Schauspielerin und Comedienne Thelma Buabeng (43) kam 1981 im westafrikanischen Ghana zur Welt und ist ab 1984 im Rheinland aufgewachsen. Schon als Kind habe sie sich gern präsentiert, wie sie im Interview mit spot on news erzählt. Die Schauspielerei vollends für sich entdeckt habe sie dann als Teenie in einer Theatergruppe. Trotzdem studierte sie erst Medienmarketing in Köln, auch ihrer Mutter zuliebe. „Der Schauspielerei gegenüber war sie sehr skeptisch. Immer wieder hat sie gesagt: Wenn sie den Fernseher anmacht, sieht sie niemanden, der so aussieht wie ich. Aber wahrscheinlich war genau das auch ein großer Ansporn für mich“, erinnert sich Buabeng. Mittlerweile lebt sie zwar seit mehr als 15 Jahren in Berlin, „vom Herzen her bin ich aber immer noch ne rheinsches Mädsche“, das sich „das Kölsche, die Fröhlichkeit der Menschen, den Charme“ bewahrt habe.
Am heutigen Montag (30. September) startet um 20:15 Uhr im ZDF eine neue Krimireihe mit der Auftaktfolge „Die Polizistin und die Sprache des Todes“. Die Titelrolle verkörpert Thelma Buabeng. Was das für sie bedeutet, erzählt sie unter anderem im Interview.
Der Einstieg in die Fernsehschauspielerei ist Ihnen 2003 mit einer Rolle in der „Lindenstraße“ (1985-2020) gelungen. Erinnern Sie sich gerne an diese Zeit?
Thelma Buabeng: Na klar, das war doch mein allererster Auftritt. Liz Baffoe [55, Red.] hat damals ja schon in der „Lindenstraße“ gespielt. Mit der Familie Baffoe bin ich groß geworden. Es war auch eine ghanaische Familie, die wir kannten. Entsprechend war Liz ein Vorbild für mich. Als ich dann selbst für die „Lindenstraße“ vor der Kamera stand, war es total aufregend.
Seither haben Sie in vielen „Tatort“-Krimis mitgespielt, inhaltlich ging es dabei meist um Migration und Asyl. In der neuen Krimireihe „Die Polizistin“ ist es völlig anders?
Buabeng: Ja, genau. In „Die Polizistin und die Sprache des Todes“ spiele ich die Titelrolle, eine BKA-Chefermittlerin. Bisher dachte ich immer, wenn man es als Mensch mit Migrationshintergrund und in meinem Fall als Schwarze Frau im deutschen Fernsehen geschafft hat, ist man „Tatort“-Kommissarin. Und jetzt habe ich sogar quasi meinen eigenen „Tatort“ bekommen. Darauf bin ich wirklich sehr stolz. Ich glaube, ich bin die erste Schwarze titelgebende Kommissarin im deutschen Fernsehen.
Im „Tatort“ habe ich schon mitgespielt, das stimmt, da aber meistens auch Klischees bedient oder kleinere Rollen gehabt. Über diese Rollen habe ich mich auch sehr gefreut, trotzdem ist es natürlich schöner, nicht immer die Opferrollen zu spielen. Nun spiele ich Gloria Acheampong, eine Fallanalytikerin vom BKA, eine Profilerin, die zu dem Ort gerufen wird, wo sie gebraucht wird. Das ist natürlich total spannend und aufregend. Ich bin jetzt einfach die Hauptfigur und das macht schon einen ganz, ganz großen Unterschied.
Haben Sie das Gefühl, dass es eine Tendenz zu weniger stereotypen Rollenbesetzungen gibt?
Buabeng: Man merkt schon, dass sich die Menschen in der Filmbranche des Themas mehr bewusst sind und auch versuchen, einige Dinge anders zu machen. Es sind kleine Schritte, Babyschritte – aber ich glaube, wir bewegen uns in die richtige Richtung.
Florence Kasumba (47) war die erste Schwarze „Tatort“-Ermittlerin in einem Kommissarinnen-Duo. Sie wurde 2018 eingeführt. Bei Ihnen ist es nun sogar die Titelrolle. Welche Reaktionen haben Sie bekommen?
Buabeng: Ich glaube, genauso aufgeregt und stolz, wie die komplette Community darauf war, dass Florence in diesem wichtigen deutschen TV-Gut mitmacht, ist die Community jetzt auch auf mich. Ich bekomme sehr viel positives Feedback. Viele warten schon ganz gespannt auf die Ausstrahlung.
Positive Resonanz bekomme ich auch schon lange, weil ich seit Jahren eine wiederkehrende Rolle in der Sendung „Löwenzahn“ [seit 1981] spiele. Mütter aus unserer Community sagen öfter zu mir: „Och Thelma, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schön es ist, morgens mit meinen Kindern Fernsehen zu gucken und dann eine Schwarze Person im Kinderprogramm zu sehen, die beliebt ist. Das sind schon Momente, die mich stolz machen. Und genauso ist es jetzt auch bei meiner Hauptrolle.
