Komiker Phil Laude (32) ist in erster Linie durch seine lustigen YouTube-Sketche bekannt. Über 1,1 Millionen Menschen haben ihn dort abonniert, seine Videos über die deutsche Popkultur wurden teils über acht Millionen Mal geklickt. Mit dem Trio Y-Titty wurde Laude bereits 2006 zum YouTube-Star. Nach der Auflösung 2015 stand der Entertainer schnell auf eigenen Füßen und widmete sich seiner großen Leidenschaft: der Schauspielerei. 2021 gelang ihm der große Wurf: Mit der ARD-Produktion „Almania“ schaffte es seine eigene Serie mit zwei Pilotfolgen in die ARD-Mediathek.
In der Mockumentary spielt er den 28-jährigen Lehreranwärter Frank Stimpel. Weil der überkorrekt, regelbesessen und stocksteif auftritt, gilt er bei Schülern und Kollegen als „typischer Alman“. Wegen eines Fehltritts wird Stimpel an eine Gesamtschule einer Großstadt versetzt und muss sich dort mit pädagogischen Härtefällen auseinandersetzen.
Am 21. April erscheinen acht neue Folgen von „Almania“ in der Mediathek. Laude ist bereits mächtig aufgeregt, wie er im Interview erklärt. Dabei hätte es die Serie fast gar nicht gegeben, wie er er der Nachrichtenagentur spot on news verraten hat.
Die Serie heißt „Almania“. Aber was ist überhaupt ein Alman?
Phil Laude: Für mich ist es der „Prototyp Deutsch“. Aber das funktioniert für mich unabhängig von der Nationalität oder Herkunft. Ich kenne mittlerweile Almans aus verschiedensten Ländern (lacht). Es ist eher der Lifestyle als der „German Way of Life“. Das ist auch nicht nur negativ besetzt. Ich mache mich in meiner Comedy zwar über die Eigenheiten lustig, aber Dinge wie Beständigkeit und zu seinem Wort zu stehen, gehören ja auch zum „Alman-Sein“.
Sie haben sich für das Schulumfeld entschieden. Wieso?
Laude: Ich finde so schön an dem Thema, dass es so verbindend ist. Es verbindet uns über alle Generationen und Unterschiede hinweg, weil wir alle da waren. Und es ist für uns alle der Weg ins Erwachsenenleben. Das find ich auch so spannend: Es ist ein Mikrokosmos, in dem sich nicht wirklich viel verändert hat. Auf der anderen Seite haben wir eine Welt, die sich so krass schnell verändert. Das muss auch Frank Stimpel in der Serie lernen, dass seine persönliche Erfahrung aus dem Vorstadtgymnasium mit der realen Welt nicht mehr Schritt hält.
Die beiden ersten Folgen „Almania“ gibt es bereits seit 2021. Wie war damals das Echo?
Laude: Die kamen sehr gut an. Sie wurden viel geguckt und das Feedback war positiv. Natürlich gab es auch Kritik. Allerdings bin ich auch noch neu in der Serienbranche. Mein Team bestand aus einer Mischung von Leuten, mit denen ich YouTube mache und aus welchen, die aus der klassischen Film- und Serienwelt kommen. Insofern war das für uns alle ein Experiment und wir haben durch die Pilotfolgen viel gelernt, was jetzt in den neuen Folgen besser gelaufen ist.
Was hat YouTube dem Fernsehen voraus?
Laude: Am meisten das schnelle Feedback. Es ist ganz einfach, den Content mit deiner Community zu entwickeln oder das Feedback einzuarbeiten. Das geht superschnell. Man hat eine Idee und setzt sie in den nächsten drei bis vier Tagen um. Das geht bei den Öffentlich-Rechtlichen nicht so schnell. Bei den YouTube-Sketchen muss in den ersten vier Sekunden die erste Punchline sitzen. Sonst swipen die Leute weg. Da hast du aber natürlich bei einer Serie eine ganz andere Erzählform.
Sie definieren sich sehr über den Jugend-Slang, aber die ersten grauen Schläfen kommen schon. Wie lange geht das noch gut?
Laude: Ich glaube, es wird umso lustiger, je grauer ich bin (lacht). Der 30. Geburtstag war schon was Besonderes für mich. Ich nehme mich sehr wahr über das Feedback, das ich auch von außen bekomme. Und ich habe schon das Gefühl, man wird dann anders wahrgenommen. Das Thema Erwachsenwerden beschäftigt mich schon sehr lang. Ich habe das für mich auch anders definiert, als einfach nur 18 zu werden. Das ist eher eine lebenslange Aufgabe. Das bedeutet für mich aber definitiv nicht, dass ich keine YouTube-Videos oder Faxen machen kann. Ganz im Gegenteil. Ich denke, das ist ein Teil von mir, den ich sehr mag und den ich immer beibehalten werde.
Corona hat Ihre Stand-up-Pläne über den Haufen geworfen. Wann wird das nachgeholt?
Laude: Ich glaube, die Serie hätte es wahrscheinlich nicht gegeben, wenn nicht Corona gekommen wäre. Dann hatte ich Zeit für sowas. Aber stimmt, eigentlich war ich auf der Stand-up-Schiene und Corona kam bevor ich mein Programm fertig hatte. Das habe ich dann auf Eis gelegt. Ich habe aber auch das Gefühl, du wirst ein lustigerer Stand-up-Comedian je mehr Lebenserfahrung du hast. Und deswegen kann ich das auch in fünf oder zehn Jahren noch machen. Ganz los lässt einen die Bühne eigentlich nie. Aber eins nach dem anderen.
Ihre Freundin Maria Clara Groppler ist auch Komikerin, mit ihr arbeiten Sie viel zusammen. Wie bereichert sie Ihre Kunst?
Laude: Es ist eine besondere Form von Beziehung, wenn beide Künstler sind. Wir tauschen uns schon die ganze Zeit aus über alles, was wir machen. Wir schreiben zusammen Jokes, so haben wir uns auch kennengelernt. Und wir geben uns Feedback. Da muss man dann halt ne gesunde Life-Work-Balance hinbekommen, aber das funktioniert auch ganz gut. Ich find es etwa auch total wichtig, dass man mal ernst ist.
Haben Sie schon Lust auf die nächste Staffel „Almania“?
Laude: Ja natürlich. Davon träume ich. Wir sind auch schon am Schreiben und sammeln Ideen. Schon seit den Pilotfolgen war die Idee für die erste Staffel da. Mein Traum wäre es, dass man die Reise dieser Schulklasse fertig erzählt. Aber am Ende muss es das Publikum entscheiden. Bisher sieht es gut aus, aber ich bin jetzt natürlich trotzdem sehr aufgeregt, wie es ankommen wird (lacht).
(jer/spot)
Bild: „Almania“: Lehreranwärter Frank Stimpel (Phil Laude) machen seine Schüler ganz schön zu schaffen. / Quelle: SWR Presse/Bildkommunikation/Vincent Franken