TV-Star Horst Lichter feiert am kommenden Samstag (15.1.) seinen 60. Geburtstag. Ihm zu Ehren zeigt das ZDF am heutigen Sonntag (9.1., 20:15 Uhr) den Fernsehfilm „Horst Lichter – Keine Zeit für Arschlöcher“. In der Verfilmung des gleichnamigen Biografie-Bestsellers von Horst Lichter spielt Oliver Stokowski (59, „Zeit der Helden“) den beliebten „Bares für Rares“-Moderator und ehemaligen Fernsehkoch. Der Film erzählt vom Wendepunkt in Lichters Leben, als seine Mutter – gespielt von Barbara Nüsse (78) – 2014 schwer erkrankt…
Wie er sich auf diese ungewöhnliche Rolle vorbereitet hat, erzählt Schauspieler Oliver Stokowski im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Dabei erklärt er auch, was ihn mit Horst Lichter persönlich verbindet und er verrät, wie es so ist, mit diesem markanten Schnauzbart zu essen, zu trinken und zu küssen.
Was sollte man über den Film „Keine Zeit für Arschlöcher“ auf jeden Fall wissen?
Oliver Stokowski: Der Film ist keine lustige Horst-Lichter-Komödie. Es geht um eine Zeit in seinem Leben, die sehr ernst war, ans Eingemachte ging, ein sehr hohes emotionales Level hat und die ihn auch erstmal ordentlich aus der Bahn geworfen hat. Ich fand es sehr spannend, dass man mit diesem Film den andren Horst Lichter kennenlernt.
Sie haben sich intensiv mit dem Menschen Host Lichter beschäftigt. Wie würden Sie ihn beschreiben?
Stokowski: Horst Lichter ist ein großartiger Mensch und eine schillernde Figur und er führt ein unglaublich reiches Leben. Man kann sich kaum vorstellen, dass so viel in einem einzigen Leben passieren kann.
Wie war es für Sie, eine echte, lebende Figur zu spielen?
Stokowski: Als ich erfahren habe, dass ich die Rolle spielen darf, habe ich mich natürlich sehr gefreut. Solche Aufgaben bekommt man als Schauspieler nur alle paar Jahre oder vielleicht nie im Schauspielerleben. Noch dazu, wenn der Mensch noch lebt und so vielen bekannt ist. Vor allem Letzteres machte natürlich auch viel Druck. Glücklicherweise konnte ich mich neun Monate lang auf die Rolle vorbereiten, bis die Dreharbeiten begonnen haben.
Wie haben Sie sich vorbereitet?
Stokowski: Mit großem Respekt und großer Freude habe ich alles aufgesaugt, was ich nicht ohnehin schon wusste. Ich wusste schon recht viel über Horst Lichter, weil ich ihn schon immer interessant fand und die Bücher über sein Leben gelesen hatte. Sein neuestes Buch „Ich bin dann mal still – Meine Suche nach der Ruhe in mir“, hat er mir dann sogar noch vor dem Veröffentlichungstermin im Mai 2021 geschenkt. Sehr geholfen hat mir bei der Vorbereitung auch das Hörbuch „Keine Zeit für Arschlöcher“, das er selbst eingelesen hat. Das habe ich mir sehr genau angehört, um die Essenz von Horst Lichter zu begreifen. Ich habe studiert, wie er Worte ausspricht und Sätze betont. Auch seine Emotionen konnte man zwischen den Zeilen genau heraushören.
Haben Sie sich auch Talkshows mit ihm angesehen?
Stokowski: Ich bin generell ein Talkshow-Fan und könnte das den ganzen Tag schauen, weil man darin so viel über die Menschen hinter den Künstlern lernt. Manchmal sehe ich da Kolleginnen oder Kollegen, die ich noch nicht persönlich kannte, sondern nur von ihren Rollen her. Und nach solchen Talkshow-Auftritten habe ich schon so manchen mit ganz anderen Augen gesehen. Fabelhaft sind diese Formate auch für ein Mimik- und Gestik-Studium.
