Sie wollte Mutter werden: Das war der Tiefpunkt für Nova Meierhenrich

Sie wollte Mutter werden: Das war der Tiefpunkt für Nova Meierhenrich

Die Schauspielerin und Moderatorin Nova Meierhenrich (51) hat jahrelang versucht, ihren Traum, Mutter zu sein, wahr werden zu lassen – ohne Partner, durch Kinderwunschbehandlungen. In ihrem neuen Buch „Lebensschlenker“ (Allegria, 13.03.) spricht sie erstmals über ihren unerfüllten Kinderwunsch und davon, wie sie letztendlich ihren Frieden damit gemacht hat, dass ihr großer Lebenswunsch unerfüllt bleibt. Was der Tiefpunkt auf diesem Weg war und welche körperlichen und seelischen Auswirkungen die Behandlung hatte, verrät Nova Meierhenrich im Interview mit spot on news.

In „Lebensschlenker“ schreiben Sie über Ihren unerfüllten Kinderwunsch und den Behandlungsmarathon, den Sie hinter sich haben. Entstanden ist das Buch auch zum Teil aus Wut heraus, wie Sie berichten. Was genau hat dazu geführt, dass Sie diese private Reise nun teilen?

Nova Meierhenrich: Ich habe während der ganzen Behandlung immer schon sehr viel aufgeschrieben und gesammelt. Damals natürlich für einen ganz anderen Hintergrund: für mein zukünftiges Kind. Ich wollte ihm, wenn es irgendwann alt genug ist, möglichst viel aus der Zeit erzählen und zeigen: Ultraschallbilder, Aufzeichnungen, Gedanken und so weiter. Ich fand das ganz wichtig, gerade wenn man einen kleinen Menschen zur Welt bringen wird, der anfangs nur einen Teil seiner Wurzeln kennt. Es war ein langer und sehr schmerzhafter Prozess und auch das Abschließen hat gedauert. Das Thema ist im Laufe dieser Zeit immer präsenter geworden, auch im Freundes- und Bekanntenkreis. Und diese extreme Übergriffigkeit bei diesem Thema, öffentlich wie auch privat, wurde mir ebenfalls immer mehr bewusst.

Sie wurden in Interviews auf Ihre Kinderlosigkeit angesprochen…

Meierhenrich: Es hat immer schon in mir rumort und ich habe dann auch öfter mal meinen Mund aufgemacht, im Privaten. Ich habe Stellung bezogen, weil mich das wirklich sauer gemacht hat. Der ausschlaggebende Punkt war dann irgendwann ein ausgedachtes Interview mit mir zu dem Thema. Da dachte ich: Wir müssen darüber reden. Es darf nicht sein, dass Frauen sich dem aussetzen müssen. Es kann nicht sein, dass wir immer noch so wenig sensibel diesem Thema gegenüber sind. Wenn das im aller engsten Kreis angesprochen wird, ist es eine andere Sache. Aber bei wildfremden Menschen, auf einem roten Teppich, auf einer Party, im Small Talk? Ob öffentliche Person oder nicht, spielt keine Rolle. Das reißt oft große Wunden auf und für mich war das der Startschuss im Inneren, mich damit auseinanderzusetzen und darüber zu schreiben.

Wie hat sich der Schreibprozess angefühlt?

Meierhenrich: Gut und natürlich auch schwer. Ich musste viel wieder rauskramen, was ich in einer kleinen Kiste im Inneren verschlossen hatte. Aber es hat sich gelohnt: Das Buch soll schließlich anderen helfen, informieren und Mut machen. Es ist ein Mutmachbuch, auch wenn meine Geschichte vermeintlich kein gutes Ende hat. Deshalb war es mir so wichtig, für „Lebensschlenker“ mit anderen Frauen Gespräche zu führen, um zu zeigen: Es gibt eine Million Wege. Und auch wenn man vom Schicksal überrollt wird, geht es weiter. Das Leben ist keine Sackgasse, selbst wenn der größte Lebenstraum nicht in Erfüllung geht. Und geht er in Erfüllung, muss nicht immer alles perfekt sein. Jede Frau schlägt sich mit den gleichen Gedanken herum. Deshalb wollte ich in dem Buch nicht nur meine Geschichte erzählen, sondern die Vielfältigkeit des Themas aufzeigen.

Sie beschreiben ausführlich den Prozess, von der Auswahl des Spendersamens bis zu den Terminen in zwei verschiedenen Kliniken in Dänemark, in denen Sie zur Kinderwunschbehandlung waren. Wie lange war der Zeitraum insgesamt vom inneren Entschluss bis zur Entscheidung, aufzuhören?

Meierhenrich: Den Entschluss, das anzugehen, falls mein Traummann nicht rechtzeitig auftaucht, habe ich mit Anfang 20 getroffen. Wirklich in die Vorbereitung gegangen bin ich 2008, 2009. Da habe ich mit Untersuchungen, regelmäßigen Checks angefangen, 2017 habe ich aufgehört.

Was war während dieser Zeit für Sie der Tiefpunkt?

Meierhenrich: Das Realisieren gegen Ende des Weges, dass diese Geschichte einen anderen Ausgang haben könnte, als ich mir erträumt habe. Ich bin nicht die Meisterin im Loslassen, das fällt mir nicht leicht. Dieser Punkt, an dem ganz klar war, dass ich loslassen muss, war für mich daher der schwerste. Deshalb musste ich mir ein Ritual drumherum bauen.

Sie haben am Geirangerfjord in Norwegen einen Zettel mit Abschiedsworten in den Abgrund segeln lassen.

Meierhenrich: Ich brauchte ein Drehbuch, einen Plan für mich. Auch wenn der größte Masterplan meines Lebens jetzt ein anderer ist, brauchte ich dieses Gerüst, an dem ich mich heranhangeln kann, in meiner Trauer, im Abschließen, aber auch im Neuanfang.

Während der Behandlung mussten Sie zwischenzeitlich Hormone nehmen. Wie haben Sie sich dadurch verändert?

Meierhenrich: Vor den Wechseljahren kennen sich die meisten Frauen mit Hormonen kaum aus. Am Anfang habe ich das also recht entspannt gesehen. Aber dann wurde ich dünnhäutiger, sehr sensibel. Ich war außerdem oft sehr müde. Dazu kommt die Gewichtszunahme, man ist aufgequollen. Mein Bauch sah zwischendurch aus wie ein Basketball. Ich hatte von den täglichen Spritzen überall blaue Flecken. Seelisch hat mir diese ganze Achterbahn zwischen Hoffen und Enttäuschung zu schaffen gemacht. Auch wenn ich es am Anfang nicht zugeben wollte: Das macht einfach was mit einem. Irgendwann saß ich auf der Couch und habe realisiert, dass das gerade alles nicht gut ist.

Wie schauen Sie heute auf die Zeit zurück?

Meierhenrich: Ich blicke auf das Ganze zurück als einen schweren, aber wichtigen Weg, den ich gehen musste. Ich habe es nie bereut. Nur was man nicht versucht, wird man hinterher bereuen. Es war der Weg zu meinem Lebenstraum und den musste ich beschreiten, um im Hier und Jetzt anzukommen. Dadurch, dass ich ihn losgelassen habe, ist Platz für Neues in meinem Leben entstanden.

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Bild: Nova Meierhenrich spricht in „Lebensschlenker“ über ihren unerfüllten Kinderwunsch. / Quelle: Katrin Schöning

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