Moderatorin und Schauspielerin Katrin Bauerfeind (39) kehrt mit ihrer Comedyserie „Frau Jordan stellt gleich“ zurück. Die dritte Staffel steht ab 18. November exklusiv bei Joyn PLUS+ zum Abruf bereit. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht die Hauptdarstellerin über die neuesten Entwicklungen im Gleichstellungsbüro von Eva Jordan. Zudem erklärt Bauerfeind, wie die Serie sexuelle Belästigung thematisiert und warum die Gesellschaft sich bei dem Thema „noch schwertut“.
Die dritte Staffel „Frau Jordan stellt gleich“ startet. Was sind die spannendsten Fragen, die die Serie dieses Mal in Sachen Gleichstellung thematisiert?
Katrin Bauerfeind: „Mein“ Büro setzt sich dafür ein, Städte für Frauen sicherer zu machen. Aber es geht auch um kostenlose Tampons in öffentlichen Gebäuden und die Frage, warum die Klimaanlagen sich dort immer an Männer anpassen. Wichtigste Neuerung: Wir haben einen Antidiskriminierungsbeauftragten und da kommt’s schnell zu einer Konkurrenzsituation, im Sinne von: Wer kämpft hier für das wichtigere Thema. Aber ganz am Ende setzen wir uns natürlich für mehr Humor ein, denn es ist ja ’ne Comedyserie.
Haben Sie bei einem Thema nach dem Dreh eine andere Sicht auf die Problematik bekommen?
Bauerfeind: Ich bin durch mein Buch und mein Bühnenprogramm dazu eigentlich im Thema, aber man ist doch immer wieder überrascht, dass wir immer noch darüber reden, Frauen für denselben Job dasselbe Geld zu zahlen, dass der Frauenanteil in Führungsetagen, politischen Ämtern und in den Medien immer noch gering ist, dafür aber hoch in den Jobs, die zwar „systemrelevant“ sind, aber mau bezahlt werden. Auch sowas versuchen wir bei „Frau Jordan stellt gleich“ zu behandeln, und trotzdem den Humor nicht zu verlieren.
Sind Sie mit Frau Jordan immer einer Meinung?
Bauerfeind: Nein. In Staffel 3 geht sie oft dahin wo’s weh tut, auch ihr. Und sie kämpft auch mal unfair. Ich habe ihr oft die Daumen gedrückt, dass sie aus der ein oder anderen Nummer sympathisch wieder rauskommt. Evas Würde hat manchmal Platz in einem Fingerhut. Das war schlimm zu spielen, ist aber lustig zum Gucken.
Philipp gerät in den Verdacht der sexuellen Belästigung. Wie schafft es die Serie, das Thema angemessen anzusprechen?
Bauerfeind: So wie es der „Tatort“ mit dem Thema Mord macht, oder Tom und Jerry mit dem Thema Tierschutz. Wir sind ja keine Doku-Serie. Wir sind eine Comedyserie. Wer von uns ernsthafte Auseinandersetzung erwartet, bestellt in der Pizzeria auch Sushi. Wir versuchen intelligente Unterhaltung und beschäftigen uns dennoch mit relevanten Themen. Das ist, was man von uns erwarten kann.
Wie finden Sie, wird mit dem Thema, den Verdächtigen und den Opfern in den Medien umgegangen?
Bauerfeind: Man merkt, dass die Gesellschaft sich noch schwertut und noch sehr alte Reflexe greifen. Um das zu ändern, kann man mal damit anfangen, den Frauen zu glauben.
Ein neuer Antidiskriminierungsbeauftragter mischt das Stadthaus auf. Was können Sie über ihn verraten und wie waren die Dreharbeiten mit Malick Bauer?
Bauerfeind: Malick ist ein super charmanter Kollege, der unser Team perfekt ergänzt. In der Serie sind wir natürlich alle sehr neidisch, denn wir wirken neben ihm wie alte, weiße Leute, die nicht mehr genau wissen, warum sie sich mal engagieren wollten, während er gerade die wichtigen und richtigen Kämpfe kämpft.
Sie haben auf Instagram kürzlich Grafiken zur Gleichstellung (Diskriminierung) im Fernsehen geteilt, die noch immer bei Geschlecht und ethnischer Herkunft große Unterschiede aufzeigen. An welchen Stellen muss konkret im TV geschraubt werden?
Bauerfeind: Äh, an allen. Nennen Sie mir drei Frauen mit einer Personality-Show oder Showmasterinnen, mit regelmäßiger eigener Sendung. Dagegen stehen ausschließlich Männer, die sich häufig von Dings zu Bums moderieren können. Bei uns ist der Hauptcast zu 90 Prozent weiblich und der einzige Mann im Gleichstellungsbüro ist unsere beste Feministin. Wir achten darauf, dass wir Regisseure und Regisseurinnen haben, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Autoren und Autorinnen und so lange man das noch als Besonderheit erwähnen muss, haben wir es noch nicht geschafft.
Was fehlt Ihnen im deutschen Programm?
Bauerfeind: Mehr Gemischtwarenladen. Mehr junge und alte Leute zusammen, gern irre divers. Dann würde ich sagen, mehr Mut Dinge auszuprobieren und weniger Angst irgendwen zu verprellen.
Wie wollen Sie abseits von Frau Jordan Ihren Beitrag dazu leisten?
Bauerfeind: Ich mach ja weiterhin meinen Late-Night-Talk bei ONE, in dem ich diese Themen anspreche und finde wir sind bei „Frau Jordan stellt gleich“ damit auch gut unterwegs. Eine alte Freundin aus der Heimat hat mich angerufen nach Staffel 1 und gesagt: „Das war das Lustigste seit langem und ich wusste ehrlich gesagt nicht, dass ich so benachteiligt bin.“ Seitdem schickt sie mir ständig Sprüche und alles, was ihr zu dem Thema auffällt und kann es manchmal selbst nicht glauben. Ich denke, wir erreichen die, die sich nie ein Sachbuch dazu durchlesen würden mit unserer Comedyserie am besten. Gerade auch deswegen kann man bei wichtigen Themen nicht auf den Humor verzichten.
Sie haben den Deutschen Comedypreis moderiert und sind seit Ende September mit der Info-Late Night „Bauerfeind – Die Show zur Frau“ auf Sendung. Ist Schauspielerei oder Moderation gerade Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Bauerfeind: Ich mach ja von Anfang an alles. Ich kann auch einfach alles! Spaß, es ist wie mit dem Lieblingsessen: Am besten schmeckt es, wenn es zwischendurch mal was anderes gibt. Und ähnlich wie beim Essen wechsle ich munter von Lieblingsbeschäftigung zu Lieblingsbeschäftigung.