinen Fernsehanschluss, deshalb konnte ich es nie im TV mitverfolgen. Ich wollte aber nie während einer Albumproduktion mitmachen, weil man dann eine Deadline hat. Schließlich ist es eine Riesenchance, denn die Sendung ist sehr beliebt und man kann sich präsentieren. Jetzt war mein Album fertig und das Team großartig – deswegen habe ich mitgemacht. Ich kenne viele schon einige Jahre, Vincent Stein und Dag-Alexis Kopplin von SDP sind beispielsweise Freunde von mir.
Inwiefern waren Sie nervös vor dem ersten Drehtag?
Clueso: Unfassbar nervös, weil meine Sendung auch die erste war. Außerdem bin ich der Älteste. Das war mir am Anfang nicht bewusst. Auf einmal habe ich gemerkt, dass viele mit meiner Musik etwas verbinden. Das war total schön und hat mich berührt. Künstler sind schließlich eitel (lacht). Ich verbinde sehr viele Momente mit meinen Songs – einen Titel haben wir auf der Beerdigung meines Opas gespielt. Wenn jemand dann dieses Lied performt, geht das einem nahe. Das ist auch das Konzept der Sendung.
Welche emotionalen Momente gab es in der Show?
Clueso: Es gab unfassbar viele. Ich habe eigentlich gedacht, es werden weniger – weil SDP dabei ist und die Jungs sehr lustig sind. Dann hat sich plötzlich Dag-Alexis geöffnet und private Dinge erzählt. Kelvin Jones hat mich sehr beeindruckt. Er hat für die Sendung nochmal Deutsch gelernt – Floor Jansen auch. Kelvin hat einen Brief auf Deutsch vorgelesen, in dem er sich für die schwarze Community starkmacht. Das war ein sehr emotionaler Moment. Ich bin ein bisschen stiller. Ich habe meine biografischen Unfälle, über die ich aber selten im Fernsehen gesprochen habe.
Es sind also auch ein paar Tränen geflossen?
Clueso: Man kommt gar nicht drumherum. Kürzlich ist mein Opa gestorben, ich hatte einen sehr engen Draht zu ihm. Ich bringe auch einen Song mit ihm raus, habe ein Album mit ihm aufgenommen. Er war einer meiner besten Freunde. Ich habe einen Song von Elif performt und in den Strophen über meinen Opa gesungen – von seiner Kindheit über meine Kindheit bis hin zu seinem Tod. Da ist mir selbst die Spucke weggeblieben. Man denkt, man zieht es durch und ich hatte es vorher ein paar Mal geprobt. Und plötzlich haut es einen doch um.
Würden Sie sagen, dass dieser Song die größte Herausforderung war?
Clueso: Ich fand alle knifflig. Natürlich hätte ich die Songs nur nachsingen können. Selten hat der Text aber hundertprozentig meinen Erlebnissen entsprochen. Dazu kommt: Ich schreibe einfach gerne. Das war an einer Stelle fast peinlich, weil von Floor Jansens Song nicht mehr viel übriggeblieben ist. Aber es ist meine Art zu zeigen, wie toll ich dieses Genre finde. Ich habe eine Grunge-Metal-Version von Nightwishs „Sleeping Sun“ gemacht. Bei Kelvin Jones habe ich einen Song ins Deutsche übersetzt – mit eigenen Clueso-Worten. Von Johannes Oerding habe ich „Im Februar“ bearbeitet. Darin singt er über einen Freund, der einen Autounfall hatte. Ich wollte es aber nicht so traurig machen und habe aus der Sicht von Johannes 20 Jahre später geschrieben. Am Ende lief es einfach, ich hatte total Spaß dran.
Aber hat man nicht auch ein bisschen Angst, dass man den Originalkünstler oder -künstlerin am Ende enttäuscht?
Clueso: Nein, weil ich mir wirklich Mühe gegeben habe. Ich habe so lange daran gearbeitet, bis ich zufrieden war. Solange ich es gut finde, ist es mir auch relativ egal, was andere dazu sagen. Kann sein, dass es jemand nicht fühlt, aber ich fühle es total und kann dahinterstehen. Außerdem kann sich jeder das Original anhören. Mir geht das oft so. Viele schimpfen und finden, dass auf meinen neuen Alben zu viel Trap ist. Die Leute sollen sich einfach die anderen acht Alben von mir anhören. Ich mach jetzt diese Art von Musik und bin sehr schmerzbefreit. Wenn ich selbst zufrieden bin, ist alles gut.
