Von der Castingshow „The Voice of Germany“ zu einem der bekanntesten Singer-Songwriter Deutschlands: Max Giesinger (36) hat es geschafft. 2016 feierte er mit seinem Mega-Hit „80 Millionen“ seinen großen Durchbruch. „Ein unglaubliches Jahr“, blickt der 36-Jährige im Interview zurück.
Mit seiner neuen Single „Menschen“ öffnet er nun das nächste Kapitel seiner Karriere. Der Song ist gleichzeitig auch der Soundtrack einer Kooperation mit der Aktion Mensch. „Wir wollen uns gemeinsam für Vielfalt und Inklusion starkmachen und den Fokus auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt lenken.“ Über sein Engagement und über sein besonderes Jubiläum in diesem Jahr spricht der Musiker im Interview.
Sie haben in diesem Jahr den zehnten Geburtstag Ihres Debütalbums „Laufen lernen“ gefeiert, inklusive 16 Arenashows. Wenn Sie auf die letzten zehn Jahre zurückblicken – was waren die größten Highlights Ihrer Karriere?
Max Giesinger: Eines der größten Highlights war definitiv, als „80 Millionen“ so durch die Decke ging. Sich selbst immer häufiger im Radio zu hören, plötzlich total viele Festivalanfragen zu bekommen und endlich den langersehnten Durchbruch zu schaffen – das war schon ein enormes Glücksgefühl. Das nächste Highlight kam dann sogar im selben Jahr. Ich stand auf der größten Bühne meiner Heimat: bei „Das Fest“ vor 40.000 Menschen und alle haben meinen Song mitgesungen. Das werde ich nie vergessen. Im Winter desselben Jahres habe ich dann auch noch die „1 Live Krone“ für den besten Song des Jahres gewonnen. Ein unglaubliches Jahr.
Heute arbeiten Sie auch als Coach. Was raten Sie jungen Musikerinnen und Musikern, die auf die Bühne möchten? Was braucht es für den Erfolg?
Giesinger: Ich denke, den unbedingten Willen, das Ganze wirklich zu wollen – mit allem, was dazugehört. Es ist auch wichtig, Menschen um sich herum zu haben, die einen dort unterstützen, wo man selbst nicht so fit ist. Aber bevor es so weit ist, heißt es einfach Erfahrungen zu sammeln: viel üben, sich bei Newcomer-Wettbewerben anmelden, Leute kennen lernen. Die meisten werfen das Handtuch, wenn die ersten Rückschläge eintrudeln, aber die gehören nun mal dazu. Ich habe zahllose Absagen von Labels bekommen und in leeren Clubs gespielt. Habt Geduld, nehmt euch Zeit, eure eigene Stimme und Geschichte zu finden.
Mit Ihrer neuen Single „Menschen“, deren Titel auch der Name des neuen Albums ist, beginnt nun das nächste Kapitel Ihrer Karriere. Was sind Ihre Pläne?
Giesinger: Mit der Platte möchte ich wieder mehr back to the roots. Alles soll schön organisch klingen. Ich will, dass die Menschen hören, dass da echte Musiker an den Instrumenten sitzen. Nächstes Jahr wird der Fokus erstmal darauf liegen, das neue Album in die Welt zu tragen. Konzerte spielen, eine große Tour Ende des Jahres und sicher ein paar TV-Shows.
Ihr neuer Song „Menschen“ ist auch Soundtrack einer Kooperation mit der Aktion Mensch. Welche Botschaft wollen Sie mit dem Lied vermitteln?
Giesinger: Ich will, dass die Menschen wieder näher zusammenrücken. Unsere Gesellschaft driftet seit Jahren immer weiter auseinander. Die Gräben verhärten sich, und wir haben verlernt, normal miteinander zu sprechen. Ich weiß, dass wir das besser können und am Ende geht’s ja hier auf der Erde auch nur miteinander. Wir sollten uns in Zukunft mehr auf das konzentrieren, was uns vereint, und nicht auf das, was uns unterscheidet. Mein Song „Menschen“ soll hier eine Brücke schlagen. Und das passt perfekt zu den Zielen der Aktion Mensch: Wir wollen uns gemeinsam für Vielfalt und Inklusion starkmachen und den Fokus auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt lenken.
Wie kam es zu der Zusammenarbeit und wie genau sieht sie aus?
Giesinger: Die Aktion Mensch hatte mich damals für eine kleinere Aktion angefragt. Und meine Management-Jungs sagten: „Oh, wenn wir euch schon mal am Telefon haben – wir haben da einen neuen Song, der großartig zu euch passt. Wollt ihr ihn mal anhören?“ So kam eines zum anderen. Wir planten dann direkt ein paar weitere Aktionen – die Aktion Mensch hat mich zum Beispiel dabei unterstützt, das Video zum Song barrierefrei zu gestalten. Und wir haben einen wunderbaren Spot in einem inklusiven Sportprojekt gedreht.
Sie haben den SV Eidelstedt in Hamburg besucht, der auch von der Aktion Mensch gefördert wird, und konnten dort ausprobieren, wie Rollstuhlbasketball funktioniert. Wie war die Erfahrung?
Giesinger: Ich hatte dort einen megaschönen Tag und habe viele liebe Menschen kennengelernt und ein paar Körbe aus dem Rollstuhl geworfen – was sich als ziemlich schwierig herausgestellt hat. Nach dem Tag kann ich sagen: Inklusiver Sport macht richtig Bock.
Haben Sie in Ihrer Karriere bisher Momente erlebt, in denen Sie sich mehr Inklusion gewünscht hätten?
Giesinger: Ich glaube, das Thema Inklusion fängt gar nicht unbedingt bei den großen Strukturen an, sondern bei uns selbst. Oft sind es kleine Dinge, die man ändern kann: wie man redet, wen man einlädt, wie man Räume gestaltet. Klar, die Musikbranche könnte da auch noch mehr tun, aber ich habe in meiner Karriere gemerkt, dass man selbst den Unterschied machen kann. Einfach mal hinschauen, aufmerksam sein und offen für Neues bleiben. Am Ende geht es ja darum, dass sich alle willkommen fühlen – egal woher man kommt oder welche Herausforderungen man hat.
Haben Sie selbst Berührungspunkte mit Menschen mit Behinderung?
Giesinger: Direkte Berührungspunkte hatte ich bisher nicht, aber das hat mich umso mehr motiviert, mich mit dem Thema Inklusion auseinanderzusetzen. Gerade durch die aktuelle Zusammenarbeit habe ich die Möglichkeit, neue Perspektiven zu entdecken und zu lernen, wie wichtig es ist, aktiv Barrieren abzubauen. Ich glaube, dass Inklusion nicht nur für Menschen mit Behinderung bereichernd ist, sondern uns alle als Gesellschaft stärkt – und ich freue mich darauf, in Zukunft mehr darüber zu erfahren und meinen Teil dazu beizutragen.
Mit der bevorstehenden Weihnachtszeit rücken auch der soziale Gedanke und das Miteinander wieder stärker in den Fokus. Was bedeutet Ihnen diese Zeit?
Giesinger: Ich mag die Weihnachtszeit, weil es so schön gemütlich ist. Mit den Freunden auf den Weihnachtsmarkt gehen und dann endlich mal wieder richtig Zeit für die Liebsten haben. Sich auszutauschen und bis spät in die Nacht Brettspiele spielen. Das ist schon was Besonderes. Ich denke mir danach immer, dass es schade ist, dass ich so selten in meiner Heimat bin.
(obr/spot)
Bild: „Inklusiver Sport macht richtig Bock“, findet Max Giesinger. / Quelle: Aktion Mensch