„Secrets of Chippendales“ zeigt die nackte Wahrheit über die Stripper

„Secrets of Chippendales“ zeigt die nackte Wahrheit über die Stripper

„Soeben wurde ein Mann in meinem Büro erschossen.“ Was nach dem Auftakt eines stimmungsvollen Film-Noir mit Humphrey Bogart klingt, entpuppt sich als der Einstieg in eine Enthüllungsdoku, die dieser Bezeichnung in doppelter Hinsicht gerecht wird: „Secrets of Chippendales – Zwischen Gier und Mord“ befasst sich mit der 1979 gegründeten Showtanz-Gruppe, die zum weltweiten Synonym für männlichen Striptease reifte.

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Am 31. Januar startet „Secrets of Chippendales“ auf dem On-Demand-Channel Crime + Investigation Play (verfügbar via Amazon, Apple und ScreenHits TV). Die vier jeweils 45 Minuten langen Folgen zeigen, wie ein Einwanderer das Nachtleben der USA für immer veränderte, sich aus unbeholfenen Männern mit haarigen Rücken professionelle Stripper schälten – und hinter den schillernden Kulissen ein Machtkampf entbrannte, durch den drei einflussreiche „Chippendales“-Macher den Tod fanden. Zwei durch Selbstmord, einer durch Mord …

„Wie fühlt es sich an, ein Sexobjekt zu sein?“

So geläufig der Begriff „Chippendales“ und das dazugehörige Striptease-Imperium sein dürften, so wenig wissen die meisten Menschen wohl über den jeweiligen Ursprung Bescheid. Ein indischer Einwanderer mit amerikanischem Traum, Somen „Steve“ Banerjee, verwandelte Ende der 70er Jahre seinen Nachtclub in Los Angeles in das „Chippendales“. Banaler hätte die Namensfindung nicht sein können, wie Banerjees ehemaliger Weggefährte Bruce Nahin in der Doku verrät. Er habe den richtungsweisenden Denkanstoß gegeben: „Warum benennen wir es nicht einfach nach den verdammten Möbelstücken hier drinnen?“

Dass die Stripper nach den Werken eines gleichnamigen Kunsttischlers aus dem 18. Jahrhundert benannt sind, ist passend: schön anzuschauende Objekte eben, deren Optik über allem steht. „Wie fühlt es sich an, ein Sexobjekt zu sein?“, wird ein „Chippendale“ der ersten Stunde in der Dokumentation gefragt. Er antwortet nicht, aber sein Lächeln spricht Bände. Die Zurschaustellung des männlichen Körpers habe symbolisch jedoch am meisten für die Frauen bedeutet – endlich erlaubte es der Zeitgeist der sexuellen Befreiung auch ihnen, mit Freundinnen auszugehen und zügellosen Spaß zu haben. Fleischbeschau mit umgekehrten Vorzeichen.

Mehr Schein als Sein?

Doch wie die ebenfalls via Crime + Investigation Play abrufbare Dokumentation „Secrets of Playboy“ legt auch „Secrets of Chippendales“ nahe, dass es den Striptease-Strippenziehern um vieles ging – Emanzipation gehörte nicht dazu. „Sex, Drogen, Mord, Selbstmord, Mafia – und Männer in G-Strings“, fasst ein ehemaliger Tänzer das Gefüge zusammen, dem er jahrelang angehörte und das gar in einem hauseigenen „Orgienraum“ mündete.

Drei (zu) starke Machtmenschen kristallisierten sich demnach gleich zu Beginn heraus: Neben Clubbesitzer Steve Banerjee waren das „der jüdische Zuhälter“ Paul Snider und ein Mann namens Nick De Noia. Snider hatte überhaupt erst die Idee, strippende Männer als Alleinstellungsmerkmal des Nachtclubs zu engagieren und „taugte weder als Promoter, als Showmaster, noch als menschliches Wesen etwas“, so das vernichtende Urteil in der Doku.

Der herrische De Noia stand derweil für den qualitativen Wandel von ungelenken Hobby-Nackedeis hin zu durchchoreografierten Astralkörpern. Als TV-Schaffender hatte er zuvor ausgerechnet für eine Kindersendung mehrere Emmy Awards gewonnen und wollte nun die „Chippendales“-Bühnenshows auf Broadway-Sphären heben. Was alle drei Männer neben dem Hang zum Größenwahn einte: allesamt bezahlten sie ihn vorzeitig mit ihrem Leben.

Sehenswerter Realitätscheck

Ähnlich wie „Secrets of Playboy“ rückt die „Chippendales“-Doku einiges gerade, was in Retrospektive arg verklärt wird. Sie zeigt die Zwickmühle, in der sich jene Männer befanden, deren Berufskleidung bis heute aus schwarzen Fliegen, weißen Manschetten und einem Lächeln im Gesicht besteht: Die gierigen Blicke auf der einen, die gierigen Bosse auf der anderen Seite. Und mehrere Mordfälle dazwischen.

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