Sie repräsentieren Ihre Community schon seit Jahren aktiv. Auf Instagram bezeichnen Sie sich auch als Aktivistin. Was liegt Ihnen besonders am Herzen?
Buabeng: Diversität in meiner Branche liegt mir besonders am Herzen. Verglichen mit anderen Menschen bin ich natürlich nur eine Laienaktivistin. Aber ich habe schon immer versucht, in meinem Dunstkreis den Mund aufzumachen, wenn ich das Gefühl habe, dass es so nicht funktioniert. Ich habe Themen wie Rassismus aber auch in meinem Comedy-Programm auf andere Weise verpackt, damit die Zuschauerinnen und Zuschauer sich mit dem Thema beschäftigen.
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Als Lebensmotto steht auf Ihrem Instagram-Account: „I wake up, I am wonderful und I go to bed“ (Dt. „Ich wache auch, ich bin wunderbar und ich gehe schlafen“). Der Spruch klingt positiv selbstbewusst. Beschreibt Sie das gut?
Buabeng: Ja, ich glaube schon. Ich bin auf jeden Fall ein Glas-halb-voll-Mensch, ein Mensch mit einer positiven Grundeinstellung und bringe auch andere gerne zum Lachen. Diesen Dreizeiler habe ich mal irgendwo im Internet gelesen und fand ihn so witzig, dass ich ihn übernommen habe. Da muss man doch direkt schmunzeln.
In „Die Polizistin und die Sprache des Todes“ sagen Sie an einer Stelle zu Ihrem Filmsohn: „Du musst besser sein als die anderen“. Für Kinder mit Migrationshintergrund scheint das ja lange so gewesen zu sein. Würden Sie sagen, dass das immer noch gilt?
Buabeng: Ich würde mal behaupten, dass jedes migrantische Kind – und nicht nur die mit schwarzer Hautfarbe – diesen Satz schon tausendmal von den Eltern gehört hat. Ganz oft ist es ja so, dass unsere Eltern unseretwegen nach Deutschland gekommen sind, um zu versuchen, uns ein besseres Leben zu ermöglichen. Meist arbeiten sie viel und wollen dann auch, dass wir glänzen – und nicht negativ auffallen. Ich glaube, es gibt bestimmte Sätze, die wir alle gehört haben – ich auch von meinen Eltern.
Im Krimi haben Sie es mit dem inhaftierten Rudi Butscher zu tun. Der wird gespielt von dem vielfach ausgezeichneten österreichischen Theater- und Filmstar Nicholas Ofczarek (53). Wie war die Zusammenarbeit?
Buabeng: Unfassbar gut. Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich darüber nachdenke. Beruflich war ich vorher schon ein großer Fan. Doch auch auf der persönlichen Ebene haben wir uns sehr gut verstanden. Wir haben so viele Abende zusammengesessen und so viel gelacht. Aber auch bei den Proben für die Szenen war klar, dass er einer der besten und routiniertesten Schauspieler ist, die es derzeit gibt.
Nicki ist seit 30 Jahren an der Burg [Wiener Burgtheater] – ich kenne kaum einen Schauspieler mit so einer langen Festanstellung an einem Theater. Dass er sein Handwerk so gut beherrscht, spürt man auch am Set. Ich habe in der kurzen gemeinsamen Zeit am Set unfassbar viel von ihm gelernt und es sind wirklich packende Szenen entstanden. Ein echtes Duell zwischen Butscher und Acheampong.
Der Krimi spielt im hohen Norden an der deutsch-dänischen Küste. Wie hat es Ihnen dort gefallen?
Buabeng: An der dänischen Grenze war ich vor den Dreharbeiten tatsächlich noch nie. Es hat mir irre gut gefallen. Wenn man aus diesem lauten, sehr aktiven und manchmal auch anstrengenden Berlin kommt, ist es total erholsam, plötzlich so viel Natur, Wasser, tolle Luft und Ruhe um sich zu haben. Schon der Weg morgens zum Drehort war sehr schön. Es ist so ruhig da, dass es nach langen Drehtagen manchmal sogar eine kleine Herausforderung war, in einem Restaurant noch etwas zu essen zu bekommen. (lacht)
Wann wird der nächste „Die Polizistin“-Krimi gedreht und können Sie schon verraten, wo er spielen wird?
Buabeng: Wir hatten schon ein paar Vorbesprechungen für Szenen, gedreht wird der Film im kommenden Jahr. Ich denke, dass ich immerhin verraten darf, dass der nächste Film nicht dort gedreht wird, wo der erste entstanden ist.
(ili/spot)
Bild: Schauspielerin Thelma Buabeng als BKA-Profilerin Gloria Acheampong in der Auftaktfolge „Die Polizistin und die Sprache des Todes“. / Quelle: ZDF / Christine Schroeder