Die britische Schauspielerin Glynis Johns, die im Filmklassiker „Mary Poppins“ die Mutter Winifred Banks spielte, ist am Donnerstag (4. Januar) in einem betreuten Wohnheim in Los Angeles gestorben. Das bestätigte ihr Manager Mitch Clem dem Branchendienst „Variety“. Sie war im Oktober 100 Jahre alt geworden.
„Ein düsterer Tag für Hollywood“
„Glynis kämpfte sich mit Intelligenz, Witz und Liebe zur Leistung durchs Leben und beeinflusste Millionen von Leben“, würdigte Manager Clem die Verstorbene in einer Erklärung. „Sie trat zu Beginn meiner Karriere in mein Leben und legte sehr hohe Maßstäbe dafür, wie man sich mit Anmut, Klasse und Wahrheit in dieser Branche zurechtfindet. Ihr Licht schien 100 Jahre lang sehr hell.“ Weiter teilte er mit: „Sie hatte einen Verstand, der einen aufhalten konnte, angetrieben von einem Herzen, das zutiefst und rein liebte. Heute ist ein düsterer Tag für Hollywood. Wir trauern nicht nur um unseren lieben Glynis, sondern auch um das Ende des goldenen Zeitalters Hollywoods.“
Das Schauspielern war Glynis Johns in die Wiege gelegt: Ein Porträt aus dem Jahr 1963 in „The Desert Sun“ beschrieb sie als die „vierte Generation einer Theaterfamilie“ und berichtete, dass sie ihr Theaterdebüt im Alter von nur drei Wochen gab, als ihre Eltern sie während einer Aufführung auf die Bühne brachten. Ihr Leinwanddebüt gab sie dann 1938 im zarten Alter von 13 Jahren in „South Riding“. Den Durchbruch brachte ihre Rolle der Mrs. Banks in „Mary Poppins“ an der Seite von Julie Andrews (88), Dick Van Dyke (98) und David Tomlinson (1917-2000) im Disney-Klassiker von 1964. Ihre berühmteste Rolle begann allerdings mit einer Enttäuschung: Denn Johns glaubte zunächst, sie sei für die Hauptrolle der Mary Poppins im Film vorgesehen, woraufhin Walt Disney die Produktion aufforderte, ein Lied für Mrs. Banks zu schreiben. Das Ergebnis dieser Bemühungen war der Song „Sister Suffragette“.
Glynis Johns gewann einen Tony für ihre Rolle als Desiree Armfeldt in der ursprünglichen Broadway-Produktion von Stephen Sondheims „A Little Night Music“, in der sie das von Sondheim für sie geschriebene Lied „Send in the Clowns“ vorstellte. Darüber hinaus wurde sie für ihre Nebenrolle in „The Sundowners“ aus den 1960er Jahren für den Oscar nominiert. Ihren letzten Filmauftritt hatte Johns in Molly Shannons Film „Superstar“ (1999), in dem sie die Rolle der Oma spielte.
Bewegtes Privatleben
Im Oktober 2023 konnte die Schauspielerin noch ihren 100. Geburtstag feiern. Gegenüber der Nachrichtenagentur „ABC7“ sagte sie damals, dass sie sich trotz dieses bemerkenswerten Jubiläums nicht anders fühle. „Für mich macht es keinen Unterschied“, betonte sie und fügte in ihrer bekannt witzigen Art hinzu: „Nun, ich sah in jedem Alter sehr gut aus.“
Glynis Johns war viermal verheiratet und geschieden. Mit ihrem ersten Ehemann Anthony Forwood (1915-1988) bekam sie 1945 einen Sohn, der ebenfalls als Schauspieler arbeitete. Gareth Forwood ist jedoch bereits im Jahr 2007 verstorben.
(ae/spot)
Bild: Der Musicalfilm „Mary Poppins“ von 1964 ist Kult – und machte auch Schauspielerin Glynis Johns zur Hollywoodlegende. / Quelle: 1997 Paul Smith / Featureflash/ImageCollect