Wer Krimiunterhaltung mit typischem „Whodunit“-Aufbau mag, hat seit jeher die Qual der immer umfangreicheren Wahl. Ob nationale oder internationale Produktionen, Streaming oder TV, Film oder Serie – die Suche nach dem unbekannten Täter ist wohl eine der häufigsten Spannungsbögen im Fernsehprogramm. Doch was, wenn der Mörder gleich zu Beginn der Erzählung enthüllt wird und folglich nicht seine Identität das größte Mysterium darstellt, sondern die Frage, wie ihm die Ermittler auf die Schliche kommen?
Diesen erfrischenden, gleichwohl traditionsbewussten Ansatz wählt die neue Serie „Elsbeth“, ein Spin-off der erfolgreichen Drama-Serien „The Good Wife“ und „The Good Fight“. In „Elsbeth“ verschlägt es den aus beiden Formaten bekannten Fan-Liebling Elsbeth Tascioni (Carrie Preston, 57) nach New York, wo sich die scharfsinnige Anwältin nun gemeinsam mit dem NYPD auf Verbrecherjagd begibt. Das tut sie ab dem 6. August – und wie einst Peter Falk (1927-2011) in seinen besten Tagen.
Neue Stadt, neue Herausforderungen – darum geht es
Als schrullige und liebenswerte, vor allem aber ungemein fähige Anwältin half Elsbeth Tascioni bislang in Chicago dabei, die Straßen sicherer zu machen. Ihr Talent, selbst die mysteriösesten Tathergänge akribisch aufdröseln zu können, nutzt sie nun jedoch in neuer Position und an neuer Stelle: Als Ermittlerin in ihrer neuen Heimat New York City unterstützt sie das NYPD dabei, verzwickte Fälle zu lösen. Oder besser gesagt: Das NYPD unterstützt sie.
Der Zuschauer mit dem Wissensvorteil
Dass Spannung entsteht, obwohl das Publikum längst weiß, wer der Killer ist, klingt im ersten Moment kontraintuitiv. Doch genau diesen Kniff wendet „Elsbeth“ in den meisten seiner zehn Episoden von Staffel eins an und fesselt so vor den Bildschirm. Wie nachhaltig das funktionieren kann, bewies ein gewisser Peter Falk immerhin ganze zehn Staffeln lang in seiner Paraderolle als LAPD-Kommissar Columbo.
Das Geheimrezept war ausgerechnet der Wissensvorsprung, den das Publikum zur Titelfigur hatte. Auch in „Columbo“ ertappte der Zuschauer in aller Regel gleich zu Beginn der jeweiligen Episode den Mörder auf frischer Tat und wusste über dessen Motive Bescheid. Man sehnte nicht die Enthüllung des Täters herbei, sondern jenen befriedigenden Moment, in dem es schließlich bei Columbo und kurz darauf bei den Handschellen klick machte. Erst recht, wenn sich die Scheusale zuvor dem gerissenen Trenchcoat-Träger gegenüber in ihrem vermeintlich wasserdichten Alibi aalten.
Bei dem Überangebot an modernen „Whodunit“-Krimis ist es umso schöner, dass mit „Elsbeth“ nun ein weiterer Vertreter dieser seltenen Genregattung (bekannt als „Howcatchem“) den Weg nach Deutschland findet. Davon war schließlich auch Alfred Hitchcock – „Mister Suspense“ höchstpersönlich – ein Befürworter, wie er 1954 in seiner Adaption von „Bei Anruf Mord“ eindrucksvoll bewies.
Mit den wärmsten Empfehlungen
Titelheldin Tascioni kommt mit den wärmsten Empfehlungsschreiben im Gepäck nach New York. Darstellerin Carrie Preston wirkte sowohl in der Originalserie „The Good Wife“ als auch im späteren Ableger „The Good Fight“ als die unkonventionelle, blitzgescheite Anwältin mit. Dabei erspielte sie sich nicht nur eine treue Fanbasis, auch einen Primetime Emmy als beste Nebendarstellerin in einer Dramaserie brachte ihr die Rolle bereits ein. Nur logisch also, dass Elsbeth nun ihre eigen(ständig)e Serie spendiert bekam.
Unterstützung erhält sie von Schauspielerin Carra Patterson, die in „Elsbeth“ die junge NYPD-Beamtin Kaya Blanke verkörpert. Patterson wirkte zuletzt unter anderem in dem Oscar-nominierten Film „Rustin“ mit. Die dritte tragende Rolle hat der erfahrende Charaktermime Wendell Pierce (60) inne, der sich als Captain C.W. Wagner ein ums andere Mal uneins mit der resoluten Elsbeth ist, was die richtige Herangehensweise zur Lösung der verzwickten Fälle ist.
In den USA, wo „Elsbeth“ bereits im Februar dieses Jahres seine Premiere feierte, kam die Mischung ausgesprochen gut an. So gut, dass die Serie im April umgehend um eine zweite Staffel verlängert wurde, die dort noch diesen Herbst starten soll.
„Eine Frage hätte ich noch“, würde Columbo nun sagen. Keine Sorge, hier die Antwort: Ihre Deutschland-Premiere feiert Staffel eins von „Elsbeth“ ab 6. August auf Sky und dem Streaming-Service Wow. Um 20:15 Uhr ist die Serie auch im linearen Fernsehen auf Sky One zu sehen.
(stk/spot)
Bild: Gerne bunt gekleidet und immer auf der Hut: Carrie Preston (l.) als Elsbeth Tascioni. / Quelle: © 2024 CBS Broadcasting Inc. All Rights Reserved.