Das Thema Zeitreise ist so eine Sache. Je mehr man sich darüber Gedanken macht, desto fester verknoten sich die Gehirnwindungen. Die unendlichen erzählerischen Möglichkeiten des Zeitreise-Paradoxons beschäftigen seit jeher Film- und auch Serienschaffende. Ob in einer Komödien-Reihe der Marke „Zurück in die Zukunft“, im Action-Horror eines „Terminator“-Franchises, oder auch in Serien wie „Doctor Who“ oder der deutschen Produktion „Dark“.
Jedes der genannten Beispiele zeigt: Zeitreise-Geschichten sind in aller Regel zu komplex und vielschichtig, um sie in nur einem Streifen zu erzählen. Das galt eigentlich auch für den über 500 Seiten starken Bestseller-Roman „Die Frau des Zeitreisenden“ („The Time Traveler’s Wife“) aus der Feder von Audrey Niffenegger (58). Versucht hat man es 2009 im gleichnamigen Film dennoch, jedoch mit mäßigem Erfolg. Denn wie soll eine epische Liebesgeschichte, die wortwörtlich die Gesetze von Raum und Zeit zu durchbrechen vermag, erfolgreich in nur 108 Minuten gequetscht werden? Die Antwort: gar nicht!
Um der Roman-Vorlage gerecht zu werden, hat sie US-Sender HBO daher in eine sechsteilige Miniserie verwandelt. Für die zeichnen nicht nur regelrechte Zeitreise-Experten verantwortlich. Auch sind Spoiler aus der Internet-Zukunft quasi ausgeschlossen, denn: Deutsche Zuschauerinnen und Zuschauer kommen schon kurz nach US-Start in ihren Genuss. Wahlweise auf Deutsch oder Englisch startet die Serie ab 16. Mai auf Sky – immer montags ab 20:15 Uhr via Sky Atlantic, oder ebenfalls wöchentlich auf Abruf über Sky Ticket und Sky Q.
Zeitlose Liebe – darum geht es
Während viele Kinder einen imaginären Freund haben, ist der von Mädchen Clare zwar real, aber nicht minder fantastisch. Seit sie sechs Jahre alt ist, bekommt sie Besuch von einem Mann namens Henry (Theo James, 37). Der offenbart ihr, ein Zeitreisender wider Willen zu sein. Ohne Kontrolle, den Zeitpunkt und das Ziel seiner Reisen zu bestimmen, verschlägt es ihn ein ums andere Mal in die Vergangenheit oder Zukunft. Die einzig halbwegs stabile Konstante bei seinen Trips: Zumeist landet er in Zeiten und an Orte, die direkten Bezug zu seinem eigenen Leben haben.
[youtube https://www.youtube.com/embed/cRsxhF6WqL8&w=480&h=360]So auch die Besuche bei Clare. Denn wie sich herausstellt, lernen sich die beiden später – Clare (Rose Leslie, 35) ist inzwischen erwachsen – auf natürlichem Wege kennen und verlieben sich unsterblich ineinander. Doch wie kann eine Beziehung funktionieren, wenn sich einer der Partner von einer Sekunde auf die andere in Luft auflöst, nur um völlig nackt und orientierungslos in einer anderen Zeit aufzuwachen? Und schlimmer noch: Wie soll man eine Beziehung führen, wenn einem unfreiwillig vor Augen geführt wird, wie sie endet?
Zeit zur Entfaltung
Gut sechs Stunden (6 mal 60 Minuten) nimmt sich „The Time Traveler’s Wife“ die Zeit, um diese Fragen zu beantworten. Ins Boot geholt wurden dafür Steven Moffat (60) als einer der Produzenten und David Nutter (62) als Regisseur und Drehbuchautor. Moffat bewies bereits mit seiner eingangs erwähnten Neuauflage der Kultreihe „Doctor Who“, ein Händchen für Sci-Fi- und Zeitreisegeschichten. Und mit „Sherlock“ schuf er gar eine der beliebtesten Serien des vergangenen Jahrzehnts.
Auch Nutter brachte einst mit „Terminator: The Sarah Connor Chronicles“ eine spannende Zeitreise in Serienform auf den Weg. Kurzum: Für ausreichend Mindblow-Expertise hinter der Kamera ist allemal gesorgt.
Zwei zentrale Figuren
Aber auch das Serien-Liebespaar kennt sich mit der Materie aus. Die Hauptfiguren Clare und Henry werden von Theo James und Rose Leslie verkörpert. Er ist vor allem für die Filmadaption der Sci-Fi-Romanreihe „Die Bestimmung“ bekannt. Ihr gelang derweil in der Serie „Game of Thrones“ als Wildling Ygritte und einer ebenfalls höchst tragischen Liebesgeschichte zu Fanliebling Jon Snow der Durchbruch.
Mit dessen Darsteller, Kit Harington (35), ist sie seit 2018 gar verheiratet. In der ebenfalls von HBO produzierten Fantasy-Serie blieb ihnen so ein glückliches Ende jedoch verwehrt. Was eine finale Frage aufwirft: Werden auch Zuschauerinnen und Zuschauer von „The Time Traveler’s Wife“ wieder die Taschentücher zücken müssen? Oder finden sich doch noch Raum und Zeit für ein Happy End? Wer das erfahren will, hat sechs Pflichttermine in der nahen Zukunft.