Oliver Petszokat über Krebs: „Redet ganz viel darüber!“

Oliver Petszokat über Krebs: „Redet ganz viel darüber!“

„Showtime of my Life – Stars gegen Krebs“ geht am 15. Februar um 20:15 Uhr bei VOX in die zweite Runde. Auch in diesem Jahr werden sich 16 prominente Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor laufenden Kameras ausziehen, um auf die Krebsvorsorge aufmerksam zu machen. In der ersten Folge sind die männlichen Stars zu sehen. Unter ihnen ist auch Oliver Petszokat (43), der seine Mutter an Krebs verloren hat. Seine Ehefrau musste 2020 aufgrund eines Gehirntumors operiert werden. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt er, was diese Erfahrungen mit ihm gemacht haben und warum ihm die Aufklärung über Vorsorge so wichtig ist.

Ihre Frau wurde 2020 aufgrund eines Tumors am Gehirn operiert. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Oliver Petszokat: Viele Dinge waren bei mir bereits mein ganzes Leben präsent. Mir war schon immer bewusst, dass Gesundheit nicht selbstverständlich ist, auch weil meine Mutter im vergangenen Jahr gestorben ist – unter anderem an einer Blutkrebsart. Das war zuvor ein fast zehnjähriger Prozess. Daher und aus anderen Erfahrungen aus dem Familienkreis wusste ich schon lange: Egal ob du jung oder alt bist, berühmt oder nicht berühmt – Krankheiten machen davor keinen Halt, vor allem nicht Krebs. Ich war deswegen schon immer über jeden Tag dankbar, an dem ich fit auf dieser Welt sein durfte.

Als wir dann bei meiner Frau sicher wussten, wie es gesundheitlich um sie steht, hat das nicht viel in unserem Leben verändert. Ich habe meine Frau davor über 1000 Prozent geliebt, währenddessen und jetzt auch. Meine Sicht auf das Leben hat sich dadurch nicht geändert. Wenn ich mich gefragt hätte, warum das ihr passiert ist und nicht irgendwelchen bösen Menschen oder ich in andere negative Gedanken abgerutscht wäre, hätte das nichts geändert und ihr nicht geholfen. Deswegen versuche ich jeden Tag für das glücklich zu sein, was da ist. Denn ich weiß auch, wie schlimm es bei meiner Frau hätte ausgehen können.

Gibt es etwas, dass Sie aus Ihren Erfahrungen heraus Angehörigen von Krebspatienten mitgeben können?

Petszokat: Ich denke, mit Trauer und der psychischen Belastung, die mit der Situation einhergeht, geht jeder anders um. Ich habe das selbst bei dem Tod meiner Mutter erlebt. Da kann man nicht hingehen und sagen: Jetzt hör‘ auf zu weinen, denk doch stattdessen an die schönen Momente mit ihr zurück! Da hat jeder seine eigene Methode und das ist völlig okay. Wenn man selbst betroffen ist, kommt auch Existenz- oder Todesangst dazu. Da möchte ich niemanden Tipps geben. Das Einzige, was ich sagen kann, ist: Man sollte ganz viel darüber reden. Das ist wichtig, um zu wissen, dass man damit nicht alleine auf der Welt ist. So kann man mit der Situation besser zurechtkommen.

Warum ist Ihnen die Teilnahme an „Showtime of my Life“ so wichtig?

Petszokat: Ich wurde bereits für die erste Staffel angefragt und konnte mir das alles gar nicht vorstellen. Ich habe gesagt: „Was soll gemacht werden?! Weshalb sollten wir uns ausziehen?!“ (lacht) Ich habe es gar nicht verstanden. Ich traue Fernsehen nicht immer zu 100 Prozent und hatte Angst, dass mit so einem wichtigen Thema Schindluder getrieben wird. Also habe ich gesagt: „Ihr macht mal schön eure erste Staffel und ich guck‘ mir das an. Wenn ich dann merke, dass das wirklich Hand und Fuß hat und ihr damit auch wirklich Leben rettet, dann bin ich definitiv bei Staffel zwei dabei.“