Tatsächlich habe ich damals auch Horst Lichter in einer Talkshow gesehen, wie er über sein Buch „Keine Zeit für Arschlöcher“ (2016) gesprochen hat. Darin beschreibt er ja, wie er seine Mutter beim Sterben begleitet hat. Und ich habe gesehen, wie nahe ihm das ging, wie ihm die Tränen in den Augen standen, wie schwer es diesem eloquenten Mann fiel, darüber zu sprechen. Damals habe ich auch einen anderen Menschen kennen gelernt, als den immer lustigen und schlagfertigen Horst Lichter. Er hat den ernsthaften und tiefsinnigen Menschen gezeigt, der genauso in ihm steckt. Und das hat mich sehr fasziniert.
Haben Sie auch mit ihm persönlich gesprochen?
Stokowski: Ja, wir haben ein langes Gespräch im Vorfeld der Dreharbeiten geführt, bei dem ich ihm alle Fragen gestellt habe, die ich noch gebraucht habe, um zu wissen, wie es ganz tief in ihm drin aussah und aussieht, um auf sein damaliges Level zu kommen und dem Menschen, der Situation, dieses Lebensabschnittes gerecht zu werden. Bei dem Gespräch hat er sehr aufgemacht, sehr viele Seelentüren geöffnet. Er hat mich tief in sein Seelenleben schauen lassen und mir damit großes Vertrauen entgegengebracht. Das hat er mir als Schauspieler geschenkt, weil er auch wollte, dass es so authentisch wie möglich wird. Und dann wollte ich ihn auch nicht enttäuschen.
Hat er sich später bei den Dreharbeiten noch eingemischt?
Stokowski: Eingemischt hat er sich gar nicht. Es kam nie ein „Mach dies oder das nicht oder jenes so“ oder ähnliches. Dazu ist er aber auch viel zu klug, als dass er mich damit verunsichert hätte. Stattdessen hat er gesagt: „Ich habe mich sehr gefreut, als ich gehört habe, dass du mich spielen wirst.“ Das hat mich sehr beruhigt.
Haben Sie sich im Laufe des Gesprächs einen Koch-Tipp geholt?
Stokowski: Nein. Das war gar kein Thema. Es kommt aber auch im Film nicht vor. Der Horst hat mir gesagt: „Weißt du, ich habe so viel gekocht in meinem Leben, dass ich nicht mehr kochen möchte. Ich koche auch nicht mehr, mein Schatz [Ehefrau Nada Lichter, geb. 1972, Red.] kocht immer.“
Wie ist es denn, mit diesem markanten Schnauzbart zu essen, zu trinken und zu küssen?
Stokowski: Daran muss man sich schon gewöhnen. Wenn man das immer hat, vergisst man es wahrscheinlich irgendwann. Sogar ich habe irgendwann nicht mehr an den Bart gedacht – obwohl meiner ja geklebt war. Ein geklebter Bart bringt andere Herausforderungen mit sich als ein echter Bart. Zum Beispiel platzt er oft ab, wenn man herzhaft lacht. Essen kann man auch nicht damit. Der Bart, die Brille und die Weste haben mir aber sehr gut dabei geholfen, den Hebel in der Maske auf Horst Lichter umzulegen. Es ist wirklich eine schöne Sache, wenn man seine Figur morgens so entstehen lassen kann.
Sie und Horst Lichter feiern dieses Jahr beide Ihren 60. Geburtstag. Haben Sie weitere Parallelen entdeckt?
Stokowski: Ja, das ist schon verrückt, dass wir beide auch noch derselbe Jahrgang sind. Wir haben viele weitere Parallelen von der menschlichen Seite her entdeckt. Beispielsweise sind wir beide sehr nah am Wasser gebaut, also sehr emotionale Menschen und sensible Pflänzchen. Dass wir uns schnell nicht mehr fremd waren, hat mir auch dabei geholfen, die Emotionslagen im Film gut nachvollziehen zu können.
Der Film wird zu Beginn des neuen Jahres ausgestrahlt. Was ist Ihr größter Wunsch für 2022?
Stokowski: Mein größter Wunsch ist, dass wir alle gesund bleiben und dass wir dieses Corona endlich hinter uns bringen. Wenn wir alle sorgfältig miteinander umgehen, hoffe ich, dass wir es in den Griff bekommen und endlich wieder unbeschwert miteinander sein können. Vor allem hoffe ich das auch für unsere Kinder, die es in dieser Zeit wirklich besonders schwer haben und offenbar das letzte Glied in der Kette sind…