Gibt es einen Künstler oder eine Künstlerin, auf den/die Sie sich meisten gefreut haben?
Clueso: Noch bevor klar war, dass wir zusammen zu „Sing meinen Song“ gehen, habe ich mit Elif einen Song aufgenommen und den fast ein Jahr lang aufgehoben. Wir haben auf einen besonderen Moment gewartet. In der ersten Sendung haben wir „Mond“ schließlich zusammen performt. Ich habe mich sehr darauf gefreut, dieses Duett zu singen. Auf Floor Jansen war ich sehr gespannt – schließlich ist sie ein Weltstar mit einer unfassbaren Stimme. Ich bin ein Kurzton-Sänger, der sehr narrativ und erzählerisch singt – aber ich kann keine langen Töne halten. Das kann Johannes Oerding hingegen sehr gut. Aber ich habe mich auf alle gefreut und ich bin sehr wählerisch. Wäre jemand dabei gewesen, dessen Werk oder Charakter ich nicht gut gefunden hätte, wäre es schwierig für mich gewesen, überhaupt mitzumachen. Ich kann nicht lächelnd dasitzen, wenn mir etwas nicht gefällt. Wobei ich nichts gegen verrückte Dinge habe. Einen DJ Bobo oder Scooter hätte ich cool gefunden. Ich mag es nicht, wenn es zu klebrig ist.
Diese Staffel wurde wieder in Südafrika gedreht. Wie sehr haben Sie sich darauf gefreut?
Clueso: Wir hatten nicht viel Freizeit. Die Aufnahmen gingen bis spät in die Nacht. Aber man trinkt auch ein bisschen was während der Sendung. Irgendwie versucht man am nächsten Tag wieder fit zu sein. Ich kam mir beim Soundcheck manchmal vor wie Captain Jack Sparrow mit Sonnenbrille (lacht). Ich habe einfach gehofft, dass die Stimme bis abends wieder da ist. Aber ich habe mich auf Südafrika gefreut – auch wenn wir alle wegen Corona ein bisschen Sorge hatten. Wir haben uns alle vorher zurückgenommen, sind nicht mehr vor die Türe. Und zum Glück ist alles gut gegangen.
In der Show werden die Karrieren und das Leben von jedem Einzelnen beleuchtet. Fällt es Ihnen sehr schwer, sich zu öffnen?
Clueso: Ich gehe nicht gerne in Talkshows, weil ich nicht zu viel über persönliche Dinge sprechen möchte. Ich hatte meine biografischen Fauxpas, aber ich möchte niemanden beschädigen. Bei manchen Dingen würde ich Leute verletzen, wenn ich sie erzähle. Mit meinem Großvater hingegen hatte ich eine besondere Beziehung und habe ihn schon oft in Interviews erwähnt. Die Leute wussten, dass es ihn gibt. Deshalb hatte ich auch kein Problem, über seinen Tod zu sprechen. Das ist auch meine Art, Dinge zu verarbeiten – ich schreibe einen Song darüber. In Deutschland gibt es nur wenige Talkshows, wo man wirklich Crosstalk macht. Bei „Sing meinen Song“ fand ich es toll, dass sich niemand eingemischt hat. Einer hat gesagt, wann es losgeht, und dann hat man uns einfach machen lassen. Deshalb fällt es einem auch nicht schwer, Dinge zu erzählen.
Gab es ein Künstler oder eine Künstlerin, der/die Sie am meisten überrascht hat?
Clueso: Eigentlich alle. Niemand hat nur einen Song nachgesungen. Jeder hat sich tierisch ins Zeug gelegt. Deswegen gab es viele Überraschungen. Elif hat beispielsweise eine Tanz-Version von „Chicago“ gemacht. Mir war vorher nicht bewusst, dass das überhaupt möglich ist. Lotte hat mich mit „Gewinner“ emotional gepackt. Kelvin Jones hat von „Tanzen“ eine Funk-Soul-Version gemacht. Floor Jansen hat auf Deutsch gesungen. Ich fand einfach alle gut.