Als ich dann für die zweite Staffel angefragt worden bin, hatte ich durch den Tod meiner Mutter und der gesundheitlichen Situation meiner Frau gleich noch mehr Ansatzpunkte für die Teilnahme. Krebs ist leider oftmals ein Thema, das man mitbekommt, wenn es bereits zu spät ist. Ich habe in der Zwischenzeit auch die Message verstanden (lacht). Wir wollen zeigen, dass wenn wir uns als Personen der Öffentlichkeit im Fernsehen ausziehen können, dann könnt ihr das auch vor eurem Arzt. Im härtesten Fall kannst du damit sogar dein Leben retten. Wir haben bei den Dreharbeiten direkt ein Leben gerettet. Bei Mickie Krause wurde im Rahmen der Sendung Blasenkrebs diagnostiziert.

In „Showtime of my Life“ werden die Teilnehmer aus Ihrer Komfortzone gelockt. Bei der Choreographie ist Ihnen das sicherlich nicht schwergefallen. Gab es andere Dinge, die sie herausgefordert haben?

Petszokat: Für mich war tatsächlich kein Aspekt der Show eine Herausforderung (lacht). Für mich ist es nicht schwer, mir eine Choreo zu merken. Ich mache viel Sport und laufe zu Hause auch viel nackt herum. Ich hatte also nicht das Gefühl, dass ich da eine Grenze überschreiten muss. Für mich war es nie ein Anreiz, an der Show teilzunehmen, um für mich diese Erfahrung zu machen. Ich wollte nur über Männergesundheit und Vorsorgeuntersuchungen aufklären. Denn dafür engagiere ich mich schon seit langem.

Warum ist Ihnen das so wichtig?

Petszokat: Ich habe im näheren Freundeskreis Menschen, die gestorben sind, weil sie nicht oder zu spät zur Vorsorge gegangen sind. Ich finde es heftig, dass Frauen schon vor dem Teenageralter lernen, ganz selbstverständlich regelmäßig zum Arzt zu gehen. Mir und vielen anderen Männern wurde hingegen gesagt: Ab 40 solltest du schön langsam mal zum Arzt. Ich finde das eine Schweinerei, denn du weißt eigentlich gar nichts darüber.

Mich hat meine Frau vor zwei Jahren darauf hingewiesen, dass ich zur Vorsorge gehen sollte. Dann habe ich angefangen, zu recherchieren und mich für die Vorsorge zu engagieren. Ich wusste anfangs nicht einmal, zu welchem Arzt ich gehen sollte. Frauen empfehlen sich Frauenärzte, aber warum empfehlen sich Männer keine Männerärzte? Ich finde es einfach schrecklich, dass da die Aufklärung noch nicht so weit ist, dass man nicht eigentlich schon ab dem jugendlichen Alter regelmäßig zum Arzttermin geht. Damit meine ich auch nicht einmal im Jahr, sondern einmal im halben Jahr. Dem Krebs ist es nämlich egal, ob zwölf oder acht Monate vergangen sind. An Vorsorge ist nichts dabei. Das tut nicht weh.

Männern wird oft nachgesagt, nicht so offen über Gefühle und Ihre Gesundheit zu reden im Vergleich zu Frauen.

Petszokat: Ich glaube, dass das gar nicht mehr so ist. Da hat sich einiges geändert. Ich denke, wir müssen das alte Männerbild nicht mehr aufbrechen. Das war vielleicht von den 50er bis 90er Jahren so. Jetzt müssen stattdessen einfach die Anreize, das Angebot und die Aufklärung da sein. Dank Podcasts und sozialen Netzwerken, die unsere Welt offener, bunter, liberaler und diverser machen, ist vieles möglich. Das ist auch eine Chance für dieses Thema. Jetzt ist genau die richtige Zeit, über alles zu reden, wofür man sich früher vielleicht noch geschämt hat.

Welche Wirkung erhoffen Sie sich von der Show?

Petszokat: Ich hoffe, dass das weitergeht, was schon die erste Staffel geschafft hat. Es wurden bereits aufgrund der ersten Staffel viele Leben gerettet und unsere Show hat schon vor Ausstrahlung ein Leben gerettet. Alleine dafür hat es sich schon gelohnt. Ich würde mich einfach freuen, wenn Leute verstehen, was wir da machen und so die Aufklärung wieder einen Schritt nach vorne geht.

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